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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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Verlobten für seine Braut ist dort ein Verlobungsring: ein
    Ring mit einem Diamanten, der natürlich einen grösseren Wert hat als
    der eigentliche Trauring. Die jungen Mädchen aller Länder würden
    diesen Brauch wahrscheinlich sehr begrüssen. Die Herren werden aber
    nicht ihrer Meinung sein. Diese Sitte eines Verlobungsringes war
    früher auch in Deutschland üblich. Man hat auch auf einen anderen
    Brauch verzichtet, der fürstlicher Herkunft war. Am Tag vor der
    Hochzeit schenkte die Braut dem Bräutigam ein Hemd. Diese Sitte
    können wir uns heute nur schwer erklären, selbst wenn wir uns
    erinnern, dass in vergangenen Zeiten die Wäsche sehr kostbar war.
    Die Verlobten sollen keine Gelegenheit vorbeigehen lassen, um
    durch Blumen, kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten jeder Art die
    Gunst ihrer Schwiegereltern zu erwerben. Da heute die Herrschaft der
    Eltern über die Kinder mehr oder weniger illusorisch ist, sollte man
    diese Illusion nicht zerstören, sondern ihnen eine Hochachtung
    ausdrücken, die umso lieber angenommen wird, als man dazu nicht
    mehr verpflichtet ist. Es ist immer günstiger, Verbündete in der Familie
    zu haben als Feinde.
    DIE HEIRAT.
    Vorbereitungen und Verpflichtungen des Ehepaares.
    Die Verlobungszeit ist noch nicht zu Ende, und schon sind
    finanzielle Fragen zu lösen. Die meisten jungen Eheleute gründen ihre
    Ehe in Gütergemeinschaft; sie tun recht, denn wenn die Eltern des
    jungen Mädchens dem Bräutigam gegenüber Misstrauen empfinden,
    ist dies ein schlechter Anfang. Ohne einen Vertrag vor dem Notar
    abzuschliessen, bringen die Eheleute die Heiratsgüter mit, die der
    Brauch vorgesehen hat. Wir wohnen in einem glücklichen Land für die
    Männer, da die Braut ungefähr für die gesamte Einrichtung des
    Haushalts Sorge trägt. Sie bringt die Wäsche mit und meistens auch
    die Möbel. Die persönliche Aussteuer ist heute nicht mehr so reichlich,
    es ist auch klüger so, da die Mode zu häufig wechselt. — Die Möbel
    werden heute vielfach von den beiden jungen Leuten gekauft. Die
    Aussteuer ist mit den Initialen der Braut gezeichnet; es gibt Gegenden,
    in denen die Wäsche das Monogramm des Gatten und das
    Monogramm der Braut trägt. Die Kosten der kirchlichen Trauung und
    der Hochzeitsfeier werden von den Eltern der Braut bestritten. Diese
    Fragen werden jeweils nach althergebrachten Sitten der Gegend
    entschieden. Wenn der Mann nicht dem Lande seiner Braut angehört,
    nimmt er die Sitte ihres Landes an.
    DIE GESCHENKE.
    Eine delikate Angelegenheit für den Schenker wie für den
    Empfänger! Man hat, Gott sei Dank, auf die barbarische Sitte
    verzichtet, die Geschenke am Hochzeitstage im Hause der Braut
    auszustellen. Auch wenn die Geschenke prächtig waren, hat diese
    Ausstellung immer an einen Trödlerladen erinnert. Sie sollte
    vermutlich den Wetteifer der Spender anregen, denn die Besuchskarte
    lag neben dem Geschenk. Es war eine wunderbare Gelegenheit für die
    kurzsichtigen und zänkischen älteren Damen, ihren Kneifer
    aufzusetzen und besonders sorgfältig die Geschenke ihrer Feinde zu
    begutachten. Später konnten sie dann erzählen, dass sich Familie
    soundso mit dem Hochzeitsgeschenk bestimmt nicht ruiniert habe und
    dass die Familie X ganz sicher kurz vor dem Bankerott stehe. In
    unseren Tagen ist das Geschenk für das Ehepaar bestimmt und nicht
    für die Besucher. Im allgemeinen werden die Freunde ein Geschenk
    machen, die zu einem Teil des Festes, also entweder zum Essen oder
    zum Lunch, eingeladen wurden; sie werden es vor der Hochzeit
    hinschicken.
    Die Einladungen zur Hochzeit werden brieflich gemacht, gedruckte
    oder besser geprägte Karten sind nur für Bekannte bestimmt. Für
    Freunde und Verwandte sind sie zu unpersönlich. Wenn eine Hochzeit
    wegen eines Trauerfalls nicht gefeiert wird, sind die intimen Freunde,
    die zur kirchlichen Trauung erscheinen, nicht von einem Geschenk
    befreit. Auch wer einer Einladung nicht Folge leisten kann, weil er
    vielleicht nicht in derselben Stadt wohnt, muss ein Geschenk machen,
    die Post übermittelt es gerne. Viele Leute, die nicht recht wissen was
    schenken, geben sich mit Blumen zufrieden. Blumen ersetzen aber
    niemals ein Geschenk, sie können jedoch ein Geschenk begleiten. Für
    flüchtige Bekannte genügen Blumen.
    Ein Heiratsgeschenk zeigt das Interesse, das man an dem jungen
    Haushalt nimmt, es darf daher dauerhaft sein. Man wird aber
    sogenannte »moderne Kunstgegenstände« vermeiden. Häufig sind sie
    nach ein

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