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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er mußte auf Madeira bleiben, bis er die ›Schraufa-A1‹ wieder vorweisen konnte.
    Ohne Muster würde der Firma, das Geschäft durch die Lappen gehen. Die Amerikaner waren schließlich in der Zwischenzeit auch nicht untätig gewesen. Aberlingen, dachte Egon. Ich habe es verloren. Nie mehr kann ich Herrn Pettenkamp in die Augen sehen. Ich muß vielleicht kündigen. Knulle war so nett. Und Fräulein Buttrich doch eigentlich auch. Und Alma, ach ja, wenn wenigstens Alma hier bei mir wäre!
    Mitten in seiner Verzweiflung entdeckte Egon ein Schild. »Halt, Hotel!« rief er und zeigte aufgeregt nach draußen. Der Taxifahrer riß geistesgegenwärtig das Steuer herum und kurvte mit quietschenden Reifen unter dem Gehupe nachfolgender Wagen in die Einfahrt.
    Sein schrulliger Fahrgast mit der typischen Mütze der madeiranischen Landbevölkerung und dem verräterischen Pullover war schließlich nicht irgendwer, das hatte der Mann am Steuer auf den ersten Blick erkannt.
    Sicher war der Typ ein Ersatzmann der Fußballmannschaft ›Benefica Lisboa‹. Ein Stotterer wahrscheinlich, weil er kein Wort herausbrachte. Ein Feind der einheimischen Mannschaft ›Machico Funchal‹, aber auch ein Star! Einer vom Spitzenverein!
    In der Brust des Taxifahrers stritten kurz Lokalpatriotismus und die grundsätzliche Bewunderung für echte Fußballhelden. Daß dieser prominent und reich war, sah man schon an der Wahl des Hotels.
    Er bremste scharf und winkte ab, als Egon bezahlen wollte. Mit einem Schwall von Worten und großer Geste bedeutete er ihm, daß es für ihn eine Ehre gewesen sei, den berühmten Kicker kostenlos zu fahren. Dann reichte er Egon einen Block und einen Kugelschreiber und verlangte ein Autogramm. Konnte man immer noch verkaufen.
    Egon war so verdattert, daß er brav seinen Namen schrieb. ›Egon Meier‹ setzte er in seiner ordentlichen Schrift platzsparend auf die obere Hälfte. Der Taxifahrer wunderte sich nicht weiter. Es war klar, daß ein so berühmter Verein wie ›Benefica‹ ausländische Spieler einkaufte. Dieser schien aus Deutschland zu sein. Wo Beckenbauer herstammte!
    Kaum machte Meier Anstalten auszusteigen, riß auch schon ein Boy den Schlag auf. Der Portier grüßte und nahm respektvoll Haltung an. Zwei Kofferträger eilten herbei und drehten enttäuscht wieder ab, als sie merkten, daß nichts auszuladen war.
    Egon wankte mit weichen Knien durch die Drehtür des ›Reid's‹, die ein Boy für ihn in Schwung setzte. Er wußte nicht, daß er soeben das feinste Hotel der Insel betrat. Und das teuerste natürlich. Sonst hätten ihm die Knie womöglich noch mehr geschlottert. Für ihn war das ›Reid's‹, das in einem Paradiesgarten am Meer vor sich hinträumte, nichts als eine Rettungsstation.
    Gleich links war die Rezeption. Und hinter dem Tresen lächelte die schönste junge Frau, die Egon je gesehen hatte. Die Damen aus Dallas und Denver eingeschlossen.
    Sie ist wirklich schön, fuhr es Meier durch den Kopf.
    »Boa tarde! Bemvindo!« sagte sie freundlich. Sie war schlank, zierlich und zart. Und sie hatte schwarze kurze Locken, Haselnußaugen, eine winzige Nase mit einem kleinen Stups himmelwärts, einen Herzkirschenmund und Haut wie Nougatschokolade, Egon Meiers Lieblingsnascherei. Natürlich kann sie kein deutsch, dachte er. Woher sollte sie auch deutsch können? Er fühlte sich mehr denn je als tragische Gestalt. Der Don Quichotte von Madeira, jawohl.
    »Boa tarde«, murmelte er. Das schien ja wohl ›Guten Abend‹ zu heißen. Tränen traten in seine Augen. Neben dem schönen Mädchen stand auf der Theke ein kunstvolles Arrangement aus Obst und Blumen. Abendsonne durchflutete den Raum. Elegante Herrschaften, die aussahen wie aus einem alten Film, der in den britischen Kolonien spielte, durchquerten gemessen und anscheinend sorglos die Halle. Alle Welt war glücklich. Nur Egon Meier aus Aberlingen nicht. Im Gegenteil. Jetzt, da die erste Aufregung etwas nachließ, kam erst die richtige Verzweiflung.
    »Ich werde verfolgt«, sagte er zu dem Mädchen. Es verstand ihn ja ohnehin nicht. Er zog sein Papiertaschentuch aus der Hosentasche.
    Aber nun geschah immerhin ein kleines Wunder. Sie las seine Aufschrift.
    »Sie möchten ein Zimmer?« fragte sie. »Ihre Fans verfolgen Sie, mein Herr? Eigentlich sind wir komplett, aber in diesem Fall werde ich Ihnen die Suite ›Herzogin von Kent‹ geben. Sie ist für besonders liebe Gäste reserviert«, und sie warf Egon einen dunklen Blick zu, der ihn augenblicklich in

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