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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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vollkommen identisch mit der von Frau Olsen. Was sagen Sie dazu?«
    »Wer?« Jonas drehte sich abrupt um, die Augen zu Schlitzen verengt.
    »Ich fürchte, mit Namen kann ich nicht dienen.«
    »Es wäre ein leichtes für mich, den Namen herauszufinden. Aber warum sollte ich? Alle Anschuldigungen sind aus der Luft gegriffen. Sind Sie etwa nur hier, um meiner Familie und mir eins auszuwischen?«
    »Herr Vandenberg, warum sollte ich? Und außerdem, Sie würden den Namen meines anderen Informanten nicht herausfinden . . .«
    »Machen Sie weiter.«
    »Ich verstehe natürlich Ihre Erregung. Doch als Polizist bin ich quasi gezwungen, Anschuldigungen nachzugehen . . .«
    »Und dazu ist Ihnen jedes noch so schmutzige Mittel recht . . .«
    »Nein, Herr Vandenberg, ganz sicher nicht! Ich habe auch überhaupt keine Veranlassung, so zu denken und zu handeln, denn ich hatte, solange ich in Waldstein bin, noch nie etwas mit Ihnen zu tun, weder positiv noch negativ. Ich habe keine Vorurteile gegen Sie. Ich will nur wissen, wie gut Sie diesen Höllerich kennen oder kannten.«
    »Auch einen?« fragte Jonas, während er wieder zur Bar ging und sich das Glas erneut halb voll schenkte.
    »Nein, danke, nicht am Vormittag.«
    Jonas Vandenberg blieb mit dem Glas etwa drei Meter von Brackmann entfernt stehen. »Also gut, Brackmann, bringen wir’s zu Ende. Was genau wollen Sie wissen?«
    »Wo ist Höllerich?«
    »Woher soll ich das wissen?! Es ist Jahre her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Er ist verschwunden. Er ist gekommen und wieder gegangen! Einfach so, peng, weg war er. Ich weiß nicht, woher die alte Frau ihre Informationen hatte, aber sie spinnt. Ich sagte doch schon, alte Frauen schreiben oft wirres Zeugs.«
    »Ich müßte Ihnen sicherlich glauben, wenn ich nicht auch mit Sarah und Csilla gesprochen hätte.«
    Vandenberg lachte auf, zeigte dabei ein paar weiße gerade Zähne. »Sarah und Csilla? Sie wollen doch wohl nicht auf das Gefasel einer geisteskranken Alkoholikerin und einer frustrierten Ehefrau hören?! Mein Gott, Csilla ist krank, sie ist so schwer krank, daß sie eigentlich niemals mehr dieses Haus verlassen dürfte! Sie hätte schon längst in eine geschlossene Anstalt gehört, wie Ihnen unsere Ärzte nur allzu leicht bestätigen können. Wir haben es aber vorgezogen, sie hier im Haus zu versorgen, sie nicht der Geborgenheit der Familie zu entreißen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Krankenhäuser, psychiatrische Anstalten, na, das ist doch wie Gefängnis. Man würde sie dort unter irgendwelche dubiosen Drogen setzen, ihren Willen brechen. Aber das ist nicht das, was wir uns vorstellen. Vielleicht wird sie ja eines Tages wieder die gute alte Csilla, die wir von früher kennen, wer weiß? Wissen Sie, die Vandenbergs sind ein starker Familienverband, wir haben seit jeher wie Pech und Schwefel zusammengehalten. Nur dadurch konnten wir es so weit bringen. Und Sarah, ich weiß nicht, was sie Ihnen erzählt hat, aber sie hat, soweit ich weiß, Höllerich nie zu Gesicht bekommen. Also könnenSie von ihr keine glaubhaften Informationen haben. Was noch?«
    »Frau Olsen hat außerdem geschrieben, daß Höllerich im Steinbruch begraben liegt. Anfangs habe ich das auch geglaubt, mittlerweile bin ich eines Besseren belehrt worden. Es heißt, Höllerich wurde auf dem Friedhof verscharrt, in einem der tausend Gräber.«
    Vandenbergs Gesicht verwandelte sich mit einem Schlag in eine starre Maske. Brackmann hatte ins Schwarze getroffen, er meinte, bei Jonas ein leichtes Zittern der Hände und der Mundwinkel auszumachen.
    Jonas Vandenberg sagte: »Na und, schauen Sie nach, ob’s stimmt! Lassen Sie tausend Gräber öffnen und forschen Sie nach. Vielleicht liegt ja tatsächlich in einem davon eine Leiche zuviel. Man kann nie wissen! Aber Brackmann, soll ich Ihnen sagen, was für einen Eindruck ich von Ihnen habe? Ich glaube, Sie sind hier, weil sich Ihnen die Eintönigkeit und Langeweile von Waldstein aufs Hirn geschlagen haben. Oder, was auch eine Erklärung wäre, Sie wollen mich erpressen. Hab ich recht?«
    »Herr Vandenberg, ich bin Polizist und kein Krimineller! Warum sollte ich Sie erpressen wollen? Außerdem, könnte ich Sie denn erpressen?«
    Vandenberg grinste wieder, setzte sich, schlug die Beine übereinander. »Sie sind cleverer, als ich gedacht habe . . .«
    »Herr Vandenberg, machen wir’s einfach, ich stelle ein paar Fragen, und Sie geben mir die Antworten – oder auch nicht. Ich will wissen, ob Höllerich noch

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