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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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auf ein Restaurant, wo man zu Tischmusik speist. Das ist nur
    angenehm, wenn Sie nicht genug Phantasie haben, um ein
    Unterhaltungsthema zu finden, oder wenn Ihre Gäste unfähig sind, die
    Mahlzeit mit Witz, Geist und Geschichten zu würzen. Es ist angebracht
    immer ein paar gute Geschichten auf Lager zu haben, die entweder
    ziemlich neu sind, oder so alt, dass jedermann sie vergessen hat. Aber
    die Pointe Ihres Witzes wird untergehen, wenn Sie dicht neben der
    dicken Trommel eines Orchesters sitzen. Wählen Sie den Tisch nicht
    neben oder in einem Durchgang. An einem solchen Platz haben wir
    bald den Eindruck, dass der Koch nur an die anderen denkt und nicht
    an uns.
    DIE KLEIDUNG.
    Im allgemeinen kleidet man sich nicht besonders festlich, wenn man
    in ein Restaurant eingeladen ist. Man trägt dasselbe Kleid, wie bei einer
    Einladung nach Hause. Wir kommen in diesem Kapitel noch darauf zu
    sprechen.
    Es gibt allerdings eine abweichende Regel: eine Dame, die bei einem
    Essen im Hause von Freunden, ihren Hut aufbehielte, würde sich
    lächerlich machen. Es wäre aber unkorrekt, wollte sie im Restaurant
    ihren Hut in der Garderobe abgeben. Wenn sie einen Bisammantel
    trägt, soll sie Vertrauen zur Garderobetrau haben, und nicht
    verlangen, dass Ihr Pelz, während des Essens, auf einem Sessel neben,
    ihr liegt.
    DIE WAHL DER SPEISEN.
    Sie kommt den Gästen zu. Es wäre unerzogen, ihnen Ratschläge zu
    geben, und ihnen aus Sparsamkeitsgründen die billigsten Gerichte zu
    empfehlen. Wenn Sie Ihre Gäste mit solchen Absichten einladen,
    verzichten Sie lieber auf eine Einladung. Man kann wohl eine
    Spezialität des Hauses empfehlen, sie ist in den meisten Fällen nicht
    sehr billig. Als Gastgeber können Sie dazu raten, ohne jedoch auf
    Ihrem Vorschlag zu beharren. Sind Damen unter den Gästen, obliegt
    Ihnen die Wahl der Weine. Wenn Sie kein grosser Weinkenner sind,
    lassen Sie sich vom Hotelchef beraten.
    Sie werden sorgen, dass Ihre Gäste ein vollständiges Essen haben
    und sich nicht mit einer Vorspeise zufrieden geben müssen. Sie sollen
    auch nicht versuchen sie zu nudeln, wie gewisse Gönner es tun.
    Wahrscheinlich vermuten sie, dass ihre Gäste, in Erwartung des
    Mahles, seit acht Tagen hungerten, und dass sie am anderen Tage die
    unterbrochene Diät wieder aufnehmen bis zur nächsten Einladung. —
    Die Gäste bestellen nicht das teuerste Gericht, es wäre aber auch nicht
    sehr taktvoll, prinzipiell das billigste zu wählen. Dies würde den
    Anschein erwecken, als wäre die schlechte finanzielle Lage des
    Gastgebers ihre einzige Sorge. Sie sollen, wie man früher sagte, dem
    Essen Ehre antun, ohne zu übertreiben. Wir wissen, dass die
    Ernährungseinschränkungen vieles verändert haben, aber es ist
    dennoch ein Zeichen von schlechter Erziehung, wenn man das Essen
    und die Weine zu viel lobt.
    Fleisch und Schweizer Käse sind keine Goldwährung mehr und das
    Essen ist Nebensache, nicht die Hauptsache. Es gibt andere Arten, dem
    Gastgeber seinen Dank und das Vergnügen auszudrücken, das man in
    seiner Gesellschaft empfand, als durch ein Loblied auf die gebotenen
    Speisen.
    MAN VERSCHWINDET!
    Während des Essens zu verschwinden ist ungezogen, vom Gastgeber
    wie auch von den Gästen. Wenn es aber unvermeidlich ist, geht man
    am besten beim Betreten des Restaurants zur Toilette, um die Hände
    zu waschen und seine Schönheit etwas aufzufrischen. Man sollte diese
    Dinge früher erledigt haben. Ein Gastgeber wird das Verschwinden
    seiner Gäste benutzen, um die Rechnung zu bezahlen.
    Wenn der Gastgeber gezwungen ist zu telefonieren, darf der Gast die
    Gelegenheit nicht benutzen, um den Ober zu rufen, und schnell vor der
    Rückkehr des Gastgebers die Rechnung zu bezahlen. Das ist nicht fair
    und für den Gastgeber beleidigend. Er kann annehmen, dass man ihn
    aus einer Verlegenheit ziehen wollte, oder dass man seine Einladung
    nicht ernst genommen hat.
    Wenn man keine richtige Einladung aussprach, sondern Sie einfach
    bat mit zum Essen zu kommen oder beim Frühstück oder Mittagessen
    Gesellschaft zu leisten, dann kann man versuchen die Rechnung zu
    begleichen oder die Kosten zu teilen. Man sollte jedoch nicht darauf
    bestehen. Manprotestiert ein wenig, dass es doch so nicht gemeint war,
    aber man lässt sich schliesslich die »sanfte Gewalt« gefallen.
    In guten Gaststätten wird die Rechnung i n der Mitte gefaltet auf
    einem Teller überreicht, man will dem Gast die Gewissensbisse
    ersparen, er habe seinen Gastgeber

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