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Der große Bio-Schmaeh

Titel: Der große Bio-Schmaeh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G Arvay
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Kontakte zu nordamerikanischen Ureinwohnern mitgeprägt worden. Er war von tiefem Respekt vor der Natur und ihren lebendigen Bewohnern – den Tieren und Pflanzen – erfüllt und stand der Industrialisierung im neunzehnten Jahrhundert entschieden entgegen. Thoreau wird von vielen Kulturwissenschaftlern als Begründer der ökologischen Philosophie in Amerika gesehen. Als Lehrer wandte er sich gegen die damals als notwendig geltende Prügelstrafe und weigerte sich, sie seinen Schülerinnen und Schülern gegenüber anzuwenden. Es kam zu einem vorprogrammierten Konflikt mit der Schulleitung. Thoreau hing seinen Lehrerberuf desillusioniert an den Nagel und schloss sich der Sklavenbefreiungsbewegung an. Von nun an verweigerte er dem Staat die verpflichtenden steuerlichen Abgaben, da er mit seinem Steuergeld nicht länger die Praktiken der Regierung, allen voran Sklaverei und Krieg, mitfinanzieren wollte. Später sollte ihm diese Entscheidung noch einen Monat im Gefängnis einbringen. Er schrieb: »Das meiste von dem, was meine Mitmenschen für gut halten, halte ich im Grunde meines Herzens für schlecht.«
    Henry David Thoreaus philosophisches Wirken fällt in eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Er lebte während der zweiten Phase der Industrialisierung Amerikas, deren Phase eins bereits am Ende des achtzehnten Jahrhunderts begonnen hatte. Auf Basis von Wasserkraft und Dampfmaschinen waren zahlreiche Arbeitsschritte erleichtert worden. Die Mechanisierung hatte zunächst in der Baumwoll- und Eisenindustrie stattgefunden. In weiterer Folge waren Flüsse ausgebaut, Kanäle errichten und Wagenstraßen für den Gütertransport angelegt worden. Die Kohledampfmaschine hatte an Bedeutung gewonnen. Henry David Thoreau erlebte das rasante Wachstum der Stahlindustrie. Der industrielle Schiffsverkehr wurde zunehmend internationaler und im ganzen Land wurden Eisenbahnstrecken gebaut. Letztere, die Eisenbahn, taucht in Thoreaus industriekritischen Schriften immer wieder auf. Er sah in den Zwängen des industriellen Wachstums eine Ablenkung von den eigentlich wichtigen Dingen im Leben. Er warnte vor dem Verlust von Naturschätzen, wies auf die empfindlichen Gleichgewichte natürlicher Lebensräume hin und war überzeugt davon, die Sinnlosigkeit industrieller Expansion erkannt zu haben, die – wie er meinte – nur den Drang nach Reichtum einzelner Geschäftsmänner stillte. Schon im neunzehnten Jahrhundert waren Großindustrielle politisch sehr einflussreich und konnten ihre Interessen auch auf dem Rücken der Bürger oder ganzer Völker – man denke an die nordamerikanischen Ureinwohner – durchsetzen. Der Historiker Dr. Jürgen Mirow schreibt in seinem weltgeschichtlichen Lehrbuch über das neunzehnte Jahrhundert Folgendes 49 :
    »Die schwarzen Rauchwolken über den Schornsteinen wurden zum Markenzeichen der neuen Industriegebiete. Über den Ballungsgebieten bildeten sich mehrere hundert Meter hohe Dunstglocken, was die Nebelbildung förderte, und die Wälder der Umgebung erlitten deutliche Rauchschäden. In den durch Abwässer verfärbten und stinkenden Flüssen machten sich die Fische rar. Die Bahndämme durchschnitten die Landschaft. Doch selten wurden Produktionen verboten. Fischerei und Forstwirtschaft waren politisch einflusslos.«
    Die Kulturgeografin Sally A. Marston von der University of Arizona und der Humangeograf Paul L. Knox an der Virginia Tech State University schreiben über Henry David Thoreau: »Es gibt gute Gründe dafür, Thoreaus Sicht der Natur als eine Reaktion auf die Einflüsse einer frühen Form von Globalisierung zu betrachten.« 50
Die lange Tradition des Ökolandbaus
    Henry David Thoreau zeigte sich aber auch angesichts der beginnenden Industrialisierung der Landwirtschaft besorgt: »Und sind wir sicher«, so fragte er, »dass des einen Nutzen nicht des anderen Schaden bedeutet und des Stallburschen Bedürfnisse ebenso wie die seines Herren befriedigt werden?« An einer anderen Stelle gibt der Philosoph des neunzehnten Jahrhunderts zu bedenken: »Es ist mehr als gerecht, auch einmal auf die Klasse von Menschen zu sehen, durch deren Arbeit die [industriellen] Werke entstehen, welche unsere Epoche so hervorheben.« Als ich diese Worte von Henry David Thoreau las, musste ich unweigerlich an die Erntehelferinnen und Erntehelfer und die Arbeiter an den Todeskarussellen der Bio-Industrie denken – an die Akkordarbeit, die sie zu leisten haben. Und ich dachte an das finanzielle Vermögen, das sie

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