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Der fremde Sohn (German Edition)

Der fremde Sohn (German Edition)

Titel: Der fremde Sohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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ein paar Pickel auf der Stirn, die sie mit Make-up überdeckt hatte. Sie schaute ernst und schien in Gedanken versunken. Was ging wohl in ihrem Kopf vor?
    »Willkommen«, sagte er stolz. Der Holzschuppen war kaum zu erkennen, bis Max darauf deutete. Deshalb gefiel er ihm ja so gut: Niemand störte ihn hier. Oft wünschte er, er könne sich für immer hier verkriechen.
    Dayna sah sich um. »Hier gibt’s doch nichts als die Bahnschienen.« Dann bemerkte sie die alte Baubude, die halb versteckt im Schatten des Brückenbogens stand.
    »Komm rein. Fühl dich wie zu Hause.« Max hatte das Vorhängeschloss geöffnet und winkte Dayna hinein.
    »Cool«, sagte sie und nickte, als sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. »Wie bist du dazu gekommen?«
    »Hab’s einfach irgendwann gefunden. Es war leer bis auf ein paar alte Zementsäcke und eine Matratze. Ich nehme an, hier hat ein Penner gehaust. Ein paar leere Mostflaschen und so lagen auch noch rum.« Max verkniff sich ein Grinsen. Dayna war beeindruckt von seinem Zuhause. »Setz dich doch«, sagte er und deutete auf den Autositz.
    »Was ist das denn da alles?« Sie betrachtete die angestaubten Kartons.
    »Meine Gewinne.« Max strich mit der Hand über eine Schachtel. Ein Föhn, inklusive Zusatzdüsen und Haarglätter.
    »Ist ja süß.«
    »Hier, nimm ihn mit. Er gehört dir.« Max hielt ihr die Schachtel hin.
    Doch Dayna machte eine abwehrende Handbewegung. »So was benutze ich nicht«, sagte sie und hielt lachend eine Haarsträhne hoch.
    »Und deine Mutter?«
    »Nee. Das Haar von meiner Mum trocknet schon von der ganzen heißen Luft, die mein Stiefvater beim Reden verbreitet.« Sie versuchte, sich wiederum ein Lachen abzuringen, aber es klang wie ein Schluckauf. »Trotzdem danke.«
    »Dann eben nicht«, sagte Max achselzuckend.
    »Jetzt mal ehrlich, wo hast du den ganzen Kram her?«
    Max spürte, wie er rot wurde. Er wollte gleich von Anfang an aufrichtig zu Dayna sein, etwas anderes kam gar nicht in Frage. Wie auch immer sich ihre Beziehung entwickelte – und er hoffte inständig, dass es eine Beziehung geben würde –, sie sollte klar und ehrlich sein. »Alles gewonnen. Preisausschreiben und so, du weißt schon.«
    Dayna kniff die Augen zusammen. »Das alles?«
    Mit einem Kopfnicken ließ er sich neben ihr auf der Sitzbank nieder und überlegte, ob wohl schon mal ein Pärchen darauf herumgeknutscht hatte.
    »Du musst ja ein echter Glückspilz sein«, stellte sie stirnrunzelnd fest.
    »Tja, sieht so aus«, erwiderte Max. Dabei fand er genau das Gegenteil.

Freitag, 24. April 2009

    C arrie schlug die Augen auf. Alles war weiß. Blendend weiß.
    »Alles in Ordnung.«
    Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder. Der Geschmack in ihrem Mund war ihr fremd. Jemand stand neben ihr. Ein dunkler Schatten, ein Schemen aus der Vergangenheit. Ein Blick in ihre Zukunft. Ihr Kopf tat weh. Es war ein stechender Schmerz, der von einer Schläfe zur anderen mitten durch ihr Gehirn zog.
    »Es ist doch alles in Ordnung?« Sie stützte sich auf die Ellenbogen. Das Bettlaken fühlte sich rau an. Also war sie nicht zu Hause. Sie befand sich in einem kleinen Raum. Ein Fenster. Ein Krankenhaus, dem Geruch nach zu urteilen.
    Hatte sie einen Unfall gehabt?
    Der dunkle Schemen sprach. »Nein«, sagte er. »Nichts ist in Ordnung, Carrie.«
    Oh, diese Trauer. Sie drang ihr durch alle Knochen bis ins Mark. Sie litt und wusste nicht warum.
    Dann erkannte sie die Stimme und drehte sich um. Endlich löste sich der Schleier vor ihren Augen auf, und sie sah ihren geschiedenen Mann vor sich.
    »Brody?«, flüsterte sie.
    Etwas Warmes umfasste ihre Hand.
    »Du bist ohnmächtig geworden und hast dir heftig den Kopf angeschlagen.« Sie hörte die Worte, ohne sie recht zu begreifen.
    Sie klammerte sich an die Wärme. Dann wurde ihr schlecht. Sie wandte den Kopf ab und erbrach sich. Da war eine Krankenschwester.
    »Bin ich krank?«
    »Nein, Carrie.« Jetzt sprach wieder Brody. Warum nur konnte sie ihn nicht richtig verstehen? Warum klang seine Stimme so anders als ihre eigene, als die anderen Stimmen im Raum?
    Weil sie ihn nicht verstehen wollte .
    »Brody«, sagte sie.
    Er ließ den Kopf auf ihre Bettkante sinken. Sie spürte das Gewicht.
    Schwer lastete ihrer beider Trauer auf dem schmalen Bett.
    Carrie drückte den Kopf in das Polyesterkissen und stellte sich vor, wie das Bett unter der Last zusammenbrach und sie immer tiefer fielen, bis ins Herz der Erde.
    Langsam gingen sie nebeneinander

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