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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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geschickt. Man kann nicht das einfache Leben predigen und selbst auf nichts anderes bedacht sein, als seinen Reichtum zu mehren.«
    »Seneca meinte, nur der Philosoph dürfe reich sein, denn er alleine sei in der Lage, mit seinem Vermögen etwas Vernünftiges anzufangen.«
    »Blödsinn!« lachte Vergilianus, und alle fünf blickten der nackten Schönen nach, die in den Säulen zum Tepidarium entschwand.
    Sulpicius Rufus, der bisher weniger für ihre Gespräche als die Kehrseite der Frauen Interesse gezeigt hatte, räusperte sich; dann sagte er unwillig: »Sind wir hier zusammengekommen, um über irgendwelche Dichter zu reden, dann bin ich wohl fehl am Platze.«
    »Ich auch«, fügte der Feuerwehrhauptmann Calpurnianus hinzu. »Außerdem kann keine der Nackten hier Messalina auch nur das Wasser reichen.«
    »Wer hat Messalina zuletzt gesehen?« fragte Proculus. Keiner gab eine Antwort. Proculus beendete schließlich das Schweigen: »Selbst mich, ihren Ehrenwächter und engsten Vertrauten, meidet sie. Sie spricht mit mir nur das Nötigste und sagt nichts, was über meine offizielle Stellung hinausgeht!«
    »Auch im Ludus magnus läßt sie sich nicht blicken«, bemerkte Rufus, »obwohl sie mir doch ihren Günstling, diesen Vitellius, anvertraut hat. Aber wir wissen ja: Messalina kann hart sein wie der Marmor von Luni.«
    »Nicht ganz zu Unrecht«, stellte Vergilianus mit einem Unterton von Traurigkeit fest, »ein halbes Decennium teilt sie mit uns allen ihr Bett, läßt uns der höchsten Liebesfreuden teilhaftig werden, verschafft uns Vorteile bei öffentlichen Ämtern und fordert als einzige Gegenleistung, daß wir den Kaiser beseitigen. Doch jeder von uns fünfen schiebt den anderen vor, weil jeder Angst hat, das Risiko zu übernehmen oder auch nur ein …«
    Sulpicius Rufus fiel ihm ins Wort: »Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird uns der alte Claudius noch im Bett wegsterben. Messalinas Gunst haben wir dann ein für allemal verloren.«
    »Sie hat jetzt Gaius Silius als Liebhaber«, sagte Titius Proculus. »Ist dieser Silius nicht mit Junia verheiratet?« fragte Vergilianus.
    »Ja, ja«, antwortete Proculus, »diese Junia ist ein bildschönes Frauenzimmer aus vornehmem Geschlecht. Aber wen Messalina einmal in ihren Bann geschlagen hat, der vergißt die schönste Frau – und sei es eine Göttin.«
    »Messalina ist selbst eine Göttin!« Die Worte des Feuerwehrhauptmanns Calpurnianus klangen beinahe andächtig. »Rufus hat über hundert in allen möglichen Kampfdisziplinen ausgebildete Gladiatoren hinter sich, Proculus hat als Ehrenwächter jederzeit Zugang zu den kaiserlichen Gemächern auf dem Palatin, Vergilianus trifft als Senator oft mit dem Kaiser zusammen, Trogus ist sein Leibgardist, er trägt als einziger in der Umgebung des Prinzeps Waffen, und hinter mir stehen nicht weniger als siebentausend Mann Löschmannschaften. Beim Jupiter und seinem Kampfgefährten Mars, es waren schon Verschwörungen mit weniger Mitgliedern erfolgreich.«
    Die anderen nickten. Keiner hatte den Duftsklaven bemerkt, der aus einem Kupferkessel wohlriechende Essenzen versprengte und dies in der Ecke, in der die fünf saßen, mit – wie es schien – besonderer Gründlichkeit tat.
    »Gift scheidet aus«, flüsterte Trogus und bedeutete den anderen, die Köpfe zusammenzustecken: »Zwar ist der Vorkoster des Kaisers mein Freund, ich glaube, er wäre auch käuflich, nur würde der Verdacht sofort auf Messalina fallen. Giftmord ist Sache der Frauen. Diese Methode sollten wir vergessen.«
    Sulpicius Rufus stimmte zu. »Messalina hat einen solchen Plan längst aufgegeben. Da sie überall ihre Anhänger hat, wäre es ein leichtes gewesen, die Gifttat ausführen zu lassen, aber sie hat sie aus demselben Grund, den Trogus anführte, abgelehnt. Doch wie sieht es mit den Prätorianern aus? Können wir mit ihrer Unterstützung rechnen?«
    Trogus lachte: »Du weißt doch, daß die Prätorianer jeden unterstützen, der sie gut bezahlt. Sie haben ihren Eid auf Claudius geschworen, obwohl er über fünfzig war und geh- und sprechbehindert. Sie haben ihn als Kaiser toleriert, obwohl er sich anfangs aus Angst vor ihnen hinter einem Vorhang versteckte. Ich glaube, sie hätten ein Pferd als Kaiser akzeptiert, wenn es jedem von ihnen mehr als die 15.000 Sesterze bezahlt hätte, die Claudius bot.«
    »Messalina hat zugesagt, dieselbe Summe auszuschütten wie Claudius«, sagte Rufus.
    »Dann steht dem Machtwechsel von Seiten der Prätorianer nichts

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