Der Gesandte des Papstes
Männern liegen. Es sah so aus, als wäre er zusammengebrochen und hätte sich seither nicht mehr bewegt. Er trug noch immer seine Rüstung. Einer seiner Männer hatte eine Decke über ihm ausgebreitet; das Zepter hatte er unter seinem Torso begraben. Al-Munahid hatte einen sehr leichten Schlaf. Dass er nicht aufwachte, als ibn-Marzuq neben ihn trat, sprach dafür, dass ihn die Heilung zu Tode erschöpft haben musste. Ibn-Marzuq fragte sich, warum bei ihm selbst die Erschöpfung geringer ausgefallen war. Vermutlich, weil er fast den ganzen Tag nichts getan hatte - von dem Spurt zu einem schützenden Felsen während des Angriffs der Armenier abgesehen -, während al-Munahid das Floß gerudert und gekämpft hatte.
Er ging neben dem Söldner in die Hocke. Der goldene Knauf des Zepters schaute unter al-Munahids Schulter hervor. Langsam und vorsichtig schlossen sich ibn-Marzuqs Finger darum. Als er daran zog, gab der Söldner einen seufzenden Laut von sich und bewegte sich im Schlaf. Hastig zog ibn-Marzuq die Hand zurück. Nein. In den Besitz des Zepters zu gelangen, mochte unerhört verlockend sein, doch die Gefahr, al-Munahid aufzuwecken, war zu groß. Dass die Söldner allesamt schliefen und er sich unbemerkt davonmachen konnte, war schon mehr Glück, als er sich hatte erhoffen können. Er wollte es nicht herausfordern.
Ibn-Marzuq richtete sich wieder auf und ging leise durch die
Ruine. Er schob sich den Dolch, mit dem al-Munahid ihn verletzt hatte, hinter den Gürtel, nahm den Beutel mit dem restlichen Brot und einen halb vollen Wasserschlauch. Am Tor des alten Gehöfts schulterte er einen der Sättel. Dabei stieß er an eine der Satteltaschen, und es klimperte. Sein Kopf fuhr herum. Keiner der Männer rührte sich. Das Geräusch war zu leise gewesen, um jemanden aufzuwecken.
Das Gold, dachte er. Er legte den Sattel ab, öffnete die Ledertasche und holte den Beutel vorsichtig hervor. Er war merklich dünner geworden durch die Begegnung mit den Mongolen, doch er enthielt immer noch genug, um einen gewöhnlichen Händler oder Handwerker zu einem reichen Mann zu machen. Wenn seine Flucht glückte, konnte ihm das Gold später hilfreich sein.
Er verstaute den Beutel wieder in der Satteltasche, stopfte die Vorräte dazu und ging mit Tasche und Sattel zu den Pferden. Sie waren am Hang unterhalb des Gehöfts angepflockt, auf einer Wiese aus kniehohem Gras. Die Tiere schliefen nicht mehr. Er sattelte eines, löste die Fesseln der anderen und schnitt von einem Strauch einen dünnen Ast. Die Fehler von seinem letzten Fluchtversuch würde er nicht wiederholen. Als er aufgestiegen war, schlug er mit dem Ast nach Rücken und Hinterhand der anderen Pferde, sodass sie erschreckt auseinanderliefen. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sich die gehorsamen Kleinpferde nicht weit vom Lager entfernten. Aber wenn es al-Munahid nur eine halbe Stunde kostete, sie wieder einzufangen, war schon etwas gewonnen.
Er lenkte sein Pferd den Hügel hinunter und galoppierte den Weg zurück, den sie gekommen waren.
EINUNDZWANZIG
E in Tritt in die Seite weckte Raoul. Der Schmerz und das Halbdunkel ließen ihn glauben, in seinem Gemach in Bazerat zu sein, am Morgen vor seinem Aufbruch nach Rom, bis er ein rundes Gesicht mit gebrochener Nase, schmalen Augen und straff nach hinten gebundenen Haaren über sich sah. Der Mongole brüllte etwas und trat noch einmal zu, heftiger diesmal. Raoul wurde zornig und packte den Fellstiefel. Der Mann hatte nicht mit einem Angriff gerechnet und stürzte zu Boden, als Raoul seinen Fuß nach oben riss und wegstieß.
Eine behandschuhte Faust traf ihn ins Gesicht und warf ihn aufs Strohlager zurück. Er wollte auf die Füße kommen, doch da richteten sich zwei scharfe Speerspitzen auf seine Brust. Raoul gab seine Gegenwehr auf. Ein Gedanke an Jada durchfuhr ihn. Sein Magen zog sich zusammen, und er drehte den Kopf. Ein Speerträger hatte sie am Arm gepackt, doch sie war wohlauf.
Der Mongole, den er angegriffen hatte, baute sich neben ihm auf, die Augen wütend zu Schlitzen verengt, und knurrte einen Befehl, worauf die beiden Speerträger Raoul an den Armen auf die Füße zogen. Sie folgten dem anderen Krieger, der Jada nach draußen führte. Es war früh am Morgen; das Lager erwachte gerade. Verschlafene Mongolen kamen aus den Jurten oder schürten die Kochfeuer und bedachten die beiden Gefangenen mit gleichgültigen Blicken.
Vor dem Verschlag schlossen sich ihnen zwei weitere Krieger an, sodass es
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