Der fremde Sohn (German Edition)
du da?«, fragte er und kam sich albern vor.
»Max …«, sagte sie nur und drückte ihn sanft an den Schultern zu Boden, ohne seinen Blick loszulassen. Der Beton war kalt unter seinen Knien.
»Ich verstehe dich nicht, Dayna Ray.« Er wäre gern wütend auf sie gewesen, weil sie ein Spiel mit ihm trieb. Denn natürlich würden sie es nicht wirklich tun. Wie oft hatte sie sich schon an seiner Schulter ausgeweint oder war in der Bude eingeschlafen, den Kopf in seinem Schoß, während er sich Werbesprüche für ein Preisausschreiben ausdachte.
»Das brauchst du auch nicht.« Wie Sonnenstäubchen schwirrten ihre Worte im Dämmerlicht. Max spürte, wie sie ihm den Rucksack von der Schulter zog und neben ihrem auf den Boden fallen ließ. »Wir sind doch zusammen, oder nicht?«
Max hätte am liebsten gelacht, doch er hielt sich zurück, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen. Dabei war er hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen nach ihr – sie war so zart und hübsch unter all ihrem düsteren Make-up – und der Scheu davor, sie tatsächlich zu besitzen.
Würde morgen irgendetwas anders sein?
»Natürlich sind wir zusammen«, antwortete er. Sollte es jetzt wirklich geschehen? »Das von vorhin tut mir leid. Das war nur wegen dieser Jungs, weißt du.« Die Erinnerung an jene Bemerkung tat nun nicht einmal mehr weh.
»Jetzt sind wir beide hier, und keiner kann uns was anhaben«, sagte sie.
Max fühlte, wie sich etwas in ihm regte, das er sonst immer unterdrückte. Es war eine Sehnsucht, die sich mit Gewalt ihren Weg aus den Tiefen seiner Seele an die Oberfläche bahnte.
»Dayna …« Er hob die Hand, um ihr über die Wange zu streicheln, doch sie hielt seine Finger fest und küsste sie. O Gott, dachte er, das alles hier passiert wirklich. Hier ging es nicht um einen verstohlenen Kuss im Park oder ein bisschen Knutschen in der Frühstückspause. Dayna wollte tatsächlich mit ihm schlafen.
Das hier war Liebe.
Selbst wenn sie nichts weiter täte als seine Finger zu küssen, wäre er schon zufrieden.
Ihm wurde ganz schwindlig. Als er sich wieder ein wenig gefasst hatte, beobachtete er, wie sie seine Hand von ihren Lippen nahm und auf ihre Brust legte, die sich verlockend in dem weißen BH unter der weißen Schulbluse abzeichnete.
Ihr Busen presste sich gegen seine Handfläche. Durch den Stoff hindurch spürte er, wie weich und warm ihr Körper war. Es war ein so vollkommenes Gefühl, dass er sich nicht zu rühren wagte. Sie ließ sein Handgelenk los, doch seine Hand blieb, wo sie war. Schöner konnte das Leben nicht mehr werden, dachte er. Doch plötzlich bemerkte er, dass sie den Blick auf seine Hose richtete.
»Es ist nicht, was du denkst«, sagte er und hasste sich auf einmal wieder zutiefst.
»Ich hoffe, doch«, sagte sie mit einem selbstsicheren Lachen, bei dem Max sich flüchtig fragte, ob sie es schon einmal getan hatte. Doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken.
»Na ja, eigentlich schon …« Er verdrehte die Augen.
Danach sprachen sie nicht mehr sehr viel, soweit sich Max später erinnern konnte. Dayna schlang die Arme um seinen Oberkörper, ihr Gesicht so dicht an seinem, dass er ihren Atem am Kinn spürte, und zog ihm die Jacke seiner Schuluniform aus. Dabei fiel sein Handy aus der Innentasche. Max schwitzte trotz der kühlen, feuchten Kellerluft. Sollte er ihr auch etwas ausziehen? Als sie sein Hemd aufknöpfte und seinen Oberkörper entblößte, schauderte er unwillkürlich.
»Oh, Max«, glaubte er sie sagen zu hören. Sie ließ seine Kleider fallen und betrachtete seinen Körper. Er wusste, dass er dünn war. Vielleicht gefiel er ihr ja nicht? Er hatte sich bemüht zuzunehmen, aber es war ihm nicht gelungen. Max wollte wie ein Mann aussehen, nicht wie ein Junge. Mist! Das Beste wäre, er schnappte sich seine Sachen und machte, dass er wegkam.
Sanft, aber sehr bestimmt drückte sie ihn auf den Boden, der sich unter seinem Rücken kalt und hart anfühlte. Doch das kümmerte Max nicht. Er zitterte jetzt – vor freudiger Erwartung und Angst zugleich. Er würde alles verderben, ganz bestimmt, aber jetzt gab es kein Zurück mehr, und er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt zurückgewollt hätte.
Im Zwielicht sah Max, wie Dayna sich zuerst an seinem Gürtel und dann am Reißverschluss seiner Hose zu schaffen machte. Erwartete sie, dass er die Hüften hob, damit sie ihm die Hose ausziehen konnte, oder würde das blöd aussehen? Er wünschte, er hätte sein erstes Mal mit einem
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