Der hellste Stern am Himmel
erhebendes Bild von zwei sehr verliebten Menschen – und trotzdem war hin und wieder der schwache Hauch eines Dritten zu spüren, die Gegenwart eines anderen Mannes, die sich wie Zigarettenrauch durch die Wohnung schlängelte.
Gegen elf gingen Matt und Maeve in ihr Schlafzimmer, und ich war gespannt, was diesmal geschehen würde. Wie am ersten Abend zogen sie sich auch diesmal erst aus, dann wieder an , als wollten sie zum Joggen. Stattdessen gingen sie ins Bett. Sie lasen eine Weile, dann zog Maeve die Schublade ihres Nachttischs auf. Ich machte mich auf Handschellen mit Fellüberzug, Augenklappen und andere Dinge für Sexspielchen gefasst, aber stattdessen holte Maeve zwei Hefte hervor. Auf dem einen war ein Hochglanzfoto eines Lamborghini, auf dem anderen ein Bild von Chagall: ein Mann Hand in Hand mit einer Frau, die wie ein Ballon über seinem
Kopf flog. Ein wenig düster nahm Matt das Heft mit dem Lamborghini vorne drauf und einen Stift entgegen. Oben auf eine leere Seite schrieb er: »Der dreifache Segen von heute.« Dann ging ihm anscheinend die Inspiration aus. Er starrte auf die leere Seite und saugte oben an dem Kugelschreiber, als wäre er in einer Prüfung und wüsste die Antworten nicht.
Er musste drei gute Dinge aufschreiben, die ihm an dem Tag widerfahren waren. Aber ihm fiel nichts ein, mein Gott, er mochte das nicht, wirklich nicht.
Maeve schrieb mit einem goldenen Stift: »Ich sah einen grünen Luftballon bei einer grünen Ampel.«
In die nächste Zeile schrieb sie: »Ein kleines Mädchen hat mich angelächelt, einfach nur so.«
Und der dritte Segen? »Matt«, schrieb sie und klappte das Heft mit einem guten und zufriedenen Gefühl zu.
Matt lutschte immer noch an seinem Stift, er hatte noch nichts zu Papier gebracht. Dann! Von plötzlicher Inspiration angefeuert schrieb er:
»Kein geheimnisvoller Eisbrocken ist auf mein Auto gefallen.
Kein geheimnisvoller Eisbrocken ist auf mein Haus gefallen.
Kein geheimnisvoller Eisbrocken ist auf mein … auf mein …«
Hilflos sah er sich im Zimmer um. Auf welche andere Dinge war kein Eisbrocken gefallen, was betrachtete er als Segen? Was war ihm wertvoll? Na, Maeve natürlich. Er setzte den Stift neu an.
»Kein geheimnisvoller Eisbrocken ist auf mein Auto gefallen.
Kein geheimnisvoller Eisbrocken ist auf mein Haus gefallen.
Kein geheimnisvoller Eisbrocken ist auf meine Frau gefallen.«
Na bitte! Er zog eine dicke, glückliche Linie quer über die Seite, und vollauf zufrieden mit sich gab er Maeve das Heft zurück. Das war eine gute Liste. Manchmal überprüfte Maeve seine Sätze, um sich zu versichern, dass er es auch richtig machte, aber diesmal war er sich seiner Sache sehr sicher.
ACHTUNDFÜNFZIG TAGE
Fionn mochte Dublin nicht. Er hatte bis zu seinem zwölften Lebensjahr dort gelebt, und man konnte es sein Zuhause nennen, aber er hatte zu viele unglückliche Erinnerungen daran. Er wartete, bis alle anderen aus dem Bus, dem Monaghan Meteorite, ausgestiegen waren, dann stand er auf, stieg die Stufen hinunter und tauchte in den Trubel des Busbahnhofs.
Jetzt musste er ein Taxi finden. Bei Excellent Little Productions erwartete man ihn zu einer Besprechung, und er hatte keine Ahnung, wie er dahinkommen sollte. Er sah sich nach dem Schild für den Taxistand um, während er sich durch die Menge schob, und einen kurzen Moment fühlte er sich klein und verletzlich und dachte, er müsste kehrtmachen, wieder in den Meteorite steigen und nach Hause, nach Pokey, fahren.
Allein der Gedanke, dass Jemima tief enttäuscht wäre, hielt ihn davon ab.
Er warf die Schultern zurück, schob den kantigen Kiefer vor, hängte sich seine Tasche über die Schulter und ging zu dem Taxistand. Schon jetzt war er zwanzig Minuten verspätet.
Fünf Kilometer entfernt, in einem umgebauten Kutscherhaus, lief Grainne Butcher in der hohen, lichtdurchfluteten Empfangshalle auf und ab und hielt nach dem Taxi Ausschau. Auf ihrem Handy drückte sie zum siebten Mal die Wahlwiederholung und erreichte wieder nur Fionns Mailbox.
»Wer stellt denn sein Handy aus?«, fragte sie verständnislos. Sie drehte sich zu Alina um, die hinter dem geschwungenen Empfangstisch aus hellem Holz hockte.
»Weiß nicht«, murmelte Alina. Als Rangniedrigste entlud sich letzten Endes immer alles über sie. In dem Unternehmen gab es eine Reihe von chronisch reizbaren Menschen, angefangen mit Mervyn Fossil, dem Besitzer und Produzenten der Firma, und Grainne, der Regisseurin, die außerdem Mervyns
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