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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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oder?«
    »Ja, Dad, das tue ich.«
    »Also schön, dann werden wir das jetzt deine Abschlussprüfung nennen: Three Card Monte!«
    Das traditionelle Monte, das man auch Kümmelblättchen oder Find the Lady nennt, wird mit drei verdeckten Karten gespielt, von denen eine die Dame ist. Der Geber bewegt sie rasch hin und her, um den Spieler zu verwirren. Dieser wählt anschließend diejenige aus, die er für die richtige hält – was sie auch ist, zumindest in der ersten und vielleicht auch in der zweiten Runde, aber die dritte sorgt unausweichlich für den Ausgleich, und der Geber geht reicher daraus hervor. Es ist die erste Betrügerei, die Mathew jemals gelernt hat – ausgerechnet von seinem Vater, wofür sich der alte Mann täglich verflucht.
    Der einfachste Trick beim Monte ist der Knöchelwurf. In der Sprache des Falschspielers hat der Geber eine leichte und eine schwere Hand, wobei die Letztere so genannt wird, weil sie zwei Karten hält, eine über der anderen. Der Geber bewegt die schwere Hand und gibt einmal aus. Das Opfer glaubt, dass die ausgespielte Karte die untere ist, und in den frühen Runden ist sie das auch. In der Zahlrunde dann aber wird die obere Karte durch eine leichte Beugung der Handknöchel auf den Tisch befördert. Es ist der Trick eines Zauberers.
    Mathew verlangt nicht von Joe, den Trick mit seinen kleinen Fingern vorzuführen. Dafür ist noch Zeit genug, wenn er älter ist. Heute liegt es dem Gangsterkönig lediglich am Herzen, dass sein Sohn eine Gaunerei erkennt, wenn er sie vor sich hat, und das Monte ist ein perfektes Sinnbild für jeden Betrug und jeden Trick, den man sich vorstellen kann. Betrachte die Welt durch das Monte, und man wird dich nicht für dumm verkaufen können. Zumindest nicht oft.
    Mathew rollt seine Handgelenke und entblößt die Karten, zeigt die schwere, die leichte, die schwere Hand. Er legt sie mit dem Gesicht nach oben aus. Es ist alles bloß Ablenkung, Hände, die nicht schneller sind als die Augen, aber cleverer als der Beobachter. Joe grinst, als sein Vater vorgibt, er würde sich vertun, um ihn dazu zu verleiten, auf die falschen Dinge zu achten, und Mathew nickt anerkennend. Dann hält Joes Vater abrupt inne und macht einen beunruhigend ernsthaften Eindruck.
    »Dein Großvater hat mit dir über die innere Natur der Dinge gesprochen, nehme ich an?«
    »Ja. Dad.«
    »Er ist ein guter Mann, Sohn. Er tut sein Bestes. Er glaubt an das Spiel. Er meint, wenn man lange genug nach den Regeln spielt, wird irgendwann auch der Richtige, der gute Mensch, gewinnen. Kann sein, dass er recht hat. Meiner Erfahrung nach ist es nur so, dass dem guten Menschen irgendwann das Geld ausgeht oder der schlechte Mensch aufsteht und geht. Das Spiel ist immer gleich. Es war es immer, es wird es immer sein, und der einzige Ausweg ist der Pfad des Gangsters: Nimm, was du kriegen kannst, tu, was du tun musst, und sei dir darüber klar, dass es niemals jemandem irgendwas erspart hat, ein guter Mensch zu sein.«
    Joe nickt, betroffen von dem plötzlichen Rechtfertigungsbedürfnis seines Vaters.
    »Als ich klein war, habe ich auf deinen Großvater gehört, mein Sohn, genau so, wie du auf mich hörst. Die Wahrheit ist, ich tu’s noch immer, aber erzähl ihm das nicht. Hier ist also die innere Natur des Monte – auch des Marktes, nehme ich an: Wenn du erkennen kannst, was um dich herum vorgeht, während andere Leute blind durchs Leben laufen, dann bist du der bessere Mann. Und kannst Profit daraus schlagen, womit das Leben dir zu verstehen gibt, dass du etwas wert bist. Alles klar?«
    »Ja!«
    Mathews Hände setzen sich wieder in Bewegung, schnell und schneller, und er legt die Karten verdeckt auf den Tisch. »Dann finde die Dame.«
    Joshua Joseph grinst. Sein Vater hat sich sehr, sehr angestrengt, ihn zu schlagen. Er hat mit dem Gespräch einen Trick ausgeführt, der auf so miese Weise unehrlich ist, dass Joe darin nur den höchstmöglichen Respekt für sich erkennen kann. Er schaut seinem Vater in die Augen.
    »Die hier ist es nicht«, sagt er und dreht die Karte um, die rechts außen liegt. Mathew lächelt. »Und die hier ist es auch nicht.« Er dreht die mittlere Karte um. Das Lächeln seines Vaters zuckt in einem Mundwinkel. »Und das heißt, dass es diese hier sein muss.« Er lässt die letzte Karte, wo sie ist. Die Dame, das weiß er sehr genau, steckt in Mathews Jacketttasche, weshalb er auch die Verliererkarten aufgedeckt hat und nicht die Gewinnerkarte. Er hat den Spieß

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