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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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das an einer Kette hing. Darauf standen zwei kleine, geschwungene Gläser, eine Schale mit Minzblättern und eine kleine Teekanne.
    Carl erkundigte sich nach Bruce Hutchins’ Funktion beim »Orientalischen Institut für Fachstudien«, das ganz in der Nähe lag und in dem die lokale CIA-Station untergebracht war. Das war natürlich ein Deckmantel für ganz andere Aktivitäten als linguistische, doch es war auch ein Institut für Sprachstudien. Fast das gesamte CIA-Personal, das im Nahen Osten stationiert werden sollte, wurde hier für längere oder kürzere Perioden kulturellen und sprachlichen Drills durchgeschleust. Früher war das »Institut« in Beirut untergebracht gewesen, natürlich vor Bruce Hutchins’ Zeit, doch hatte man es aus recht einleuchtenden Gründen in diesen bedeutend friedlicheren Teil der Welt verlegt.
    Bruce Hutchins hatte den Titel eines stellvertretenden Studienleiters. Das deutete darauf hin, daß er alles andere als regionaler Stationschef war. Folglich erstaunte es Carl nicht im mindesten, daß der junge Beamte nur äußerst vage Vorstellungen davon hatte, worauf Carls Auftrag in Tunesien hinauslief und weshalb man von Seiten der Firma angewiesen worden war, alle nur denkbaren Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Das konnte so mancherlei einschließen. Und wenn Carls bevorstehende Operation, so Bruce Hutchins, den Codenamen Green Dragon erhalten habe, könne man ja gelinde gesagt einen Zusammenhang mit der laufenden Aktion Dragon Hammer vermuten, nicht wahr?
    Ja, lächelte Carl. Das könne man sicher.
    Die NATO hatte mit einer auf den Namen Dragon Hammer getauften Übung begonnen, deren Schwerpunkt auf Sizilien lag. Die Nähe zu Libyen machte es natürlich recht deutlich, gegen wen die Übung sich richtete und wer Drachen war und wer Hammer.
    Doch Bruce Hutchins hatte nicht die blasseste Ahnung, worauf die Operation Green Dragon hinauslief. Bevor Carl etwas andeuten konnte, erhielt er eine Reihe von Vorschlägen, die ziemlich deutlich zeigten, womit sich die CIA normalerweise beschäftigte, wenn es um Libyen ging. Im Augenblick lief eine Desinformationskampagne, die das Ziel hatte, die libysche Regierung zu destabilisieren. Die Amerikaner ließen nachts Schlauchboote an den Stranden landen, installierten falsche Rundfunkstationen und verbreiteten Gerüchte, im Lande gebe es Verschwörungen, die sich gegen Ghaddafi richteten. Es war also nicht verwunderlich, daß der junge Kollege jetzt etwas Ähnliches vermutete, wenn auch mit ausländischen Verbündeten.
    Carl erklärte zerstreut und desinteressiert, mit einem Gespräch über das Ziel der Operation könne man noch etwas warten. In erster Linie gehe es darum, sich möglichst viele Erkenntnisse zu verschaffen. Falls das gelinge, werde der nächste Schritt eher operativ sein, und dann werde er, Carl, einiges an technischer und militärischer Ausrüstung anfordern. Doch das habe Zeit, bis die Frage akut sei. Wie lange werde es übrigens dauern, solche Dinge zu beschaffen?
    Bruce Hutchins schien jedoch etwas cleverer zu sein, als Carl zunächst vermutet hatte. Angesichts der scheinbar einfachen Frage wand er sich unangenehm berührt. Es komme immerhin auf die Art der Ausrüstung an. Die Frage sei nicht so leicht zu beantworten, bevor man mehr darüber wisse, was mit der Operation bezweckt werde.
    Sabotage, Feuerüberfälle und Kommunikation, erklärte Carl kurz. Bruce Hutchins nickte nachdenklich, jedoch ohne auch nur das mindeste Erstaunen zu verraten; er hatte sich also immerhin so sehr auf dieses Treffen vorbereitet, daß er sich sämtliche verfügbaren Angaben über Carl besorgt hatte. Folglich mußte er eine recht genaue Vorstellung davon haben, was hier in Frage kam.
    Carl dachte eine Zeitlang nach und kam zu dem Ergebnis, daß die Ausrüstung, die er sich vorstellte, vom Zeitpunkt der Bestellung an vermutlich innerhalb von vierundzwanzig Stunden geliefert werden konnte. Er vermied es jedoch sorgfältig, etwas Genaues darüber zu sagen, wann eine solche Bestellung zu erwarten war; wenn das Ziel erst einmal geortet war, sollte es keinen Wettlauf mit dem Pentagon geben. Er hatte sich schon längst entschieden: Wenn ihm der erste Schritt gelang, nämlich zu erfahren, wo sich das Ziel befand, würde er dieses Wissen nicht weiterbefördern, bevor er entschieden hatte, ob das Ziel eventuell für einen Sabotageanschlag zu gut geschützt war. In dem Fall blieben nämlich nur die Bomber.
    Carl lehnte den Vorschlag ab, nach dem Tee zum

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