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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Fenster zu gehen. Ich zog den Vorhang zurück und ließ den Blick über die Dächer von Marseille schweifen. Noch immer waren der Lärm spielender Kinder und das Hundegebell zu hören. Ich hatte diese Reise angetreten, um Etienne zu finden, und nun, da unser Kind nicht mehr war, brauchte ich ihn umso dringender.
    Mein Blick glitt von den Dächern nach unten zu den Wäscheleinen mit den bunten Kleidungsstücken, die zwischen die hohen, schmalen Häuser gespannt waren. Ich wusste, dass ich keine Garantie hatte, Etienne oder seine Schwester in Marrakesch zu finden.
    Und doch konnte ich jetzt nicht nach Hause fahren. Während es im Zimmer allmählich dunkel wurde, begriff ich, dass ich nicht in mein früheres Leben zurückkehren konnte, ehe ich nicht vollendete, was ich begonnen hatte, gleich, welchen Ausgang mein Vorhaben nahm.

SIEBZEHN
    W ährend meiner ersten Nacht in Marrakesch schlief ich trotz des betäubenden Rosendufts unruhig in meinem weichen Bett. Nach dem Erwachen stand ich auf, zog mich rasch an und begab mich zur Rezeption.
    Ich fragte Monsieur Henri, ob Dr. Etienne Duverger Gast im Hôtel de la Palmeraie gewesen sei oder es noch immer war. Mir wurde bewusst, dass ich meine Finger schmerzhaft ineinandergrub, und als Monsieur verneinte, ließ ich die Schultern sinken und die Hände ruhen. » Sind Sie sicher?«
    Der Concierge sah mich missbilligend an. » Sie können sich auf meine Aussage verlassen, Mademoiselle, schließlich arbeite ich seit der Eröffnung des Hotels vor fünf Jahren hier und habe ein ausgezeichnetes Gedächtnis.«
    Ich blickte auf das dicke Reservierungsbuch, das vor ihm auf dem Tresen lag. » Es geht nur um die letzte Zeit. Könnten Sie vielleicht nochmals nachschauen? Vielleicht hatte ein Kollege von Ihnen Dienst, als er … eincheckte, oder …«
    Monsieur Henri schlug das Buch mit einer langsamen, bedachten Bewegung zu, sodass mir ein warmer Luftstoß ins Gesicht blies. » Das ist nicht nötig. Ich kenne unsere Gäste, wie ich Ihnen bereits sagte, Mademoiselle O’Shea. Einige leben schon seit Jahren hier, da sie den Komfort und Luxus des Hotels den bürokratischen Mühen vorziehen, die der Kauf eines Hauses im Französischen Viertel mit sich bringt.«
    Ich sagte nichts dazu.
    » Die Bestimmungen, um Land oder ein Haus in Marokko zu erwerben, sind ziemlich veraltet und lächerlich«, fügte er hinzu und sah mich noch eindringlicher an. » Ich hoffe, Ihnen also glaubhaft versichert zu haben, dass ein Dr. Etienne Duverger niemals Gast in unserem Haus war.«
    » Danke«, sagte ich und wandte mich zum Gehen, um mich dann nochmals zu Monsieur Henri umzudrehen. » Und was ist mit Manon Duverger? Ich weiß, dass sie in Marrakesch lebt, sicherlich hier in der Ville Nouvelle. Kennen Sie sie?«
    Wieder schüttelte er den Kopf. » Ich kenne den Namen Duverger nicht. Aber …«
    » Ja?«, sagte ich, ein wenig zu eifrig, und trat wieder an den Tresen.
    » Erkundigen Sie sich doch beim Grundbuchamt in der Rue Arles. Dort hat man ein Verzeichnis der Grund- und Hausbesitzer in Marrakesch.« Er zog eine kleine Faltbroschüre unter dem Tresen hervor. Ich fragte mich, warum er mit einem Mal so hilfsbereit war. » Hier ist eine Karte vom Französischen Viertel, damit Sie sich besser zurechtfinden.«
    » Danke, Monsieur Henri. Wirklich sehr nett von Ihnen.«
    Er ließ ein kleines, gebieterisches Nicken erkennen, ehe er sich daranmachte, seinen Federhalter mit Tinte zu füllen.
    Auf meinem Weg zum Ausgang fielen mir die Aquarelle auf, die die Wände der Hotelhalle schmückten. Zwar konnte ich es kaum erwarten, meine Suche zu beginnen, kam aber nicht umhin, sie im Vorübergehen zu betrachten. Sie stammten von verschiedenen französischen Künstlern, deren Namen ich nicht kannte. Einigen von ihnen war es jedenfalls gelungen, das besondere Licht- und Farbenspiel und die Nuancen des marokkanischen Alltagslebens einzufangen. Ein paar der Gemälde zeigten Szenen aus dem Leben der Berber in ihren Lehmhütten oder Nomadenzelten.
    Der Blaue Mann, der uns auf der Karawanenpiste begegnet war, fiel mir wieder ein.
    Ich ging so rasch durch die Straßen, dass es nicht lange dauerte, bis mein Bein schmerzte und ich mein Tempo verlangsamen musste. Wie von einer unsichtbaren Macht getrieben, fiel es mir schwer, ruhig und normal zu gehen.
    Meine Gedanken überschlugen sich, und doch nahm ich auch meine Umgebung wahr. Die Beschriftung der Geschäfts- und Straßenschilder war in Französisch gehalten, und manchmal stand

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