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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Gewand war schmutzig und voller Stroh.
    Ihr zerzauster Zopf, aus dem sich Strähnen gelöst hatten, hing ihr seitlich über eine Brust. Sie hielt den Kopf hoch erhoben, die Schultern gestrafft. Als sie näher kam, konnte Rolfe ihren Gesichtsausdruck deutlich sehen, in dem sich Gelassenheit und Würde spiegelten. Sein Herz krampfte sich zusammen.
    Sie blickte ihm direkt ins Gesicht. Rolfe sah die Ruhe, die Gefasstheit in ihren dunkelblauen Augen. Das Herz drohte ihm aus der Brust zu springen, ein Schweißtropfen perlte seine Schläfe hinunter. Guy blieb mit Ceidre vor ihm stehen.
    Rolfe blickte ihr in die Augen, Lass darin Stolz und Fassung im Angesicht des Grauens, konnte keine Angst entdecken, nur Gleichmut. Diese Frau war tapferer als viele Männer. Sie würde sich nicht vor ihm demütigen, weinen und flehen; sie würde keine Schwäche zeigen.
    »Ceidre«, begann er mit dunkler Stimme.
    Sie lächelte beinahe heiter und dann sah er die glänzenden Spuren getrockneter Tränen. »Ich bin bereit«, sagte sie schlicht.
    Er wollte sie in die Arme schließen, sie beschützen. »Du hast Hochverrat begangen«, fuhr Rolfe mit ruhiger Stimme fort. »Zehn Peitschenhiebe.«
    Ihre Lider flatterten. Zehn Hiebe! Alice hatte gelogen! Sie würde nicht hängen, sie würde nicht sterben! Gütiger Himmel, sie würde am Leben bleiben!
    Rolfe stutzte. Ihrer Verblüffung und Erleichterung entnahm er, dass sie mit einem Todesurteil gerechnet hatte, dass sie bereit war zu sterben. Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Menge. Alice an seiner Seite entfuhr ein spitzer Schrei, dem er keinerlei Beachtung schenkte. Rolfe staunte, mit welcher Fassung Ceidre dem Tod ins Auge geblickt hatte. Und er staunte noch mehr, dass sie ihn für fähig hielt, sie zum Tode zu verurteilen. Ein bitteres Lachen stieg in ihm auf, und gleichzeitig war ihm zum Heulen zumute vor dem, was kommen sollte. Rolfe von Warenne hatte in seinem ganzen Leben noch keine Träne vergossen.
    »Zehn Peitschenhiebe«, wiederholte er heiser. Jeder, der schon einmal die Peitsche zu spüren bekommen hatte, wusste, dass zehn Hiebe für die zarte Haut einer Frau eine äußerst harte Strafe waren. Es kostete ihn übermenschliche Kraft und Beherrschung, dem Strafgericht nicht den Rücken zuzuwenden.
    Er durfte keine Schwäche zeigen, sondern musste zuschauen. Er nickte knapp in Guys Richtung.
    Ceidre wurde zu einem Pfahl geführt und mit dem Rücken zur Menge daran festgebunden. Guy riss ihr das Gewand von der Schulter bis zur Taille auf. Ihr Rücken war schmal und biegsam, ihre Haut schimmerte golden.
    Rolfe stockte der Atem. »Louis«, bellte er. Der Mann mit der Peitsche wandte sich seinem Herrn zu.
    »Ne rompe pas la peau«, befahl Rolfe barsch. Verletze ihre Haut nicht.
    Louis erbleichte.
    Rolfe brach der Schweiß aus allen Poren. Er sah auf Ceidres angespannt durchgedrückten Rücken. Reglos.
    »Beginne«, befahl er.
    Die Peitsche sauste durch die Luft und schlug klatschend quer über Ceidres Rücken. Sie zuckte zusammen, kein Laut kam über ihre Lippen. Ein breiter, roter Stri einen zeigte sich, die Haut aber platzte nicht auf. Rolfe ballte die Fäuste. Alice gab einen Laut von sich, der beinahe wie ein Kichern klang. Rolfe bedachte sie mit einem flüchtigen Seitenblick und sah ihr böses Lächeln. »Behaltet Eure widerwärtige Schadenfreude für Euch!« knurrte er.
    Ceidre zuckte unter dem nächsten Peitschenhieb zusammen, und auch Rolfe zuckte zusammen, er, der noch nie vor körperlichem Schmerz zurückgeschreckt war. Die Peitsche klatschte wieder und wieder auf ihren Rücken. Erst beim sechsten Hieb entfuhr ihr ein ersticktes Stöhnen. Rolfe machte einen Schritt die Treppe hinunter. Der siebente und achte Hieb klatschte, und in den kreuz und quer laufenden, rot aufquellenden Striemen wurde ein blutiger Streifen sichtbar. Ceidre zerrte keuchend an ihren Fesseln. Die Knöchel an Rolfes geballten Fäusten schimmerten weiß, die Fingernägel drückten sich in das Fleisch seiner Handballen. Er konnte die Augen nicht von Ceidre wenden und hörte die kehligen Laute seiner Gemahlin, die sich an, den Qualen ihrer Schwester weidete. Der letzte Peitschenhieb klatschte hernieder. Ceidre sackte zitternd in sich zusammen.
    Rolfe setzte sich in Bewegung, war an ihrer Seite und schnitt ihr die Fesseln durch, ehe Louis die Peitsche zusammengerollt hatte. Er achtete nicht auf die raunende Menge. Die letzten drei Schläge hatten ihre zarte Haut zerschnitten. Rolfe schluckte gegen sein

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