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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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richtige Person für deine Aufgabe, und die Hypnose kann wirklich eine sehr, sehr starke Macht be­kommen. Und ich glaube, dasselbe trifft auch auf die Beses­senheit zu. So. Wo stehen wir?
    Wir haben einen Geist, der etwas erledigt haben möchte und nach der richtigen Person sucht, über die er seinen Ein­fluß ausüben kann, damit sie es für ihn tut. Professor -«
    »Reg -«, sagte Reg.
    »Reg - darf ich Sie etwas fragen, was vielleicht schreck­lich persönlich ist? Ich würde es durchaus verstehen, wenn Sie nicht antworten möchten, aber ich würde Ihnen einfach so lange auf die Nerven gehen, bis Sie's tun. Ist halt meine Methode, verstehen Sie? Sie sagten, es gebe etwas, das, wie Sie fanden, eine furchtbare Versuchung für sie ist. Was Sie gerne tun würden, sich aber nicht gestatten, und wozu der Geist Sie zu verleiten versucht. Bitte. Es mag für Sie viel­leicht schwer sein, aber ich meine, es wäre sehr hilfreich, wenn Sie uns erzählten, was das ist.«
    »Das sage ich Ihnen nicht.«
    »Sie müssen begreifen, wie wichtig -«
    Ach zeige es Ihnen«, sagte Reg.
    Eine große Gestalt mit einer großen, schweren, schwar­zen Nylontasche hob sich als Silhouette gegen die Tore von St. Cedd's ab. Die Gestalt war die von Michael Milton-­Innerwoakes, die Stimme, die den Pförtner fragte, ob Pro­fessor Chronotis im Augenblick in seinem Zimmer sei, war die von Michael Milton-Innerwoakes, die Ohren, die den Pförtner sagen hörten, der Teufel solle ihn holen, wenn er das wüßte, weil das Telefon offenbar schon wieder kaputt sei, waren die von Michael Milton-lnnerwoakes, aber der Geist, der ihm aus den Augen blickte, war durchaus nicht mehr seiner.
    Er hatte sich vollkommen aufgegeben. Alle Zweifel, Wi­dersprüche und Verwirrungen hatten sich gelegt.
    Ein neuer Geist hatte voll von ihm Besitz ergriffen.
    Der Geist, der nicht der von Michael Milton-Innerwoakes war, warf einen Blick über das vor ihm liegende College, an das er sich in den letzten paar enttäuschend en, aufreizenden Wochen so allmählich gewöhnt hatte.
    Wochen! Nur Augenblicke von Mikrosekunden Dauer.
    Obwohl der Geist - das Gespenst -, der jetzt in Mi­chael Milton-Innerwoakes' Körper wohnte, lange Epochen, manchmal ganze Jahrhunderte hintereinander gekannt hatte, in denen er fast dem Vergessen anheimgefallen war, kam ihm die Zeit, in der er nun über die Erde wanderte, so kurz vor, daß es ihm erst Minuten her zu sein schien, daß die Kreaturen, die diese Mauern errichtet hatten, aufge­kreuzt waren. Den größten Teil seiner persönlichen Ewig­keit - nicht direkt Ewigkeit, aber ein paar Milliarden Jahre konnten mühelos als das erscheinen - hatte er damit zuge­bracht, durch endlosen Matsch zu stiefeln, durch grenzen­lose Meere zu waten, und er hatte von Entsetzen gelähmt zugesehen, als die schleimigen Wesen mit Beinen plötzlich aus diesen fauligen Meeren hervorgekrochen kamen – und hier waren sie, liefen plötzlich überall herum, als gehörte ihnen alles, und jammerten wegen der Telefone.
    Tief in einem dunklen, stillen Teil seiner selbst, wußte der Geist, daß er inzwischen wahnsinnig war, zum Wahn­sinn getrieben fast unmittelbar nach dem Unfall durch die Kenntnis dessen, was er getan hatte, und durch das Wissen um die Existenz, die ihm bevorstand, durch die Erinnerun­gen an die Gefährten, die gestorben waren und ihn eine Zeitlang mit ihrem Spuk verfolgt hatten, genauso wie er auf der Erde umgegangen war.
    Er wußte, das, wozu er nun getrieben würde, würde das Ich mit Abscheu erfüllt haben, an das er sich kaum noch er­innerte, aber er wußte auch, daß das die einzige Möglichkeit für ihn war, den ununterbrochenen Alptraum zu beenden, in dem jede Sekunde der Milliarden Jahre schlimmer als die vorhergehende gewesen war.
    Er griff zu der Tasche und ging los.
     
     
    29. Kapitel
     
    Tief im Regenwald tat es das, was es im Regenwald norma­lerweise tut, nämlich regnen: daher der Name.
    Es war ein sanfter Dauerregen, nicht der heftig peit­schende, der später in der heißen Jahreszeit einsetzen würde. Der Regen bildete einen feinen, tropfenden Ne­bel, durch den gelegentlich ein Strahl des Sonnenlichts brach, gedämpft wurde und sich weiter auf die nasse Rinde eines Kalvarienbaums zu bewegte, auf der er sich nie­derließ und funkelte. Manchmal tat er das direkt neben einem Schmetterling oder einer winzigen, reglosen, schim­mernden Eidechse, und dann war die Wirkung fast nicht auszuhalten.
    Weiter oben im hohen Blätterdach der

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