Der gute Stalin
and even magazines containing articles by any of the editors. (…)
Vassily Aksyonov, one of the Soviet Union’s most popular writers and principal editor of Metropol, said he has been accused of seeking notoriety in the West so he is able to emigrate more easily.
Mr. Aksyonov who has made several official trips to Western countries in recent years and whose stories have been officially translated into English, said he has no intention of emigrating. (…)
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Ich stehe vor dem schwarzen Holzmast. Sommer. Rasdory. Wie alt ich da war, weiß ich nicht mehr. Ganz kurz geschnittenes Haar und ein gerader kurzer Pony. Vielleicht ein weißes Panamahütchen, aber ich bin nicht sicher. Was ich weiß: An dem Mast war eine Metalltafel festgenagelt. Darauf ein Totenschädel und gekreuzte Knochen. Quer darüber ein roter geknickter Pfeil. Ich stehe in heiligem Entsetzen vor diesem Mast. Mir scheint, dass dieser Holzmast, wenn ich ihn berühre, mich erschlagen wird. Ich weiß nicht, was das ist, aber ich ahne, dass es das gibt. Alle folgenden Lebenseindrücke sind von diesem Pfeil überdeckt und durchkreuzt. Ich trat ins Leben durch den Schrecken des Todes. Der Tod weckte mich auf. Mein erster Lebenseindruck war wilde Todesangst. Sie hat mich zu dem gemacht, der ich bin. Ich habe mich von dem Schock nicht erholt. Wenn ich einen Totenschädel mit gekreuzten Knochen sehe, das Symbol der Elektriker, zucke ich zusammen, als ob man mich an den Sinn meines Lebens erinnern würde.
Hohe Kiefern, weidende Ziegen. Sie sind in geringerem Maße Privateigentum als Kühe, die praktisch verboten sind. Tod und Ziegen auf einer idyllischen Wiese. Ich möchte die Ziegen streicheln, aber wegen der Hörner traue ich mich nicht, bei einigen sind sie abgesägt. Ein Sommer voller Ziegen. Ich pflücke Gras, halte es den Ziegen hin. Sie meckern und kacken kleine Kügelchen. Ich füttere die Ziegen mit dem Gras. Die Ziege ist das Ausgangstier meines Lebens. Das Ziegenlied ist das Genre meiner Kindheit. Ich strecke die Hand aus, um den Pfahl zu berühren, und ziehe sie wieder zurück. Ich spiele mit dem Tod. Die Todesangst deckt alles zu. Dann verlischt alles. Aber in demselben Sommer erwacht das Bewusstsein noch einmal, und wieder ist der Grund der Tod. Papa und ich fahren in seinem schokoladenbraunen Pobeda auf der Landstraße. Ringsum Felder. Plötzlich bricht ein Gewitter los. Ein schreckliches Zischen – und ein grässlicher Donnerschlag. Ein Blitz fährt in den Strommast gleich neben unserem Auto. Der Mast verwandelt sich in eine Feuerpalme. In alle Himmelsrichtungen sprühen die Funken. Der Tod gibt eine Vorstellung, wie ich sie stärker nie wieder gesehen habe, weder im Theater noch im Kino. Ich habe eine Aufgabe bekommen, und nun muss ich damit fertig werden. Der Donnergott, wer immer er ist, hat mit seinem Finger auf mich gezeigt.
Der Donnergott brachte Ordnung in mein Leben. Das war meine erste Ordnung. Später war ich oft verwirrt, verirrte mich in der Dunkelheit des Zufälligen, aber der Tod wurde mein erster Orientierungspunkt im Leben, er schlug den Takt, und endlich hörte ich ihn. Der von Geburt in mir angelegte Mechanismus der Todesangst begann zu funktionieren. Dieser Mechanismus existiert völlig unabhängig von mir – das ist meine persönliche Matrize. Ich kannte weder Heiligenlämpchen noch Ikonen. Meine Eltern ließen mich nicht taufen. Meine Großmütter trugen mich nicht heimlich in die Kirche. Vom Christentum habe ich nichts mitbekommen. In der Sowjetunion wurde behauptet, es gebe keinen Tod. Sterben – das war wie unerlaubtes Entfernen von der Truppe. Die marxistische Philosophie ließ mit gerümpfter Nase den Tod links liegen. Mit den Toten ging man auf unmögliche Weise um, als wären sie Deserteure. Um das Totengräbergeschäft stand es erdenklich schlecht. Noch Jahre nach der Revolution stanken um die Friedhöfe herum unbestattete Leichen zum Himmel. Umherstreunende Hunde verschiedenster Rasse und Herkunft, einschließlich Jagd- und Windhunden, fraßen sie. Dann wurde ein Eilverfahren eingeführt, um die Toten loszuwerden – die Verbrennung. Überall im Lande wuchsen die Orgelpfeifen der Krematorienschornsteine empor. Totengräber wurden nur noch Alkoholiker. Mit dem Tod musste ich mich selbst auseinander setzen, ohne Vermittler. Die Abwesenheit von Popen in meiner Nähe machte mich zu einem vom Tod Besessenen.
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Wenn mein Gesicht vom festlichen Feuerwerk erstrahlte, wenn Papas Chauffeur Sascha (der Marussja
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