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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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Elektrizität als Knattern zu hören, und von irgendwo in weiter Ferne kam das hohle Dröhnen von Düsenjägern, die zum Meer hin flogen. Sonst war alles still: kein Verkehrslärm, kein Vogelgezwitscher, kein Flüstern des Windes in den Bäumen.
    Er dachte an Beebee.
    Ob sie Angst hatte?
    Das unvernünftige Kind wußte wahrscheinlich nicht einmal, was eigentlich vor sich ging. Vielleicht war sie zu den Wäldern von Tahoe hinaufgegangen. Oder sie war im Keller von irgend jemandem, wie einmal, als sie zwei Jungen aus dem College diese Lamelle mit einem Tonband um ihre Stirn wickeln und Fernsehbilder direkt in ihr Gehirn übertragen ließ und dann lachend von der Hundefutterreklame erzählte, die sie sah.
    »BÜRGER DER VEREINIGTEN STAATEN …«
    Paul stürzte aus dem Bett, rannte zum Radio und drehte es auf größere Lautstärke.
    »E INE A NKÜNDIGUNG DES V ERTEIDIGUNGSMINISTERS .«
    Paul wischte sich die Handflächen an seinem T-Shirt ab.
    »U NSERE N ATION STEHT WEITERHIN IN HÖCHSTER A LARMBEREITSCHAFT . B IS JETZT IST KEINE FEINDLICHE A KTION GEMELDET WORDEN , DOCH ES WERDEN ALLE S CHRITTE UNTERNOMMEN , UM DIE S ICHERHEIT UNSERER R EPUBLIK ZU GEWÄHRLEISTEN . W IR SIND VORBEREITET . SÄMTLICHEN A NGRIFFEN WERDEN WIR MIT DEN VOLLEN UND FURCHTBAREN V ERGELTUNGSAKTEN BEGEGNEN , ÜBER DIE WIR VERFÜGEN . UND UNTER DER F ÜHRUNG G OTTES UND UNSERES P RÄSIDENTEN WERDEN WIR SIEGEN !«
    Paul kroch zum Fenster hin, zog den Vorhang zurück und sah vorsichtig hinaus.
    »U M DEN ENTSCHEIDENDEN T RANSPORT VON S OLDATEN UND V ERSORGUNGSGÜTERN zu ERLEICHTERN , HABEN S IE FOLGENDE A NORDNUNGEN ZU BEFOLGEN :
    E RSTENS . G EHEN S IE NICHT ZU I HRER A RBEITSSTELLE , WENN S IE NICHT IN EINEM FÜR DIE V ERTEIDIGUNG WESENTLICHEN G EWERBE BESCHÄFTIGT SIND .
    Z WEITENS . F ÜR Z IVILISTEN IST KEIN F AHRZEUGVERKEHR ERLAUBT . F ALLS S IE JETZT IN I HREM W AGEN SITZEN , FAHREN S IE DIREKT ZU I HRER W OHNUNG ODER ZUM NÄCHSTLIEGENDEN OFFIZIELL BEZEICHNETEN S CHUTZGEBIET .
    D RITTENS . B LEIBEN S IE IM H AUSE . H ALTEN S IE SICH VON F ENSTERN UND ANDEREN ZERBRECHLICHEN G EGENSTÄNDEN FERN . VERMEIDEN S IE JEDEN UNNÖTIGEN V ERBRAUCH VON W ASSER UND VON ELEKTRISCHEM S TROM .
    V IERTENS . S EIEN S IE WACHSAM . M ELDEN S IE JEDE VERDÄCHTIGE T ÄTIGKEIT SOFORT DEM D IVISIONSKOMMANDEUR I HRES G EBIETES .
    F ÜNFTENS . L ASSEN S IE I HR R UNDFUNKGERÄT FÜR WEITERE A NSAGEN AUF DIESER F REQUENZ EINGESTELLT . M EINE D AMEN UND H ERREN , DAS S TERNENBANNER …«
     
    Paul dachte daran, sich anzukleiden, zog aber stattdessen rasch sein T-Shirt aus und ging nackt zum Kühlschrank. Der Weinkrug war leer. Er holte eine Rolle Salami und zwei Scheiben Roggenbrot aus dem Kühlschrank, ging wieder an seinen Schreibtisch und setzte sich hin.
    Er knabberte an der Salami. Vielleicht würden sie diesmal wirklich was abwerfen. Was für ein Idiot war er doch! Ein Dutzend Gelegenheiten, sich etwas weißen Lehm in die Tasche zu stecken, und er landete bei einem Salami-Sandwich. Winnie war jetzt wohl mit Magdelaine auf dem Bergrücken, vielleicht war Mrs. Chen auch dabei. Und Terhikki, wo war die?
    Paul hörte Ginger an der Tür kratzen; er machte sie gerade so weit auf, daß der alte Hund hereinwatscheln konnte.
    »Wenn ich jemals eine ›verdächtige Tätigkeit‹ gesehen habe, dann bist du eine«, sagte er und brach ihm ein dickes Stück Salami ab. »Wenn du wieder mit deinen Blähungen anfängst, werde ich dich sofort nach draußen zurückschicken, in die Schußzone.«
    Ginger versuchte, das Wurststück in der Luft zu schnappen, fand es nicht und ließ es zwischen ihre Läufe fallen.
    »He, das nenne ich Eifer, Ginger! Ich wette, du warst früher mal ein Zirkushund, oder?«
    Ginger blinzelte, ging dann unter Schmerzen im Kreis herum, ehe sie sich hinlegte, die Nase nicht wei ter von dem Stück Salami entfernt, als daß sie es mit der Zunge erreichen konnte.
    Paul dachte daran, in der Agentur anzurufen, doch dann überlegte er sich, daß niemand da sein würde. Höchstens Gerner vielleicht, bei einem Versuch, seine verdammte Münzensammlung zu retten.
    Er biß ein Stück Brot ab und streifte sich langsam seine Armbanduhr über. Neun Minuten vor zwölf Uhr mittags.
    »H IER IST DER S ENDER K ANADA . CBC SENDET JETZT EINE N ACHRICHT VON M R . R ICHARD S TIER …«
    Paul starrte das Radio an und hörte auf zu kauen.
    »G UTEN T AG ALLEN F RAUEN UND M ÄNNERN DER V EREINIGTEN S TAATEN . D A DIE MEISTEN VON I HNEN JETZT FURCHTSAM UND VERBORGEN SIND , MÖCHTE ICH I

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