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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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erwartet hast, so hast du dich geirrt. Gute Nacht.«
    »Ausgerechnet mit ihr! Mit dieser Hexe! Mit meiner Schwester!«
    Er fuhr herum. »Ich schulde dir keine Rechenschaft. Ich nehme sie, wo und wann ich will. Geh in deine Kammer.«
    Alice gehorchte und schlug wütend die Tür hinter sich zu. Dann stand sie zitternd in gespannter Erwartung, ob er in die Kammer stürmen und sie für ihre Aufsässigkeit bestrafen, sie schlagen, ihr Gewalt antun würde … Doch er kam nicht.
    Sie hatte ihre Macht verloren.
    Sie war ein Nichts, eine Gefangene, der lediglich ein paar Mägde Gehorsam leisteten. Und Ceidre hatte sie in diese Situation gebracht und würde sie vollends entmachten und sich an ihre Stelle setzen, wenn sie nichts dagegen unternahm.
    »Wenn sie nur in dem Verlies umgekommen wäre«, stieß Alice hervor und ballte die Fäuste. »Wenn ich nur einen Weg wüsste, wie ich dieses Miststück ein für allemal loswerde! «
    Beim Betreten der Halle zum Mittagsmahl spürte Ceidre, dass ihr eine neue Form der Achtung entgegengebracht wurde. Sie vermied es sorgsam, in Rolfes Richtung zu blicken, und wusste, dass auch er es mied, sie anzusehen.
    Seine Männer verstummten bei ihrem Eintreten und traten beiseite, um ihr Platz zu machen. Und einer, den sie nicht kannte, hielt sogar höflich ihren Ellbogen, als sie sich an den Hochtisch setzte. Beltain zu ihrer Rechten bot ihr lächelnd Wein an. Sie errötete tief; augenscheinlich wusste jeder, dass der Normanne sie beschlief.
    Zu ihrer Erleichterung war Alice' Stuhl auch heute leer.
    Nun, da Guy abgereist war, saß sie zu Rolfes Rechten, was sie noch beklommener machte. Sie hielt die Augen gesenkt und widmete sich dem Essen. Nur einmal als sie nach dem Brot griff, tat er es im selben Moment, und ihre Finger berührten sich. Ihr erschrockener Blick flog zu ihm. Sie sahen einander an, ehe sie das Gesicht abwandte.
    Rolfe brach ein Stück Brot ab und legte es ihr höflich vor. »Bitte sehr, Lady Ceidre«, sagte er leichthin.
    »Vielen Dank, Herr«, antwortete sie ebenso höflich. Ihre Ohren glühten.
    Wenn alle Anwesenden in der Halle wussten, dass sie die Buhle des Normannen war, so wusste es auch ihre Schwester.
    Ceidre machte ihr schlechtes Gewissen zu schaffen. Alice hatte sich sehnlichst gewünscht, den Normannen zu heiraten, und sie genoss es, seine Gemahlin zu sein. Sie war ihm eine treue Ehefrau und wollte ihm Söhne schenken. Ceidre wusste, dass Alice sich gern von ihm beschlafen ließ. Sie schuldete ihr eine Erklärung und fürchtete sich gleichzeitig vor ihrem Zorn. Wie könnte sie es ihr verdenken? Wären die Rollen vertauscht, würde Ceidre ihrer Schwester die Augen auskratzen. Sie würde niemals zulassen, dass eine andere Frau ihm zu nahe käme!
    Während des Mahls war Ceidre zerstreut und in sich gekehrt. Sie wollte wenigstens versuchen, mit ihrer Schwester zu reden, und überlegte, ob sie den Normannen um Erlaubnis fragen sollte, zu ihr zu gehen, entschied sich aber dagegen. Wenn er nichts davon wusste, konnte er ihr den Besuch nicht verwehren. Ceidre wollte vor der Halle eine günstige Gelegenheit abwarten, um ungesehen die Stiege hinauf zu huschen, als ein Bote des Königs angekündigt wurde.
    Rolfe trat mit dem Abgesandten an den Hochtisch und ließ den Saal räumen. Ceidre zögerte noch, als die letzten Soldaten sich beeilten, ins Freie zu kommen. Ihr Herz schlug hart; ihr Magen krampfte sich zusammen. Würde er sie erneut bitten, ihm die Botschaft vorzulesen?
    Rolfe hob unwirsch den Kopf, um zu sehen, wer sich da noch in der Halle herumdrückte. Bei ihrem Anblick wurde sein Gesicht weich, und seine Augen leuchteten warm. Ceidre biss sich auf die Lippen. »Ich spreche später mit Euch«, sagte er sehr sanft. Sie war entlassen.
    Ceidre ging.
    »Was willst du?« kreischte Alice.
    Es wurde Nachmittag, ehe Ceidre Gelegenheit fand, sich unbemerkt die Treppe hinaufzuschleichen. Leise schloss sie die Tür hinter sich. »Alice, wir müssen miteinander reden. «
    »Pah! Ich will dich nicht einmal sehen, geschweige denn mit dir reden!«
    »Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, deshalb komme ich, um dir etwas zu erklären.«
    »Erklären?« Alice lachte hämisch. »Oh, ich verstehe dich, Ceidre, glaube mir. Du kannst seinem großen Schwanz nicht widerstehen, wie? Glaubst du, ich weiß nicht, welche Wonnen er dir verschafft?« Sie schnaubte verächtlich.
    In ihren Augen schimmerten Tränen.
    Ceidre sah Alice in den Armen des Normannen, und die Vorstellung schmerzte. Sie

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