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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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verändert hatte. In vier Tagen, um genau zu sein. Vor vier Tagen hatte sie dieses Penthouse zum ersten Mal betreten. Heute packte sie, um mit Dageus über den Ozean zu fliegen. Und hatte keine Ahnung, was auf sie zukam.
    Sie schüttelte den Kopf. Hatte sie den Verstand verloren? Darüber wollte sie lieber nicht genauer nachdenken. Wenn sie sich die Sache allzu kritisch überlegte, musste ihr natürlich alles fälsch erscheinen.
    Aber es fühlte sich richtig an. Sie fuhr mit, und damit basta. Sie war nicht bereit, Dageus einfach so aus ihrem Leben verschwinden zu lassen - für immer. Er zog sie so unwiderstehlich an wie die kunstvollen Objekte aus dem Mittelalter. Mit Logik hatte das nicht das Geringste zu tun.
    Ihre Gedanken beschäftigten sich mit dem, was vor der Abreise noch zu erledigen war. Sie sollte Tom Bescheid sagen. Wahrscheinlich war er schon krank vor Sorge, und wenn er einen ganzen Monat nichts von ihr hörte, würde er vermutlich das komplette Police Department auf die Suche ansetzen. Aber sie wollte nicht am Telefon mit ihm sprechen - er würde eine Vielzahl unangenehmer Fragen stellen, und ihre Antworten würden ihn kaum überzeugen; sie überzeugten ja nicht einmal sie selbst.
    Eine E-Mail! Das war's. Sie konnte ihm am Computer im Arbeitszimmer eine kurze Nachricht schreiben und abschicken.
    Sie sah auf die Uhr. Dageus dürfte noch mindestens eine Stunde fort sein. Sie zog Jeans und T-Shirt an und lief nach unten. Sie wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Aber was sollte sie schreiben? Welchen Vorwand konnte sie vorbringen?
    Ich habe das gälische Gespenst kennen gelernt; es ist aber im Grunde kein Verbrecher, sondern der attraktivste, interessanteste und klügste Mann, dem ich je begegnet bin. Er nimmt mich mit nach Schottland, damit ich ihm helfe, alte Schriften zu übersetzen. Er glaubt nämlich, verflucht zu sein. Für meine Hilfe bezahlt er mit antiken Kunstgegenständen.
    Klar, super. Und das ausgerechnet von einer Frau, die Tom unaufhörlich wegen seiner moralisch nicht gerade weißen Weste Vorhaltungen gemacht hat. Er würde ihr die Wahrheit nicht glauben. Sie glaubte es ja selbst kaum.
    Chloe ging ins Arbeitszimmer und ließ sich kurzfristig von all den Kostbarkeiten ablenken, die dort verstreut lagen. An diese Achtlosigkeit im Umgang mit wertvollen Relikten würde sie sich wohl nie gewöhnen. Sie nahm eine Hand voll Münzen und sortierte sie. Auf zwei waren Pferde geprägt. Sie legte die anderen zurück und inspizierte die beiden genauer. Die alten Kelten vom Festland hatten Pferde in ihre Münzen geritzt. Pferde waren hoch geschätzt, sie symbolisierten Wohlstand und Freiheit. Sogar eine eigene Göttin war für sie zuständig, Epona. Epona wurde in den alten Inschriften öfter erwähnt als jede andere frühe Gottheit, und von dieser Göttin waren Statuen erhalten.
    »Nein«, urteilte Chloe. »Sie können doch unmöglich so alt sein.« Die Münzen waren in erstklassigem Zustand und sahen aus, als wären sie erst vor wenigen Jahren gefertigt worden. Fast wie neu. Neu genug jedenfalls, damit Chloe in Erwägung zog, es könnte sich um brillante Fälschungen handeln. Aber ohne die geeigneten Mittel, um die Echtheit zu überprüfen, musste sie auf ihre eigene Urteilskraft vertrauen. Und ihr Urteil lautete - auch wenn es schwer zu glauben war: Die Münzen waren tatsächlich echt.
    Plötzlich erstand vor ihren Augen ein Bild: Dageus in schottischem Tartan mit sämtlichen Insignien - ein Krieger mit wildem Haar, an den Schläfen zu Zöpfen geflochten, und dem Breitschwert, das überm Kamin hing, in Händen. Er glich einem keltischen Krieger, als käme er aus einer anderen Zeit.
    Zanders, du bist eine unverbesserliche Träumerin. Sie schüttelte den Kopf, wie um die albernen Gedanken abzuschütteln, legte die Münzen zu den anderen und machte sich ans Werk: schaltete den Computer ein und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Während der Computer summte und hochfuhr, ging Chloe ins Wohnzimmer, schielte auf den Anrufbeantworter und drehte unschlüssig eine Locke um ihren Finger. Das Telefon hatte etliche Male geklingelt, seit er den Ton des AB abgeschaltet hatte.
    Laut Anzeige waren neun Anrufe eingegangen.
    Ihre Hand verweilte unentschlossen über der Wiedergabe-Taste. Sie war nicht eben stolz auf ihre Neigung zum Herumschnüffeln; andererseits war das keine Todsünde. Ein Mädchen hatte das Recht, sich mit all dem Wissen zu bewaffnen, das ihm erreichbar war, oder

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