Der gläserne Drache Band II (German Edition)
wird! Nicht noch einmal wird der König eine Natter wie Romando an seinem Busen nähren, dafür werden Gondar und Aelianos rechtzeitig sorgen!
Eines jedoch steht jetzt schon fest: Ich werde beim König um Dispens bitten, dich nicht zu deiner Unterstützung nach Candrien begleiten zu müssen. Dieses Amt soll übernehmen, wer immer es will!
Nachdem du Amaro so beleidigt hast, kann ich ihm und seiner Mutter nicht mehr zumuten, mit mir nach Candrien zu gehen. Und ich denke nicht daran, mich noch einmal wegen dir von meiner Familie zu trennen.“
Er wandte sich ab, drehte sich jedoch nach drei Schritten noch einmal zu dem wie erstarrt dastehenden Wigo um.
„Vielleicht dringt ja das, was ich dir sagte, doch durch die Mauer deiner Verblendung und bringt dich zur Einsicht. Ansonsten wirst du bald merken, wohin dich dein Hochmut führt!“
Tanis hatte die ganze Szene vom Rande des Kampfplatzes aus mitbekommen. Als er nun den Bruder fassungslos und mit hängenden Schultern dastehen sah, überflutete ihn eine Welle des Mitleids. Vielleicht war es Wigo selbst nicht bewusst geworden, wie sehr er sich verändert hatte.
Er ging zu ihm hinüber und wollte seinen Arm um die Schultern des Bruders legen, wie er es immer getan hatte, wenn Wigo etwas bedrückte.
Doch in diesem Augenblick löste sich dessen Erstarrung. Mit einem Knurrlaut schlug er den Arm des Bruders zur Seite.
„Fass mich bloß nicht an!“ fauchte er. „Hast du es endlich geschafft, du Musterknabe, alle gegen mich aufzubringen? Hast du dich jetzt genug dafür gerächt, dass ich mich weigerte, mich von der Schwester deiner geliebten Anina einfangen zu lassen?
Dass alle sich gegen mich wenden, verdanke ich doch nur deinen Intrigen! Du bemühst dich doch in geradezu ekelhafter Weise, ein vorbildliches Verhalten an den Tag zu legen, damit meine kleinen Verfehlungen , die man ansonsten jedem jungen Mann unseres Standes verzeihen würde, mir besonders stark angelastet werden und mich äußerst schlecht dastehen lassen.
Was soll‘s? Dann werde ich Tamira eben heiraten! Bist du dann zufrieden und hörst auf, alle gegen mich aufzustacheln?“
Tanis war entsetzt. Wigo war so blind gegen die eigenen Verfehlungen geworden, dass er für die Reaktion der anderen auf sein Verhalten einen Sündenbock suchen musste. Und da Wigo wusste, dass Tanis angenommen hatte, er liebe Tamira, suchte er in dessen Enttäuschung die absurde Begründung für sein Hirngespinst, dass Tanis sich an ihm rächen wolle.
Völlig fassungslos eilte er hinter Malux her. Er fand ihn in dem hübschen Haus außerhalb der Burgmauer, das Gondar der Familie zur Verfügung gestellt hatte, solange Malux mit der Ausbildung der Zwillinge betraut war.
Der Freund warf nur einen kurzen Blick in Tanis‘ kreidebleiches Gesicht, dann zog er ihn ins Haus und drückte ihn in der gemütlichen Wohn stube in einen bequemen Sessel. Safira steckte den Kopf durch die Tür, doch als sie sah, in welcher Verfassung der junge Mann war, zog sie sich sofort wieder zurück.
„Welches Unheil hat er nun noch angerichtet?“ fragte Malux, der sich denken konnte, dass nur Wigo die Ursache für Tanis‘ Zustand sein konnte.
„Er gibt mir die Schuld dafür, dass alle Welt ihm grollt!“ antwortete Tanis erschüttert. „Er bezichtigt mich, gegen ihn zu intrigieren, weil ich mich dafür rächen wolle, dass er Tamira verschmäht hat.
Malux, was ist nur in ihn gefahren? Welcher Dämon hat von ihm Besitz ergriffen? Vielleicht muss Gondar versuchen, diesen Dämon auszutreiben, damit ich meinen geliebten Bruder wiederbekomme.“
Malux schüttelte bedauernd den Kopf. „Gegen diesen Dämon wären selbst Magier wie Gondar oder Aelianos machtlos! Es ist der Dämon des Hochmutes und der Selbstüberschätzung, von dem Wigo besessen ist. Und nur er selbst kann dieser Dämonen Herr werden.
Doch dazu müsste er zunächst einmal erkennen, dass die Ursache seiner Schwierigkeiten nur in ihm selbst liegt. Da er das jedoch zurzeit weit von sich weist, sehe ich keine Möglichkeit mehr, ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen. Es wird wahrscheinlich eines tiefgreifenden Ereignisses bedürfen, um Wigo zur Selbsterkenntnis zu bringen.
Ich hoffe nur, dass seine Überheblichkeit ihn oder andere nicht in ernste Gefahr bringt!
Wir werden daher alle ein Auge auf ihn haben müssen, ohne dass er es merkt, bis er zur Vernunft kommt.“
„Und du willst wirklich nicht mit ihm nach Candrien
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