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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Niemandsland, um die Soldaten und die Konstrukte mit Kugeln und Kadabras einzudecken. Nachdem es ihnen anfangs gelang, den Regierungstruppen Verluste beizubringen, wurden einige von den Salven einer schwenkbaren Revolverkanone zerfetzt, und die anderen gerieten in Panik.
    Panik auch auf der Barrikade, wo beim Näherkommen der Konstrukte der geordnete Rückzug sich auflöste und die Kollektivisten in das Gewirr der Straßen und Gassen flohen. Rahul und Maribet wussten nicht wohin. Sie wandten sich in die Richtung der sekundären Verteidigungslinie, die ihnen keine Sicherheit bieten konnte.
    Cutter erfuhr später, was sich zugetragen hatte: Die beiden Remade galoppierten mit ihren aufoktroyierten Gliedmaßen auf der Straße einmal in diese Richtung, einmal in jene, gerufen von angsterfüllten Kollektivisten, die versuchten, ihnen zu helfen. Maribet war mit den Hufen in einen Bombentrichter gestolpert. Sie hatte sich gemüht, wieder auf die Beine zu kommen; Rahul streckte ihr die Hände hin – seines menschlichen und seines Eidechsenkörpers –, um sie zu stützen. Gleichzeitig begann unter Motorgedröhn, Poltern und Scharren die Planierraupe, die Barrikade auseinander zu schieben. Ein miliztreuer Kaktusmann erschien auf dem Kamm des aus Schutt und Sperrmüll aufgetürmten Verteidigungswalls, und ein Tschakra von seinem Köpfer grub sich in Maribets Hals.
    Rahul erzählte es ihnen, nachdem er sich zu Oris Haus durchgeschlagen hatte. Der erste Dirimistentod in New Crobuzon.
    Überall im Gebiet des Kollektivs hingen Plakate, auf denen man versuchte, der Abwanderung der Bevölkerung Einhalt zu gebieten. Der Tenor war halb beschwörend, halb befehlend. JEDER MANN, DEN WIR VERLIEREN, JEDE FRAU, JEDES KIND, BEDEUTET EINE SCHWÄCHUNG DES KOLLEKTIVS. GEMEINSAM KÖNNEN WIR GEWINNEN. Natürlich konnten sie die Flüchtlinge nicht umstimmen, die zwischen den Kordons hindurchschlüpften und Zuflucht in der Unterstadt suchten oder den verwahrlosenden Vororten hinter der Grand Calibre Bridge.
    Die meisten flüchteten in die Kornspirale, in die Ausläufer der Mendicans, die kühnsten in den Rudewood, um dort ihr Dasein als Buschklepper zu fristen. Andere schlossen sich unter Lebensgefahr zu einer Guerilla aus Arbeitertrupps zusammen und suchten sich einen Weg durch vom Chaos beherrschte Vorstädte, vorbei an vernachlässigten Milizeinheiten, durch ärmliche Ortschaften, aus blanker Not vom Faustrecht regiert und zu unbedeutend, als dass das Parlament ihnen irgendwelche Beachtung geschenkt hätte.
    Westlich der Stadt verteilten sich die Flüchtlinge auf der Suche nach Brauchbarem in den lange leer stehenden Hangars und Frachthöfen, die einst der Dreh- und Angelpunkt des TRT gewesen waren. Rostige Lokomotiven und Flachwagen kündeten von vergangener Herrlichkeit.
    In einigen Büros brannte noch Licht. Dort klammerte sich der kümmerliche Rest von Weather Wrightbys Firma an seine Existenz, beschäftigte eine rudimentäre Belegschaft, ein paar Dutzend Schreiberlinge und Mechaniker. Man lebte von Spekulationsgeschäften, Schrottverwertung und den Einsätzen der paramilitärischen Privatarmee im Sicherheitsbereich oder als Kopfgeldjäger, eine kleine, aber schlagkräftige Truppe, loyale Anhänger von Wrightbys korporativer Vision und entschiedene Gegner der gewalttätigen Rassendiskriminierung der SFP. Diese Männer waren über das Gelände des TRT verteilt stationiert und machten gelegentlich mit ihren Hunden Jagd auf die Flüchtlinge.
    Wurden sie nicht gestört, deckten diese sich mit ein und machten sich auf den Weg zu dem Einschnitt, wo in den ruhmreichen Tagen der Ausgangspunkt der Eisenbahnlinie Cobsea-Myrshock gewesen war.
     

     
    »Es bewegt, unter, es ist, sie sind, die Teshi, sind«, sagte Qurabin. Die Stimme des Mönchs sprang ziellos von einem Punkt zum anderen.
    Sie waren alle versammelt – Drogon und Elsie, Qurabin, Cutter, Judah und Toro. Rahul hielt Wache. Sie hatten um Maribet getrauert. Qurabin war unruhig.
    »Sehr bald wird etwas geschehen«, sagte er.
    In seiner erstorbenen Stimme erzählte Ori ihnen von den Stationen seiner merkwürdigen Beziehung zu dem geheimnisvollen Stadtstreicher: das Geld, die Heliotypie von Jack Gotteshand. Wie er Toro unterstützt hatte. »Ich habe keine Ahnung, von wem die Pläne stammten«, meinte er. »Von Jacobs? Nein, nein, es war Toros Plan, ich weiß es, weil es am Ende ein ganz anderer Plan war, als ich gedacht hatte. Aber er hat seinen Zweck erfüllt. Obwohl Jacobs gesagt hat, als

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