Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

habe sie im Laufe einer Nacht geschmiedet und damit die dritte Tat vollendet. Es erscheint mir nahezu unglaublich, dass du nur wenige Stunden zuvor das Talikon betreten und auch wieder verlassen hast und sich so die Prophezeiung erfüllt hat. Ich wusste nichts vom wahren Wortlaut der dritten Tat. Niemand wusste es, außer Pretorius. Als er mich und Wigget gefangen nahm, habe ich zum ersten Mal davon erfahren.“ Alep wandte sich an Kwin. „Pretorius hat keine Ahnung, dass du der Auserwählte bist.“
    Kwin drehte sich um und grinste Alep entwaffnend an. „Du bist es aber auch.“

15. Golem Eichenherz
     
    Die Fertigstellung des Freigolems ging anfangs nur langsam voran, obwohl die Werkzeuge, die Türmer geschmiedet hatte, von bester Qualität waren. Kwin hatte nie zuvor unter besseren Voraussetzungen gearbeitet, aber inzwischen setzte jeder seine Hoffnungen allein in ihn, den Tischler und sein Meisterstück und Kwin fragte sich, ob Holz und Metall stark genug waren, das Talikon von Pretorius und seinem Wächter zu befreien. Er wandte sich hilfesuchend an Alep, doch sein Freund hatte außer Trost und Verständnis keine Antworten für ihn.
    Das, was einmal der Befreier der Magie und der Herausforderer des Wächtergolems werden sollte, lag in einzelnen Teilen auf der Werkbank und sah eher armselig als heldenhaft aus. Der Rumpf, dem Kwin schon im Talikon seine erste grobe Form gegeben hatte, lag klobig neben den anderen noch unbearbeiteten Körpergliedern. Alep sah sich suchend um. „Wo ist der Kopf?“, fragte er irritiert.
    „Er existiert noch nicht“, antwortete Kwin. „Rodgatt riet mir, auf die Anfertigung des Kopfes zu verzichten. Er hat seinen Rat nicht weiter ausgeführt, aber ich nehme an, dass dir diese Aufgabe zufällt.“
    „Kwin“, tadelte Alep, „ich bin, was die Magie betrifft, wenn überhaupt, ein Anfänger, aber ganz sicher verstehe ich nichts von der Tischlerei. Wie soll ich einen Kopf herstellen und vor allem, woraus?“
    Kwin bedachte Alep mit einem aufmunternden Lächeln. „Deine Frage kann ich dir nicht beantworten, aber ich weiß, dass es dir gelingen wird.“ Er hob einen grob bearbeiteten Arm von der Arbeitsplatte und betrachtete ihn kritisch, bevor er ihn in die Werkbank einspannte.
    „Wann beginnst du mit der richtigen Figur?“
    Kwin warf Alep einen Blick über die Schulter zu. „Lass die Späße“, sagte er.
    Aber Alep schüttelte entschieden den Kopf. „Ich habe den Wächtergolem gesehen. Er hat die Größe eines Trolls. Deine Figur ist viel zu klein, es sei denn, du bringst sie dazu, dass sie wächst.“
    Kwin legte sein Werkzeug aus der Hand und drehte sich zu Alep um. „Ja, darüber wollte ich mit dir sprechen.“
    „Ich glaube nicht, dass mir das gefallen wird“, sagte Alep.
    Kwin atmete tief ein. „Bei der Planung ist ziemlich schnell klar geworden, dass es tatsächlich auf die Größe ankommt. Denn wie sollen wir einen so großen Golem unbemerkt bis in die Hauptstadt, vorbei am Königspalast und bis zum Drachenberg transportieren?“ Kwin wies hinter sich. „Das ist seine Größe, bis er das Talikon betritt. Von diesem Moment an muss mit seiner Größe irgend etwas geschehen. Denk dir etwas aus, du bist der Magier hier.“
    „Nenn mich nicht ... “, Alep winkte ab. „Woher habt ihr alle nur diese verrückte Idee, ich müsse mir nur etwas wünschen, und schon geht es in Erfüllung“. Dann kam ihm eine Idee „Wer bringt die Figur ins Talikon?“
    „Keiner von uns. Hast du noch den Drachen, den du in meinem Zimmer im Haus der Erwählten gefunden hast?“
    „Natürlich.“ Alep griff in seine Hosentasche und nahm den Drachen heraus. „Hier ist sie.“
    Kwin nahm sie und drehte die Figur in den Händen.
    „Sag mir, Kwin, weshalb hast du sie zurückgelassen?“
    Kwin sah auf. „Natürlich, um dir einen Hinweis zu hinterlassen, dass ich das einzige Zeichen auf die wahre Identität des Auserwählten entdeckt hatte und ins Talikon gegangen war. Rodgatt forderte mich auf, dir eine Nachricht zukommen zu lassen, die auch dich ins Talikon führt. Das war der zweite Grund, weshalb ich sie zurückließ“ Er legte die Figur auf die Werkbank und ging suchend an den hohen Regalen entlang. „Nussbaum“, murmelte er leise. „Ah ja. Hier.“
    Kwin griff nach oben und nahm ein dünnes Brett vom Regal. „Belebtes Holz vom Nussbaum“, sage er. „Schwer zu finden hier in der Gegend, aber ich hatte Glück. Hast du die Drachenschuppe noch?“
    Alep gab sie ihm.
    Kwin legte die