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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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er der Stab eines Hoch-Lords.« Mhoram nahm den Stab mit einer Verbeugung entgegen. Prothall schwieg einen Augenblick lang, zunächst unentschlossen, dann wandte er sich an Covenant. »Du hast Lord Tamaranthas Stab benutzt. Nimm ihn, um ihn weiterhin zu benutzen. Du wirst feststellen, daß er deinen Ring leichter unterstützt als dein Allholzmeister-Stab. Die Lillianrill arbeiten andersartig als Lords, und du bist Ur-Lord, Thomas Covenant.«
    Covenant entsann sich an die roten Blitze, die aus dem Holz fuhren, um zu töten, zu töten. »Verbrennt ihn«, gab er zur Antwort.
    Ein Anflug von Gefährlichkeit ließ Mhorams Blick strenger wirken. Aber Prothall zuckte nur verhalten die Achseln, strebte mit Lord Tamaranthas Stab zum Baum und warf ihn in den Spalt. Einen Moment lang leuchteten die metallenen Enden des Stabes, als wären sie aus Grünspan. »Gebt acht!« rief plötzlich Mhoram. »Der Baum!« Eilig entfernte sich das Aufgebot von der feurigen Baumruine. Der Stab erzeugte ein scharfes Krachen, als zersprängen eiserne Bänder. Im Spalt schossen blaue Flammen empor, und der verwüstete Baum zersprang vollends und brach in sich zusammen, stürzte ein, als sei jetzt erst sein Kern abgetötet worden. Der restliche Holzhaufen brannte mit erneuerter Heftigkeit.
    »Des Zweiflers Werk«, hörte er Covenant im Hintergrund mit einem Schnauben Birinair anmerken; in Covenants Ohren besaß die Äußerung den Klang einer Verleumdung. Faß mich nicht an! Warnte er insgeheim. Er fürchtete sich vorm Nachdenken. Ringsherum lauerte Finsternis wie mit aus Mitternacht geschaffenen Geierschwingen. Schrecken drohten; er fühlte sich wie von Unholden gezeugt. Er konnte die Blutfärbung seines Rings nicht ertragen, vermochte nicht zu ertragen, was aus ihm selbst geworden war; er stierte umher, als suche er einen Anlaß zu einer Schlägerei.
    Unvermittelt kehrte Salzherz Schaumfolger zurück. Er kam aus der Nacht geschlurft wie ein zu Fleisch gewordenes Massaker, eine Ikone des Gemetzels. Von oben bis unten war er besudelt mit Blut, und viel davon war sein eigenes. Die Wunde an seiner Stirn verschleierte seine Gesichtszüge mit einem dunklen feuchten Schimmer, und aus der Beschmutzung blickten seine Augen gesättigt von Elend hervor. An seinen Fingern klebten noch Fetzchen von Höhlenschraten. Pietten deutete auf den Riesen und verzerrte seine Lippen zu einem Grinsen, das seine Zähne entblößte. Sofort nahm Llaura ihn bei der Hand und zog ihn beiseite, zu einem Lager, das die Krieger für sie beide bereitet hatten. Prothall und Mhoram eilten dem Riesen besorgt entgegen, aber er drängte sich an ihnen vorbei und schritt zum Feuer. Er kniete so dicht vor den Flammen nieder, als bedürfe seine Seele der Erwärmung, und das Stöhnen, mit dem er auf die Knie sank, klang wie das Bersten eines Felsens.
    Covenant sah seine Chance und näherte sich dem Riesen. Schaumfolgers offensichtlicher Notstand trieb seinen mit Zorn verworrenen Kummer zu einem Höhepunkt, an dem er nicht schweigen konnte. Er selber hatte fünf Höhlenschrate getötet, fünf ...! Sein Ring war voller Blut. »Na, das muß ja lustig zugegangen sein«, knurrte er. »Hoffentlich hat's dir Spaß gemacht.«
    Auf der anderen Seite des Lagerplatzes ertönte von Quaan ein bedrohliches Zischen. Prothall trat neben Covenant. »Quäl ihn nicht, ich bitte dich«, sagte er leise. »Er ist ein Riese. Das ist Caamora – das Feuer des Grams. Hat's heute abend nicht schon genug Schmerz gegeben?« Ich habe fünf Höhlenschrate getötet! Schrie Covenant innerlich in sinnentleerter Wut.
    Schaumfolger jedoch sprach bei sich, als habe das Feuer ihn gebannt, als sei er dazu außerstande, sie zu hören. Seine Stimme hatte einen eindringlich scharfen Klang; er kniete in einer Haltung der Klage vorm Feuer. »Ach, Brüder und Schwestern, habt ihr mich geschaut? Habt ihr's mitangesehen, ihr mein Volk? Dahin sind wir gekommen. Riesen, ich bin nicht allein. Ich fühle euch in mir, euch und euren Willen. Ihr hättet nicht anders gehandelt – nicht anders empfunden als ich, nicht weniger getrauert. Hier ist das Ergebnis. Stein und See! Klein sind wir geworden. Die Heimat haben wir verloren, und schwacher Same bewirkte, daß wir weniger sind als einst. Bleiben wir noch heute getreu? Ach, und überhaupt, getreu?! Mein Volk, mein Volk, wenn's nun Standhaftigkeit ist, die zu so etwas führt? Seht mich an! Findet ihr mich bewunderungswürdig? Ich stinke nach Haß und überflüssigem Tod.« Kälte durchwehte

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