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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hat dich verarscht, dachte Tennhaff, er hat mit seinem dämlichen Golfschläger herumgespielt, seine dämlichen Kommentare auf dich abgeschossen, dich als Idioten vorgeführt, nicht mehr als den nützlichen Idioten von einst, nein, als den Idioten, den man auf die Abschußliste setzt.
    Er sah zu dem Wagen, der gerade vor dem Westtor stoppte. Kollmer, einer der Wachleute, streckte den Kopf rein und ließ das Fahrzeug dann passieren.
    Tennhaff drehte sich dem Mädchen zu. Kati Folkert stand am selben Fleck wie zuvor. Die Sonne zeichnete einen feinen goldenen Schein, fast einen Lichtkranz um ihre Konturen; sie wirkte gleichzeitig anziehend und unglaublich verloren und einsam …
    Robert ging zu ihr. »Kommen Sie. Trinken wir doch eine Tasse Kaffee zusammen.«
    Sie zuckte zusammen und sah ihn an. Ihre Augen waren von einem fast exotischen mandelförmigen Schnitt, dunkle Augen in einem ovalen, hellen, sehr fein geschnittenen Gesicht. Ihre Mutter muß eine verdammt hübsche Frau sein, durchfuhr es Tennhaff. Und wie es aussieht, könnte sie ihre Mutter gerade jetzt sehr gut gebrauchen.
    »Gehen wir einen Kaffee trinken, Kati? Ich bin Robert Tennhaff und eigentlich dafür zuständig, daß kleinere oder größere Katastrophen vermieden werden. Aber der liebe Gott bin ich auch nicht. Leider …«
    Sie lächelte schwach, verzog unschlüssig das Gesicht, aber sie ging mit ihm.

4
    Tommi würde sich bei Otto Lobkowitz melden, soviel war Do klar. Man konnte sich auf Tommi verlassen, und die Beziehung zwischen ihm und Lobko hatte dazu noch beinahe die Präzision eines Rituals. Die Frage blieb: Wann ruft er Lobko an? Und sie hatte mit der zweiten Frage zu tun: Blieb ihr, Do, noch Zeit genug für das, was sie vorhatte?
    Sie stieg in ihren Wagen, fuhr über die Kennedybrücke nach Schwabing und fand, was an ein Wunder grenzte, in der Nähe der Münchner Freiheit einen Parkplatz. Er lag nicht weit zur Herzogstraße. »Da ist so ein kleines Café am Ende der Herzogstraße«, hatte Timo, der Diskjockey des ›Bali‹ gesagt, »keine zweihundert Meter von der Leopoldstraße entfernt. Dort bin ich jeden Tag, also auch morgen … Zwischen zwei und drei trinke ich da immer meinen Kaffee.«
    Es war jetzt zwei Uhr fünfundzwanzig.
    Do steckte das Handy in ihre Umhängetasche, um mit Lobko in Kontakt zu bleiben, und machte sich auf den Weg. Autoreifen spritzten Fontänen von Regentropfen vom Asphalt und übersprühten die Passanten. Die Köpfe eingezogen, die Hände in den Taschen, strebten die Menschen den wärmenden U-Bahn-Schächten entgegen.
    Immer hatte Do geglaubt, gerade diese Gegend Schwabings zu kennen. Ein ›Café Florian‹ war ihr nie aufgefallen. Als sie davorstand, wußte sie warum: Die Tür war so schmal und unauffällig, das einzige Schaufenster verstaubt, und dahinter türmten sich Flaschen. Als Do hineinging, fand sie sich in einem langen, dunklen Schlauch wieder. An der Theke drängten sich junge Männer. Rechts zog sich eine Reihe kleiner Kojen an der Wand entlang, auch sie bis auf den letzten Platz besetzt. Über den Köpfen waberten Tabakschwaden; Stimmengewirr und das dumpfe Wummern einer Steel-Drum, die gerade irgendeine afrikanische oder brasilianische Lärmhölle losließ, erfüllte den Raum.
    Do drehte suchend den Kopf und entdeckte Timo: Im Hintergrund gab es eine Empore, zu der zwei Stufen führten. Sie war gerade groß genug für vier kleine Tische. Timo hatte an dem Tisch rechts außen Platz genommen. Er saß, die Schläfen zwischen die Fäuste gestemmt, und las in einem Buch.
    Sie trat an den Tisch, und er hob den Kopf. »Oh!« Immerhin stand er auf und gab ihr die Hand. »Auch einen Kaffee?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht … Und Mineralwasser.« Nach allem, was sie im Verlag erlebt hatte, war Do nach einem Cognac zumute. Aber sie unterdrückte diesen Wunsch, ließ sich von Timo aus der Jacke helfen und setzte sich.
    »Haben Sie Kati gefunden?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hat sie sich gemeldet?«
    »Nein.«
    Er nickte nur, als hätte er etwas bestätigt bekommen, was er sowieso erwartete. Er winkte der Kellnerin, bestellte, bot Do eine Zigarette an, nahm selbst eine, zündete beide an und sah sie dann durch den Rauch lange und nachdenklich aus seinen violetten Augen an.
    »Haben Sie das Material dabei?« fragte Do.
    »Material ist gut.« Er lächelte. »Aber es hilft vielleicht bei der Motivforschung …«
    »Wieso Motivforschung?«
    »Frau Folkert, Sie wollten Ihre Tochter wiedersehen. Also wollen Sie

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