Der Geist des Highlanders
mehr erforderlich ist. Obwohl ich vermute, dass Ihr einer solchen Herausforderung jederzeit gewachsen wärt.«
Connor blickte James MacLeod erstaunt an. Der Mann
schien sich in seiner modernen Kleidung wohlzufühlen, aber er hatte etwas an sich, das auf ein früheres Leben unter wesentlich primitiveren Umständen hindeutete. Connor räusperte sich.
»Ihr stammt nicht aus der heutigen Zeit, oder?«
Jamie zog eine Augenbraue hoch und lächelte. »Was glaubt Ihr?«
»Ich vermute ... dreizehntes Jahrhundert. Ende des dreizehnten Jahrhunderts. Vielleicht Anfang vierzehntes.«
Jamie zuckte die Schultern. »Gut beobachtet.«
»Aber Ihr habt den Sprung in die Zukunft geschafft.«
»Ja. Ich habe ein Mädchen aus der Zukunft geheiratet. Sie war zufällig in meine Zeit gereist. Wir verliebten uns, heirateten und hatten eigentlich vor, in meiner Epoche zu bleiben. Aber nachdem ich meinen Feinden nur knapp entronnen war, sah ich keine Veranlassung mehr, nicht mit ihr in diese Zeit zu kommen.«
»Daher Eure Erfahrung mit den Zeittoren.«
Jamie grinste. »Nun ja, das würde aber bedeuten, dass ich sie mehr als einmal benutzt hätte, und Ihr wisst doch, dass das kaum möglich ist.«
Connor musste auch unwillkürlich lächeln. »Wo seid Ihr überall gewesen?«
»Fragt besser, wo ich nicht war.«
Jetzt musste Connor sogar lachen. »Das arme Mädchen, das Ihr geheiratet habt! Sie macht sich bestimmt große Sorgen um Euch.«
»Ja, aber sie hat mich auch häufig begleitet. Seit wir kleine Kinder haben, ist das weniger oft der Fall, aber eines Tages wird sie sicher wieder mitkommen.«
Connor seufzte. »Das muss ein angenehmes Leben sein.«
Jamie nickte. »Ja, und ich bin dankbar dafür.«
»Und wie habt Ihr Euch zu Anfang in der modernen Welt zurechtgefunden?«, fragte Connor.
»Zuerst war es sehr verwirrend«, antwortete Jamie. »Aber
ich habe mich viel zu rasch an all die Wunder gewöhnt. Mich würde aber auch interessieren, wie Ihr es empfunden habt, die ganze historische Entwicklung verfolgen zu können.«
»Das war zuerst auch verwirrend«, sagte Connor. »Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte mehr getan, als ab und zu einen Engländer zu erschrecken. Die meiste Zeit über war ich auf Thorpewold.« Er schwieg. »Ich hätte mehr reisen sollen. Dann wäre ich meinem Land von größerem Nutzen gewesen.«
»Jeder von uns hat irgendetwas zu bedauern«, erklärte Jamie. »Ihr habt Victoria jetzt große Dienste geleistet. Das macht vieles wieder wett.«
Connor nickte.
Aber es war ein schwacher Trost.
»Ich würde alles geben«, sagte er wie zu sich selbst, »für eine Stunde, nein, für ein paar Augenblicke ...«
»Es tut mir leid«, warf Jamie leise ein.
Connor nickte. Er holte tief Luft. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzugrübeln. Er war, was er war, und das konnte er nicht ändern, ganz gleich, wie sehr er es wollte. Schweigend gingen die beiden Männer die Straße entlang.
Es dauerte eine Zeit lang, bis Thomas und Jamie Fellini mit vereinten Kräften zum Eingang des Gasthauses geschleppt hatten. Dort verweigerte Mrs Pruitt ihnen jedoch den Zutritt.
»Jemand, der so stinkt, kommt mir nicht in meine saubere Vorhalle. Bringt ihn weg und spritzt ihn zuerst einmal mit dem Schlauch ab.« Sie warf Jennifer einen Blick zu. »Sie riechen auch nicht besonders gut. Und sie ebenfalls nicht.« Sie schnüffelte in Victorias Richtung.
»Ja, eine Dusche wäre nicht schlecht«, erwiderte Victoria. »Dürfen wir denn hereinkommen, wenn wir versprechen, nichts anzufassen und unsere Kleider in die Mülltonne zu werfen, sobald wir uns umgezogen haben?«
Mrs Pruitt überlegte. »Ich gebe Ihnen Plastiktüten, in die
Sie Ihre Sachen stecken können. Legen Sie bloß nichts auf den Teppich.« Sie wandte sich an Mary. »Liebe Mary, wie schön, Sie zu sehen. Kommen Sie mit mir in die Küche. Ich mache Ihnen einen Tee. Warum sind Sie so sauber?«
»Ich habe im Haus eines Adeligen gewohnt«, erwiderte Mary und trat ein. »Wenn man strickt, wird man offensichtlich überall eingelassen. Stricken Sie, meine Liebe?«
»Ich häkele«, sagte Mrs Pruitt. »Man kann die Arbeit überallhin mitnehmen und sich damit die Zeit vertreiben. Man ist Ihnen also freundlich begegnet?«
»William war wundervoll«, erwiderte Mary, während sie mit Mrs Pruitt im Esszimmer verschwand. »Shakespeare, wissen Sie ...«
Connor blickte ihnen nach, dann blickte er die anderen an. »Ich schlage vor, wir werfen Fellini in die Büsche und kümmern uns um
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