Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman
Ton zu unterlassen.
Außerdem wies sie darauf hin, dass sie nun schon seit 7 Wochen hier sei, sie habe in dieser Zeit jedes Wochenende durchgearbeitet, aber noch kein Geld erhalten.
Du bekommst das Geld am Ende der Probezeit.
Wie bitte?
Dafür dauert sie auch nur 3 Monate.
Und wovon soll ich so lange leben? Meine Miete bezahlen? Essen?
Der Chef ging wortlos hinaus. Wenig später kam er mit einem Teller Reisgericht mit Curry und Erbsen und einem Hundert-Mark-Schein wieder. Beides, wie er vorwurfsvoll sagte, von seiner Mitbewohnerin.
Bitte, schicke die restlichen Faxe noch weg.
Sie schickte die restlichen Faxe weg, aß nebenher das kalte Reisgericht.
Später stand sie in ihrem billigen roten Mantel im Buswartehäuschen und wartete auf den Nachtbus. Außer ihr stand noch ein Pärchen da, sie hielten sich eng umschlungen.
Ein Besoffener kam des Wegs. Als er sie sah, blieb er stehen, musterte sie und fragte: Wie viel?
Sie sah ihn nicht an. Er trat näher heran und sprach lauter. Sie spürte seinen Atem im Gesicht. Wein.
Wie viel, frage ich!
Sie wandte den Blick ab. (Ich hatte schon ein wenig Angst.)
Der Besoffene teilte ihr mit, dass sie in diesem billigen roten Mantel wie eine Nutte aussähe. Und deswegen frage er sie noch einmal: Wie viel?!
Und du, hätte ich sagen sollen, siehst wie ein Penner aus. Und wenn du mich fragst, wie viel, müsste ich 3 Zentimeter schätzen, nicht mehr, aber natürlich ist man dort nie so schlagfertig, selbst wenn sie nicht so ausgelaugt gewesen wäre vom Tag und der ganzen Zeit davor. Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden.
Bitte, lassen Sie mich in Frieden.
Stattdessen kam der Typ noch näher und packte sie am Arm. Es kam zu einer Rangelei, in deren Verlauf nicht etwa Flora den Besoffenen, sondern dieser sie gegen das Schienbein trat, dass es wie trockenes Holz krachte. Hier griff das Pärchen ein, aber der Mann, der den Angreifer wegzuzerren versuchte, war nicht geschickt genug, der Besoffene entschlüpfte ihm und rannte davon.
Flora sank zu Boden, an ihrem rechten Schienbein wuchs eine Beule, aber in einem Tempo und von einem Ausmaß, dass die Frau neben ihr vor Schreck ihren Mund verdeckte. Ihr Partner hatte den Davonlaufenden eine Weile verfolgt, aber wirklich einholen wollte er ihn nicht, er gab schnell auf und kehrte zum Buswartehäuschen zurück.
Der Bus kam, man alarmierte die Polizei und einen Krankenwagen.
Wie geht es dir? fragte der erschrockene Kopp.
(Flora ist überfallen worden!
Ist sie tot?
Nein.
Oh, sagte Greta.)
Ganz gut, sagte Flora. Es ist nur ein Haarriss.
Tut irgendwas weh?
Im Moment nicht.
Kannst du schlafen?
Wenn du mich ließest.
Entschuldige.
Im Hinterhof, auf das ihr Fenster blickte, bewegten sich die Ranken des wilden Weins, in was für einem Licht, dem des Mondes oder dem aus einem Nachbarfenster, ihre Schatten doppelten sich in den verspiegelten Türen des Kleiderschrankes, den Flora gegenüber dem Fenster aufgestellt hatte, damit
das Zimmer heller wurde. Kopp war schockiert, traurig, wütend, Flora schien nichts davon zu sein, also beruhigte auch er sich rasch.
Sie ging nicht mehr zurück zum Franzosen, und sah natürlich nie Geld von ihm, Schwamm drüber. Das Bein war nur wenige Tage lang gegipst, danach bekam sie eine Schiene, aber sie würde mehrere Wochen lang nicht gut laufen können, also bot Kopp an, dass sie bei ihm und seinem Fahrstuhl wohnen sollte. Sie war einverstanden. Es hätte alles sehr schön sein können - Für eine beschränkte Zeit ist es schön, seine Freundin zu pflegen - aber gerade zu jener Zeit ging es auch bei Kopp beruflich drunter und drüber - Unser Wert verfiel stündlich - und er war quasi nie zu Hause. Und ich sitze hier, wie so ein Burgfräulein. Kein Vorwurf, nur eine Feststellung. Das letzte Mal zum Warten verurteilt war ich als Kind. Es sei denn, sie hievte sich doch auf die Beine, um in den Supermarkt zu krücken, damit es etwas zu essen im Hause gab.
Floras Zusammenbruch erfolgte der Legende zufolge an demselben Tag, an dem Kopp seinen Job verlor, die beiden Ereignisse hatten ansonsten nichts miteinander zu tun. Der Büroleiter kam aus seinem Büro und sagte zu uns: Hört mal alle her etc. Juri schlug vor, eine After-Work-Party (!) zu machen. Sie gingen in eine große Kegelhalle, kegelten wie die Wilden und stopften sich mit Hähnchenschenkeln und Bier voll. Später kauften wir die Designerschreibtische und -lampen für symbolische Beträge aus der Konkursmasse heraus, ein Tisch und zwei
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