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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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wiedererkannt hat. Sie hat mir den Namen eines Ladens in Vientiane gegeben, der diese Bänder verkauft. Hier oben sind sie anscheinend nicht erhältlich. Vielleicht bringt uns das auf eine Spur. Außerdem habe ich mit verschiedenen Leuten über Ihre Theorie von der verhüllten Reisbäuerin gesprochen. Und damit ein paar interessante Reaktionen geerntet. So hat sich unter anderem ein Bauer bei mir gemeldet und mir erzählt, dass der Fahrer des Lastwagens, der den Reis abholt, den er als Steuer an den Staat entrichtet, einmal etwas Ähnliches erwähnt hat.«
    »Wie ähnlich?«
    »Na, Sie wissen ja, was man sich hier oben für Geschichten erzählt. Es ging um eine Frau, die er auf dem Feld hatte arbeiten sehen und die eigentlich gar keine Frau war.«
    »Sondern …?«
    »Die Einheimischen erzählten dem Fahrer, dass sie einmal eine Frau gewesen war, bis sie, ich zitiere, aus einem verfluchten Becken trank, worauf sie unsichtbar wurde. Also hat man sie von Kopf bis Fuß verhüllt, damit sie die Fremden nicht erschreckte.«
    »Und das hat er ihnen abgekauft?«
    »Er ist Lastwagenfahrer.«
    »Konnte sich Ihr Bauer zufällig entsinnen, wo er diese unsichtbare Frau gesehen beziehungsweise nicht gesehen hat?«
    »Daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Aber wir fahnden nach dem Fahrer. Wir haben seinen Namen. Es ist also nur eine Frage der Zeit. Können Sie schon wieder sprechen?«
    »Ja, und es ist wichtig. Hoffentlich werden wir nicht unterbrochen. Ich bin zu Lehrerin Oum ins Lyceé gefahren. Als ich ihr den Zustand unserer Leiche schilderte, fiel ihr ein, dass sie die gleiche Geschichte schon vor über einem Jahr von einer Schülerin gehört hat.«
    »Die gleiche Geschichte?«
    »Das schöne Mädchen, die Würgemale, der Baum, der Stößel.«
    »Ach du Scheiße.«
    »Sie sagen es. Ich habe mit dem Mädchen gesprochen. Es hat mir die Geschichte noch einmal erzählt, und zwar haargenau so, wie es sie gehört hatte: Sie stimmt in allen Einzelheiten mit unserem Fall überein. Ich habe sie zurückverfolgt. Wir haben erst das Mädchen gefunden, das sie der Kleinen erzählt hatte, dann den Jungen, der sie ihr erzählt hatte, und so weiter und so fort. Schließlich landeten wir bei einem recht stillen, schüchternen Mädel, das den Ball ins Rollen gebracht hatte. Sie kam aus Luang Nam Tha im Norden. Das Lycée ist nach wie vor recht exklusiv, und sie kann nur dank eines kubanischen Stipendiums des Genossen Castro dort zur Schule gehen. Erst wollte sie nicht damit herausrücken, woher sie die Geschichte hatte, aber Lehrerin Oum konnte sie mit ein paar ebenso warmen wie bestimmten Worten dazu bewegen, ihre Quelle preiszugeben. Wie es scheint, hatte die Kleine sie von ihrer Schwester, die von Beruf Krankenpflegerin ist.«
    »In Luang Nam Tha?«
    »Ja. Was dem Gerücht einen Funken Glaubwürdigkeit verleiht.«
    »Haben Sie den Namen der Schwester?«
    »Samt Adresse. Bin ich nicht der geborene Detektiv?«
    »Inspektor Migräne in Person.«
    »Es heißt Maigret, Phosy. Trotzdem vielen Dank. Soll ich die weiteren Ermittlungen in dieser Richtung Ihnen überlassen?«
    »Ich bitte darum. Siri, ich kann es kaum fassen, dass diese Bestie ein so grausames Verbrechen mehr als einmal begangen hat.«
    »Zum Glück leben wir in einem Land, wo solche Dinge als derart schändlich und skandalös empfunden werden, dass alle Welt darüber redet.«
    Es war die erste Möglichkeit, sich einigermaßen ungestört zu treffen und zu unterhalten. Am Abend zuvor hatte Phan seine Pflicht erfüllt. Er hatte ihre nahen und entfernteren Verwandten bezirzt. Die Großmutter, voll wie eine Strandhaubitze, hatte ihn »ein fideles Bürschchen« genannt, »das ein großer Gewinn für die Familie wäre«. Stolz hatte der Vater ihm ihre Worte übersetzt. Die anderen hatten sie zum Schweigen ermahnt, nichts dergleichen sei in Planung, doch Phan wusste, dass sie alle dasselbe dachten. Er hatte den Fuß in der Tür. Viele Männer beneideten ihn um seine Kunst, und er beherrschte sie aus dem Effeff. Das Opfer saß in der Falle. Jetzt brauchte er es nur noch zur Strecke zu bringen.
    »Du hast hier nichts zu suchen«, sagte sie.
    Phan hatte mit dem Laster einen besonders unwegsamen Hügel bezwungen, damit er sich Weis Schule von der Rückseite her nähern konnte. Der Trampelpfad, der vom Dorf hier heraufführte, war zu schmal für den schweren Wagen, und so hatte er einen riesigen Umweg in Kauf nehmen müssen. Doch der alte chinesische Laster spielte in diesem Drama eine

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