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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Gaius Julius Cäsar sie neu gründete und mit Freigelassenen und römischen Veteranen besiedelte. Seither war Korinth ein Schmelztiegel für alle Völker und Rassen des römischen Weltreichs. Vor allem die jüdische Kolonie hatte ein beträchtliches Ausmaß erreicht.
    »Ein jüdischer Eiferer namens Paulus hat halb Korinth in seinen Bann gezogen«, erklärte Aristophanes, während sie über den Marktplatz schritten, »er war ein glänzender Redner und fand für seinen Eingottglauben zahlreiche Anhänger.«
    »Handelt es sich dabei um die Sekte der Christiani?« erkundigte sich Vitellius.
    »Du kennst sie?«
    »Ja, sie hat auch in Rom unter den kleinen Leuten viele Anhänger.«
    »Angeblich wurde dieser Paulus wegen Volksaufruhrs in Palästina verhaftet, aber er ist römischer Bürger; deshalb bestand er darauf, in Rom abgeurteilt zu werden.«
    »Kein schlechter Schachzug«, stellte Vitellius fest, »er scheint zu wissen, wie langsam Justitias Mühlen in Rom mahlen. Oft dauert es Jahre, bis ein Prozeß stattfindet; dann sind die Zeugen der Anklage vielfach gar nicht mehr auffindbar.«
    »Hier finden unsere Prozesse statt«, sagte Aristophanes und wies auf das Ende einer langen Ladenkette. Eine von weißen Marmorsäulen umgebene Gerichtshalle schloß den großen Platz ab. Säulen und goldglänzende Standbilder vermittelten, über die Agora verteilt, den Eindruck einer wohlhabenden und wichtigen Provinzhauptstadt. Läden, Säulenhallen und öffentliche Gebäude, die sich nach Süden hin auf zwei Terrassen verteilten, machten auf den Fremden einen nachhaltigen Eindruck.
    Der Grieche und sein römischer Gast schlugen schließlich den Weg zur Oberstadt ein, Akrokorinth genannt, wo der legendäre Aphroditetempel lag.
    »Vielleicht«, meinte Aristophanes, »finden wir die Gesuchte unter den Hierodulen.« Der Grieche bemerkte den fragenden Gesichtsausdruck des Römers. »Hierodulen sind unsere heiligen Tempelsklavinnen, die der Liebesgöttin willfährig sind. Das heißt, sie geben sich den Tempelbesuchern zur Liebe hin – für Geld, versteht sich. Die Einnahmen fallen dem Tempelschatz zu.«
    Vitellius mochte sich nicht mit dem Gedanken vertraut machen, daß Rebecca zur – wenn auch heiligen – Hure geworden sein sollte. »Der Isis-Kult in Rom«, sagte Vitellius, nur, um etwas zu erwidern, »kennt ebenfalls die Tempel-Prostitution. Bei uns sind es jedoch keine Sklavinnen, die sich dafür hergeben, sondern mit Vorliebe vornehme Frauen, denen der Ehealltag zu langweilig geworden ist. Wie viele Hierodulen zählt der Aphrodite-Tempel?«
    »Etwa tausend«, antwortete Aristophanes.
    Der Tempel der Aphrodite war ein feingegliedertes Bauwerk aus weißem und rosa Marmor. Mit Säulengängen verbundene Pavillons umgaben das eigentliche Heiligtum mit dem Götterbild der Aphrodite aus Gold und Elfenbein. Nur die Priester hatten Zutritt. Als der Kahlkopf in der Eingangshalle die beiden Männer kommen sah, machte er eine einladende Handbewegung. Es schien klar, daß die beiden nicht der Wunsch nach frommen Gebeten hierhergetrieben hatte; deshalb forderte er ihren Obolus und bat, ihm zu folgen. Der Weg zur Glückseligkeit führte durch ein Gewirr von unterirdischen Gängen mit unzähligen Türen in einen anmutig erleuchteten Raum mit zahlreichen kleinen Fenstern. Die seidenweißen Vorhänge ließen jedoch erahnen, daß die Fenster nicht ins Freie führten.
    Der Priester schob einen der Vorhänge beiseite und gab den Blick frei auf eine paradiesische Szene. Mit klopfendem Herzen sah Vitellius durch die Wandöffnung: Nackte und halb bekleidete Mädchen lagen auf blütenweißen Kissen. Einige schliefen, andere rekelten ihre makellosen Körper den Gaffern entgegen. Ein Mädchen, kaum älter als vierzehn, leckte mit spitzer Zunge über die prallen Rundungen einer schönen Frau.
    Der Priester sah die Besucher an. Sie schüttelten den Kopf. Man ging zum nächsten Fenster. Auch hier die gleiche Szene, ein Mädchen hübscher, begehrenswerter als das andere. »Frage ihn, ob eine Rebecca unter ihnen ist«, bat Vitellius den Griechen.
    »Rebecca?« sagte der Priester fragend. Er schien nachzudenken. Dann ging er zu einem anderen Fenster, schob den Vorhang beiseite und rief: »Rebecca!« Einen Augenblick später stand eine dunkelhaarige Frau vor ihnen, eingehüllt in einen blaßgrünen Schleier, den sie mit der Hand über dem Busen geschlossen hielt, sie lächelte. Vitellius sah die Schöne an, er wußte nicht, wie ihm geschah, sollte er sich

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