Der gefährliche Traum (German Edition)
beunruhigen. »Ihr zwei habt mir sehr viel Freude bereitet. Ich habe schon lange nicht mehr in Kindheitserinnerungen geschwelgt. Ich danke euch sehr für euren Besuch.«
»Wir müssen Ihnen danken«, entgegnete Fritzi höflich. »Aus den Büchern hätten wir nicht so viel erfahren.«
Ja, dachte Max. Jetzt habe ich wieder allen Grund, mich vor dem Schwarzen Hund zu fürchten.
»Ihr müsst mich unbedingt mal wieder besuchen«, bat Frau Nohris. »Mich würde nämlich brennend interessieren, wie euer Referat ausgefallen ist.«
»Versprochen! Und Sie müssen uns dann vom kleinen Christian erzählen.« Fritzi lächelte verschmitzt.
Beim Gehen flüsterte Fritzi begeistert: »Jetzt wissen wir wenigstens, dass dieser Hund sogar schon Friederike erschienen ist. Du fantasierst also nicht.«
»Na danke auch!«, rief Max empört. »Soll das jetzt heißen, dass diese Bestie mir meinen Tod angekündigt hat?«
»Nein, ich glaube nur, dass ihr Erscheinen eine Bedeutung hat. Frau Nohris hat auch gesagt, dass es gute Schwarze Hunde gibt, die auf Kinder aufpassen. Vielleicht hat der Hund ja die bevorstehende Gefahr gewittert und das Mädchen beschützen wollen. Und hätten die Erwachsenen ihn nicht immer wieder vertrieben, wäre ihr vielleicht auch nichts passiert. Das kann doch auch sein, oder?«
»Ja, und vielleicht werde ich nächstes Jahr Papst!«
Doch zu einer Antwort kam Fritzi nicht.
»Vermaledeiter Krötenmist!«, rief sie und zeigte auf Max’ Fahrrad.
Beide Reifen waren aufgestochen. Am Gepäckträger klemmte eine Nachricht.
»Jetzt weiß ich, wer uns in der Bücherei nachgeschnüffelt hat«, knurrte Max und las laut vor.
»Zur Erinnerung an deine Schulden!
Das nächste Mal tut’s richtig weh!
PS : Haltet euch von meinem Wald fern!«
»Mistkerl!«, rief Fritzi empört. »Julian hat unser ganzes Gespräch mit Frau Nohris belauscht.« Wütend holte sie ihr Handy aus der Tasche. »Ich rufe Franz, unseren Hausmeister, an. Der soll uns mit dem Lieferwagen abholen. Und wenn wir ihn ganz lieb bitten, repariert er dir vielleicht sogar das Fahrrad. Ich bin mir sicher, dass wir im Schuppen noch ein paar alte Schläuche haben.« Und schon wählte sie die Nummer.
Max strahlte, trotz Julians Drohung und Schwarzer Hunde. Zum ersten Mal fühlte er sich hier in Hohenstein zu Hause, hatte das Gefühl, irgendwie dazuzugehören. Und Fritzi hatte ihn einen Freund genannt.
Der Familienstammbaum
A n diesem Morgen war Max erneut ohne jegliche Erinnerung an einen Traum aufgewacht. Eine weitere Nacht ohne Räuber und Schwarzen Hund. Warum es so war, wusste er nicht. Es war ihm auch egal. Wichtig war nur, dass er nichts, rein gar nichts geträumt hatte.
Und so war er den ganzen Morgen über bestens gelaunt, was sogar seiner Mutter auffiel. Im Schlosshof wartete Fritzi bereits ungeduldig mit dem Rad auf ihn.
»Hast du heute Nacht wieder von Andreas geträumt?«
Max schüttelte den Kopf und fuhr los. Doch Fritzi hatte ihn schnell eingeholt.
»Vielleicht hast du den Traum nur wieder vergessen.«
»Nein, das glaub ich nicht. Vermutlich haben wir einfach etwas in den Träumen gesehen, was gar nicht da war.« Max wurde langsamer und ließ Fritzi an ihm vorbeifahren. Er hatte keine Lust, mit ihr darüber zu reden. Vor allem traute er sich nicht, ihr zu sagen, dass er trotz seines Versprechens erneut bei
Operation Friederike
aussteigen wollte. Vor allem fürchtete er sich davor, Fritzi als Freundin wieder zu verlieren. Es war immerhin keine Sandkastenfreundschaft, die trotz blöden Benehmens ewig hielt. Aber das gestrige Gespräch mit Frau Nohris über Schwarze Hunde jagte ihm noch immer einen Schauer über den Rücken. Er wollte mit diesen gruseligen Geschichten einfach nichts mehr zu tun haben.
»Wie meinst du das?«, hakte sie nach.
»Die Geschichten von dem Schwarzen Hund und der Legende sind doch nur Ammenmärchen. Sie sollen uns Angst machen. Nicht mehr und nicht weniger.«
Fritzi sah ihn fragend an. »Was willst du damit sagen?«
»Ganz einfach, es waren nur Träume. Nichts weiter. Einfach nur Träume. Und heute Nacht hatte ich zum Glück wieder keinen. Was vermutlich auch so bleiben wird, wenn wir aufhören, ständig darüber zu reden.«
»Soll das heißen, du steigst einfach wieder aus?«, fragte Fritzi entsetzt.
»Ja, ich habe keine Lust mehr, das angebliche Lösegeld zu suchen. Nicht mal der Dorflehrer hat es gefunden. Und wer meine Vorfahren waren, ist mir auch egal.«
Fritzi machte eine Vollbremsung und stieg
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