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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Schwertes das Washington Monument empor. Auf der rechten Seite konnte er auf einem kleinen Hügel das imposante Kapitol erkennen. Das Gebäude war ein gutes Beispiel für die
Maßlosigkeit dieses Landes, für einen Reichtum, der durch Hochmut, Arroganz und die Ausbeutung anderer Völker erworben worden war.
    Auf seiner Reise hatte Karim die unterschiedlichsten Gefühlszustände durchlebt, vor allem die Langeweile in den Monaten der Abgeschiedenheit in Südamerika. Es war die mittlere Etappe auf dem Weg zu seinem großen Ziel - das Opfer, das große Persönlichkeiten bringen mussten, um sich für die Herausforderung zu wappnen, mit der sich ihr Schicksal entscheiden würde. Die Langeweile war verschwunden. Wie er nun auf die Lichter der Hauptstadt des Feindes hinausblickte, erschien ihm das Opfer nicht der Rede wert. Er fragte sich, ob sich all die großen Krieger des Islam genauso gefühlt hatten, wenn sie in der Nacht vor der großen Schlacht auf die Lagerfeuer ihres Feindes hinunterblickten. Er war überwältigt von seinen Gefühlen, von Stolz und Freude darüber, dass er im Namen Allahs dem Feind einen vernichtenden Schlag versetzen konnte.
    Karim stieß einen tiefen Seufzer aus. Warum hatte er dieses große Glück? Warum war er derjenige, den Allah auserwählt hatte, um dieses Werk zu vollbringen? Um die einst gefürchtete Al-Kaida wieder zur mächtigsten Gruppe in der islamischen Welt zu machen? Karim empfand es so tief wie vielleicht noch nie zuvor. Er war bereit, seinen Platz neben den legendären Führern des Islam einzunehmen. Das hier war erst der Anfang, die erste von vielen Städten, in denen er Angst und Schrecken unter den schwachen und gottlosen Amerikanern verbreiten würde.
    Mit ihm würde eine neue Ära eingeleitet werden; so wie Mohammed würde er aus der Masse hervortreten, um Millionen Menschen für den Kampf im Namen des
Islam zu begeistern. Es war Zeit, die Ungläubigen und die Juden ein für alle Mal aus der Wiege des Islam zu vertreiben und ein neues Kalifat zu errichten. In ihren Ländern sollte wieder Friede und Gerechtigkeit herrschen; nicht diese unsinnige Demokratie, auf die die Amerikaner so stolz waren. Dieser Unsinn der Herrschaft durch das Volk in einem gottlosen Land, in dem nur Besitz und persönliche Begierden zählten. Sie waren nun schon seit Generationen verwöhnt und verweichlicht und dem Untergang geweiht. Karim sah es schon vor sich, so als hätte Allah selbst es ihm vor Augen geführt. Die Amerikaner standen kurz vor dem Ende ihres kleinen Experiments, und Karim war hier, um ihren Untergang zu beschleunigen.
    Die Ehre war fast mehr, als er ertragen konnte. Ihm war die Aufgabe anvertraut worden, den Lauf der Dinge wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Der Islam würde wieder den ihm zustehenden Platz in der Welt einnehmen, und sie würden ihre Länder von den Ungläubigen säubern. Karims Augen füllten sich mit Tränen, und er bedeckte sein Gesicht, damit ihn die anderen nicht so sahen.
    »Ist alles in Ordnung?«, hörte er Hakim neben sich fragen.
    Hakim reichte ihm eine der Servietten aus dem Fastfood-Lokal, bei dem sie angehalten hatten. Er wischte sich die Augen ab und putzte sich die Nase, während er Hakim zu versichern versuchte, dass alles in Ordnung war. Sie hatten sehr wenig gesprochen, seit sie den Park in Georgia verlassen hatten. Karim konnte nicht verstehen, warum sich sein Freund über den Tod ihres Fahrers so aufgeregt hatte. Hunderttausende waren schon gestorben in diesem heiligen Krieg. Ein einzelner Mensch konnte
niemals wichtiger sein als die Mission. Was war schon schlimm daran, wenn es einen Märtyrer mehr gab?
    »Es ist Zeit für den Anruf«, sagte Hakim, als er in den Außenspiegel blickte und die Fahrspur wechselte.
    Karim sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Die grünen Ziffern zeigten 10:27 an. Sie waren schon fast siebzehn Stunden unterwegs, den Großteil davon auf der Interstate 95. Wie so oft in den vergangenen Monaten stand ihnen wieder einmal ein Sprung in unbekanntes Territorium bevor. Karim nahm das Telefon aus der Mittelkonsole und brauchte einen Augenblick, bis er die Einschalttaste gefunden hatte - doch als er sie drücken wollte, zögerte er. Die meisten Leute sahen in einem Handy nur ein praktisches Hilfsmittel; nicht so all jene, die in Afghanistan und im Irak gegen die Amerikaner gekämpft hatten. Für sie war ein Handy fast wie russisches Roulette. Jedes Mal, wenn man es einschaltete, forderte man das Schicksal heraus. Zawahiri

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