Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
Vom Netzwerk:
Dann existierte für Cardaff … nichts mehr.
    »Naja, er ist wenigstens nicht ungeschoren davongekommen«, sagte Gant.
    Sie alle blickten auf das Bild, das der Monitor in der Brückenkapsel lieferte. Die Drachenkugel schwebte anscheinend leblos im All – ein beschädigter Mond aus glitzernder Jade und Holzkohle. Ein großes Segment war verkohlt, und riesige schwarze Knochen ragten hinaus in die Leere wie die Ruinen einer gewaltigen Kathedrale. Abgeworfene Schuppen und andere Körperfragmente bewegten sich auf Umlaufbahnen um die Kugel, und diese Trümmer formten sich allmählich zu einem Orbitalring. Sonst war keine Spur von Bewegung zu sehen.
    »Die beschädigte Zone ist stark radioaktiv«, meldete Tomalon.
    Cormac warf erst ihm einen Blick zu und dann den anderen, die auf den im Bogen angeordneten Kommandositzen saßen. Diese Sitze verrieten ihm, wie alt die Occam Razor war, denn sie gingen offensichtlich auf die Notwendigkeit von Piloten, Navigatoren, Kanonieren und ähnlichen Leuten zurück, und während späterer Umrüstungen hatte man die Sitze nicht entfernt. Tomalons Anwesenheit verriet ihm, dass auch die KI der Occam Razor alt war, denn die neueren Schlachtschiff-KIs benötigten keine menschlichen Kommandanten mehr, die ihre Entscheidungen durchführten oder bewerteten. Nicht, dass KIs heute vertrauenswürdiger gewesen wären; es lag einfach daran, dass nicht mehr Menschen die Polis der Menschen regierten.
    »Nur der beschädigte Bereich ist radioaktiv«, sagte Mika.
    Tomalon stufte das nicht als Frage ein, also stellte ihm Cormac eine: »Trifft das zu?«
    »Ja, so scheint es. Und das ist nicht normal.«
    Cormac betrachtete ihn forschend. Während alle anderen auf den Bildschirm blickten, hatte der Kommandant den Kopf zur Seite gedreht, die Augen im trüben Modus des Nichtsehens, den Verstand mit den Schiffssensoren verbunden.
    Mika sagte: »Es bedeutet, dass Drache entweder tot ist oder sein Kreislaufsystem von den betroffenen Bereichen abgeschottet hat. Jedes Lebewesen, das eine radioaktive Wunde erleidet, ist wenig später vollständig kontaminiert.«
    »Verfügt er über ein Kreislaufsystem?«, fragte Cormac.
    »Ja – obwohl das Medium kein Blut ist, wie wir es kennen. Es ist viel komplexer. Drachenmänner können das Medium ihres Kreislaufs bewusst verändern, und somit dürfen wir voraussetzen, dass Drache dieselbe Fähigkeit hat. Ich hätte jetzt sehr gern eine Probe dieser Substanz.«
    Da wette ich!
    Cormac wandte sich dem Drachenmann zu, der mit Mika aus der Krankenstation gekommen war. Narbengesicht stand hinter der Stuhlreihe – er fand für Menschen ausgelegte Sitzmöbel unbequem – und konzentrierte sich starr auf den Monitor. Cormac fragte sich, was ihm wohl durch den Kopf ging. Narbengesicht kannte Neugier und das Bedürfnis zu überleben, aber nur wenige erkennbare menschliche Motive darüber hinaus; und diese einen Kilometer durchmessende Kugel aus lebender Materie dort draußen war der Zwilling des Wesens, das ihn geschaffen hatte.
    »Falls deine Hand einer so starken Strahlung ausgesetzt wäre, was tätest du dann?«, fragte ihn Cormac. Mika drehte sich um und betrachtete den Drachenmann mit ausgeprägter Neugier. Narbengesichts Augen glitten zu Cormac.
    »Welche Stärke?«, fragte der Drachenmann.
    Cormac deutete mit dem Kopf auf den Bildschirm, auf dem Tomalon freundlicherweise die Zahlen eingeblendet hatte.
    »Sie abschneiden. Eine neue wachsen lassen«, sagte Narbengesicht, nachdem er sich diese Zahlen angesehen hatte.
    Mika machte vor Schreck große Augen. Cormac hoffte, dass sie jetzt gelernt hatte, wie hilfreich direkte Fragen sein konnten.
    »Und falls sich die Kontaminierung auf wichtigere Organe erstreckte?«, wollte er wissen.
    »Sie isolieren. Auf Minimalfunktion absenken. Neue wachsen lassen.«
    »Denkst du, dass die Drachenkugel derzeit so etwas tut?«
    Inzwischen starrten die meisten Leute auf der Brücke Narbengesicht an. Sogar der Kommandant hatte sich aus den Schiffssensoren zurückgezogen und blickte hinüber. Aiden und Cento hatten sich wie ein Mann umgedreht, um zuzusehen und zuzuhören. Gant, der schlecht gelaunt in seinem Sitz lümmelte, betrachtete als Einziger weiterhin den Monitor. Scheinbar versuchte er Drache mit dem Blick in die Knie zu zwingen. Narbengesicht ließ sich mit einer Antwort viel Zeit.
    »Vielleicht«, sagte er schließlich.
    »Welche anderen Möglichkeiten bestehen?«
    »Dass er stirbt«, antwortete Narbengesicht.
    Alle wandten sich

Weitere Kostenlose Bücher