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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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schlech­te Ge­füh­le, wenn sie über Ge­hirn­wä­sche re­den? Äh, ich mei­ne Elek­tro­ni­sche Per­sön­lich­keits­re­struk­tu­ra­ti­on?“
    „Weil wir wol­len, daß sie Angst da­vor ha­ben. Wenn die Kri­mi­nel­len hier­her­kom­men und glau­ben, sie er­war­te ein großer Spaß … Wenn be­kannt wür­de, daß sie ei­ne Er­fah­rung ma­chen, die dem Sex ähn­lich ist, kämen die Kri­mi­nel­len mit der Vor­stel­lung hier­her, Sex und Freu­den vor­zu­fin­den. Und das, wor­an sie glau­ben, wird dann über­züch­tet und aus­ra­diert.“
    Der Arzt sprach lau­ter und mach­te be­sorg­te Ges­ten. „Wenn Sie glau­ben, daß die Öf­fent­lich­keit schlecht über uns denkt, weil wir die Er­in­ne­run­gen der Leu­te in be­zug auf Be­stra­fung – und manch­mal ih­re Na­men – lö­schen, dann den­ken Sie mal dar­an, wie man über uns sprä­che, wenn wir sie nach ei­ner Ge­hirn­wä­sche hier rauslie­ßen, nach der sie zwar ver­ges­sen ha­ben, was Sex ist, aber im­mer noch Ver­bre­chen be­ge­hen. Un­ser ge­gen­wär­ti­ges öf­fent­li­ches Image mag schlecht sein, aber das ist ge­nau das, was wir wol­len. We­cken Sie bloß kei­ne schla­fen­den Hun­de.“
    Zi­schend öff­ne­te sich die Lift­ka­bi­ne.
    „Ich wer­de nicht dar­über re­den“, ver­sprach ich und stieg ein. „Dan­ke für den Vor­trag.“
    Ich ging in den Son­nen­schein hin­aus und sah auf der an­de­ren Stra­ßen­sei­te einen Jun­gen, der zö­gernd an der Ecke stand. Da man – aus­ge­nom­men die äu­ßerst lang­sa­men Bus­se für die al­ten Leu­te und die Tou­ris­ten – jeg­li­chen Ver­kehr aus der Stadt ver­bannt hat­te, tru­gen die hier ver­keh­ren­den Am­bu­lanz­fahr­zeu­ge deut­lich zu sei­ner Ver­un­si­che­rung bei. Als die Am­pel grün wur­de, jag­te der Wa­gen los.
    Als ich Grün hat­te, ging ich über die Stra­ße auf den Jun­gen zu. Ich tat so, als hät­te ich mich ver­lau­fen, und frag­te ihn, wie ich zum nächs­ten Roll­band käme, wel­chen Zwe­cken das Kran­ken­haus diente und ein paar Sa­chen, bis der Jun­ge sich un­ge­heu­er wich­tig vor­kam, weil er ei­nem Er­wach­se­nen Ratschlä­ge ge­ben konn­te.
    Als die Fuß­gän­geram­pel grün wur­de, ging er über die Stra­ße und strahl­te Zu­frie­den­heit aus.
    Ich ging in ei­ne Te­le­fon­zei­le und wähl­te die Ret­tungs­bri­ga­de an. Ich woll­te in der Ver­mitt­lung nach Ah­med fra­gen, aber die be­kam ich gar nicht an die Strip­pe. Statt der Ver­mitt­lung mel­de­te sich die tie­fe, ras­seln­de Stim­me von Judd Oslow.
    „Ret­tungs­bri­ga­de Oslow am Ap­pa­rat.“
    „Ver­zei­hung, Chef, aber ich woll­te Ah­med ha­ben.“
    „Ha­ben Sie die­se Ar­beits­be­rich­te schon aus­ge­füllt, San­ford?“
    „Ich war da, aber es war ab­ge­schlos­sen.“
    „Wann war das?“
    „Et­wa zwi­schen halb acht und acht.“
    Dann kam ei­ne Pau­se, und ich hör­te, wie er nach Luft schnapp­te, um nicht in die Luft zu ge­hen. „Sie glau­ben mög­li­cher­wei­se, Sie könn­ten mich auf den Arm neh­men, San­ford, aber da ir­ren Sie sich. Sie sind ein fau­ler Hund. Nie­mand füllt gern For­mu­la­re aus, aber in die­ser Ab­tei­lung hat je­der die Pflicht, auch un­an­ge­neh­me Auf­trä­ge selbst zu er­le­di­gen. Man bür­det sie nicht an­de­ren auf. So­lan­ge Sie die­se For­mu­la­re nicht aus­fül­len, kön­nen wir Sie für Ih­re ver­rich­te­ten Tä­tig­kei­ten auch nicht be­zah­len. Ich weiß, daß Sie in die­ser Wo­che ge­ar­bei­tet ha­ben; der Ir­re, den Sie heu­te mor­gen auf­ge­spürt ha­ben, taucht auch in den Be­rich­ten von an­de­ren Leu­ten auf. Aber wir kön­nen Sie nicht da­für be­zah­len. Ge­hen Sie in die Neu­ro­lo­gi­sche zu­rück und fül­len Sie die For­mu­la­re aus, da­mit wir Sie be­zah­len kön­nen!“
    Ich ging wie­der über die Stra­ße.
    Die hüb­sche Se­kre­tä­rin leg­te ih­re ge­fal­te­ten Hän­de auf die Schreib­ma­schi­ne, ließ einen Kas­set­ten­re­kord­er lau­fen und hör­te mir mit ei­nem Aus­druck von Über­rascht­heit und Un­glau­ben zu.
    Ich be­en­de­te mei­ne Ge­schich­te von dem Ir­ren mit den an­ste­cken­den mör­de­ri­schen Vi­bra­tio­nen und der Bri­ga­de, die ihn auf mei­ne Ver­an­las­sung hin fest­ge­nom­men

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