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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ins Wanken. Ich bin mir meiner selbst nicht mehr sicher. Vaters Flehen wird drä n gender , s eine tränenerstickte Stimme ein heiseres Flü s tern. »Bitte. Bitte. Bitte. Ich halte es nicht aus.« Eine kleine Spe i chelblase wandert über seine aufgesprungenen Li p pen.
    Ich kann es nicht ertragen. Der Geist meines Vaters ist e r schöpft wie der von Nell Hawkins. Und nun haben ihn jene Ungeheuer in seinen Träumen gefunden. Sie werden ihn nicht in Frieden lassen. Und ich bin schuld. Ich muss es in Ordnung bringen. Heute Nacht werde ich ins Mag i sche Reich gehen und es nicht eher verlassen , als bis ich den Tempel gefunden habe.
    Aber ich werde meinen Vater währenddessen nicht leiden lassen.
    »Ruhig , Vater. Ich werde dir helfen« , sage ich. Ich raffe meinen Rock und renne in mein Zimmer. Ich finde das Käs t chen , in dem ich die Flasche versteckt habe , und stürze ans Bett meines Vaters zurück. Er krallt die ve r krampften Finger in die Bettdecke , sein Kopf pendelt hin und her und Schwei ß perlen stehen ihm auf der Stirn.
    »Vater , hier. Hier!« Ich halte die Flasche an seine Li p pen. Er trinkt das Laudanum wie ein Verdurstender.
    »Mehr« , fleht er.
    »Schhh , das ist alles , was da war.«
    »Es ist nicht genug!« , schreit er. »Nicht genug!«
    »Warte einen Moment , bis es wirkt.«
    »Nein! Geh!« , brüllt er und drischt den Kopf gegen das Bettgestell.
    »Vater , hör auf!« Ich nehme seinen Kopf zwischen meine Hände , um zu verhindern , dass er sich noch mehr verletzt.
    »Du bist mein braves Mädchen , Gemma« , flüstert er. Seine Augenlider flattern. Sein Griff lockert sich. Er sinkt in einen Opiumschlummer. Ich hoffe , ich habe das Ric h tige getan.
    Mrs Jones ist an der Tür. »Miss , ist alles in Ordnung?«
    Ich stolpere hinaus. »Ja« , sage ich fast atemlos. »Mr Doyle schläft jetzt. Mir ist soeben etwas eingefallen , was ich erled i gen muss. Würden Sie sich zu ihm setzen , Mrs Jones? Es da u ert nicht lang.«
    »Ja , Miss« , sagt sie.
     
    * **
     
    Es hat wieder angefangen zu regnen. Es gibt keine Ku t sche und so nehme ich eine Droschke zum Bethlehem-Hospital. Ich will Nell sagen , dass ich in meiner Vision den Tempel gesehen habe und dass er für mich zum Greifen nahe ist. Ich will sie fragen , wie ich Miss McChennmine –Circe –finde. Denn die irrt , wenn sie denkt , sie kann meinen Vater von i h ren Ungeheuern pe i nigen lassen.
    Als ich im Spital ankomme , ist dort die Hölle los. Mrs Sommers stürzt mir auf dem Flur händeringend entg e gen. Sie befindet sich in heller Aufregung.
    »Sie tut schlimme Dinge , Miss. Ganz schlimme Di n ge!«
    Mehrere Patienten sind neugierig im Korridor zusamme n gelaufen. Mrs Sommers zieht an ihrem Haar. »Böses , böses Mädchen!«
    »Nicht doch , Mabel« , sagt eine Krankenschwester und klemmt Mrs Sommers ’ Arm an ihrer Seite fest. »Was soll denn dieses Theater? Wer tut schlimme Dinge?«
    »Miss Hawkins. Sie ist ein böses Mädchen.«
    Vom anderen Ende des Flurs kommt ein schreckliches G e kreisch. Zwei der Frauen ahmen es aus vollem Hals nach. Der Lärm zerreißt mir fast das Trommelfell.
    »Gütiger Himmel« , ruft die Krankenschwester. »Was ist denn das?«
    Wir lassen die kreischenden Frauen stehen und eilen den Korridor entlang. Unsere Schritte hallen auf dem glänzenden Boden , bis wir den Aufenthaltsraum erre i chen. Nell steht mit dem Rücken zu uns. Kassandras Käfig ist leer , die Tür sper r angelweit offen.
    »Miss Hawkins? Was ist das für ein Höllenlärm …« Die Schwester verstummt , als Nell sich zu uns umdreht. Sie hält den Vogel in ihren kleinen Händen. Grüne und rote Federn ergießen sich in einem farbigen Wasserfall über ihre Handg e lenke. Aber mit dem Kopf des Vogels stimmt etwas nicht. Er liegt in einem unmöglichen Wi n kel an dem schmächtigen Körper. Sie hat ihm das Genick gebrochen.
    Die Krankenschwester stöhnt auf. »Oh Nell! Was h a ben Sie getan?«
    Eine Menge hat sich hinter uns angesammelt , alle drängen nach vorn , um besser zu sehen. Mrs Sommers läuft von einem zum anderen und flüstert: »Böse! Böse! Sie haben gesagt , sie ist böse! Jawohl , das haben sie g e sagt!«
    »Man darf Lebewesen nicht in Käfige sperren« , sagt Nell matt.
    Die entsetzte Krankenschwester kann nur wiederholen: »Was haben Sie getan?«
    »Ich habe ihn befreit.« Nell scheint mich jetzt zu s e hen. Sie lächelt ein Lächeln , das mir das Herz bricht. »Sie wird ko m men und mich holen , Lady Hope. Und dann wird sie dich

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