Der Esper und die Stadt
schlechte Gefühle, wenn sie über Gehirnwäsche reden? Äh, ich meine Elektronische Persönlichkeitsrestrukturation?“
„Weil wir wollen, daß sie Angst davor haben. Wenn die Kriminellen hierherkommen und glauben, sie erwarte ein großer Spaß … Wenn bekannt würde, daß sie eine Erfahrung machen, die dem Sex ähnlich ist, kämen die Kriminellen mit der Vorstellung hierher, Sex und Freuden vorzufinden. Und das, woran sie glauben, wird dann überzüchtet und ausradiert.“
Der Arzt sprach lauter und machte besorgte Gesten. „Wenn Sie glauben, daß die Öffentlichkeit schlecht über uns denkt, weil wir die Erinnerungen der Leute in bezug auf Bestrafung – und manchmal ihre Namen – löschen, dann denken Sie mal daran, wie man über uns spräche, wenn wir sie nach einer Gehirnwäsche hier rausließen, nach der sie zwar vergessen haben, was Sex ist, aber immer noch Verbrechen begehen. Unser gegenwärtiges öffentliches Image mag schlecht sein, aber das ist genau das, was wir wollen. Wecken Sie bloß keine schlafenden Hunde.“
Zischend öffnete sich die Liftkabine.
„Ich werde nicht darüber reden“, versprach ich und stieg ein. „Danke für den Vortrag.“
Ich ging in den Sonnenschein hinaus und sah auf der anderen Straßenseite einen Jungen, der zögernd an der Ecke stand. Da man – ausgenommen die äußerst langsamen Busse für die alten Leute und die Touristen – jeglichen Verkehr aus der Stadt verbannt hatte, trugen die hier verkehrenden Ambulanzfahrzeuge deutlich zu seiner Verunsicherung bei. Als die Ampel grün wurde, jagte der Wagen los.
Als ich Grün hatte, ging ich über die Straße auf den Jungen zu. Ich tat so, als hätte ich mich verlaufen, und fragte ihn, wie ich zum nächsten Rollband käme, welchen Zwecken das Krankenhaus diente und ein paar Sachen, bis der Junge sich ungeheuer wichtig vorkam, weil er einem Erwachsenen Ratschläge geben konnte.
Als die Fußgängerampel grün wurde, ging er über die Straße und strahlte Zufriedenheit aus.
Ich ging in eine Telefonzeile und wählte die Rettungsbrigade an. Ich wollte in der Vermittlung nach Ahmed fragen, aber die bekam ich gar nicht an die Strippe. Statt der Vermittlung meldete sich die tiefe, rasselnde Stimme von Judd Oslow.
„Rettungsbrigade Oslow am Apparat.“
„Verzeihung, Chef, aber ich wollte Ahmed haben.“
„Haben Sie diese Arbeitsberichte schon ausgefüllt, Sanford?“
„Ich war da, aber es war abgeschlossen.“
„Wann war das?“
„Etwa zwischen halb acht und acht.“
Dann kam eine Pause, und ich hörte, wie er nach Luft schnappte, um nicht in die Luft zu gehen. „Sie glauben möglicherweise, Sie könnten mich auf den Arm nehmen, Sanford, aber da irren Sie sich. Sie sind ein fauler Hund. Niemand füllt gern Formulare aus, aber in dieser Abteilung hat jeder die Pflicht, auch unangenehme Aufträge selbst zu erledigen. Man bürdet sie nicht anderen auf. Solange Sie diese Formulare nicht ausfüllen, können wir Sie für Ihre verrichteten Tätigkeiten auch nicht bezahlen. Ich weiß, daß Sie in dieser Woche gearbeitet haben; der Irre, den Sie heute morgen aufgespürt haben, taucht auch in den Berichten von anderen Leuten auf. Aber wir können Sie nicht dafür bezahlen. Gehen Sie in die Neurologische zurück und füllen Sie die Formulare aus, damit wir Sie bezahlen können!“
Ich ging wieder über die Straße.
Die hübsche Sekretärin legte ihre gefalteten Hände auf die Schreibmaschine, ließ einen Kassettenrekorder laufen und hörte mir mit einem Ausdruck von Überraschtheit und Unglauben zu.
Ich beendete meine Geschichte von dem Irren mit den ansteckenden mörderischen Vibrationen und der Brigade, die ihn auf meine Veranlassung hin festgenommen
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