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Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON

Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON

Titel: Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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richtige Berg war, obgleich ihm der logische Teil seines Denkens sagte, daß das nicht möglich sei. Auf dem Weg zur Drachenburg hatten sie eine ganze Nacht und den guten Teil eines Tages gebraucht, und da waren sie ausgeruht und im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen, jetzt waren sie alle erschöpft und die meisten von ihnen verletzt, und sie hatten kaum ein Drittel der Zeit gehabt. Und trotzdem: Selbst in der Nacht war die spitze Nadel aus Lava unverkennbar; ein Dorn, der den tiefhängenden schwarzen Himmel aufzuspießen schien und im Dunkel der Nacht verschwamm, ehe er seinen Gipfel wirklich sehen konnte. Vielleicht, dachte Balestrano matt, war es Necrons Zauber gewesen, der den Weg hin zu seiner verfluchten Burg länger und kräftezehrender hatte werden lassen als zurück. Vielleicht war auch ein Wunder geschehen und Gott hatte beschlossen, wenn schon nicht ihn, dann wenigstens das Häufchen zu Tode erschöpfter Männer zu retten, das ihm folgte.
    Er vertrieb den Gedanken, raffte noch einmal alle Kraft zusammen und ging ein wenig schneller, um an die Spitze der kleinen Kolonne zu gelangen. Die Männer machten ihm respektvoll Platz, aber Balestrano bemerkte auch die ängstlichen Blicke, mit denen sie ihn maßen. Noch vor Tagesfrist wäre er überzeugt gewesen, daß es Sorge war, was er in den Augen der Männer las. Jetzt war er sich dessen nicht mehr so sicher. Vielleicht sah man ihm seine Schuld auch deutlich an, und er war der einzige Narr, der das bisher noch nicht bemerkt hatte.
    Seine Gedanken begannen sich zu verwirren, und er spürte, wie die Erschöpfung ihre knochige Hand nun auch nach seinem Geist ausstreckte. Für einen Moment war er versucht, der stummen Verlockung nachzugeben und sich einfach in den Sand sinken zu lassen und zu sterben. Aber solche Gedanken waren lästerlich, und er bekämpfte sie mit dem bißchen Energie, das ihm noch geblieben war. Sein Leben gehörte längst nicht mehr ihm. Er hatte es verspielt, schon vor Tagen, und es war ihm nur noch geliehen worden, von den Männern mit den schwarzen Schreckensgesichtern. Balestrano wußte nur nicht, wozu.
    Als sie den Berg erreicht hatten, blieb er stehen. Einen Moment lang machte sich echte Panik in ihm breit, als er den Pfad nicht fand, denn die Nacht schien mit einem Male noch dunkler zu werden, und der Koloß aus Lava ragte wie ein Stück geronnener Schwärze vor ihm auf. Aber dann brach sich ein Lichtstrahl auf poliertem schwarzen Stein, und als er genauer hinsah, entdeckte er den schmalen Pfad, der in engen Serpentinen den Berg hinauf und zu der kleinen Höhle auf halber Höhe führte.
    Und er sah den Schatten.
    Es war wie ein noch dunklerer Fleck auf dem Schwarz des Berges, nur für ihn sichtbar, und nur für ihn voller Entsetzen. Für eine endlose Sekunde glaubte er Brandgeruch zu spüren, das Glitzern von Licht auf kleinen bösen Knopfaugen zu sehen.
    Sie waren da!
    Sie warteten auf ihn, dort oben, einen Schritt vor dem Höhleneingang!
    »Bruder?«
    Balestrano fuhr wie unter einem Hieb zusammen, wirbelte herum und riß schützend die Arme vor das Gesicht.
    Aber es war nur einer seiner Begleiter, der herangekommen war und die Hand erhoben hatte, wie um ihn an der Schulter zu berühren. Balestranos scheinbar sinnlose Reaktion ließ ihn innehalten. Auf seinem Gesicht lieferten sich Sorge und stärker werdende Furcht ein stummes Duell.
    Verlegen nahm Balestrano die Hände herunter, umklammerte seinen schmerzenden Arm mit der Hand und versuchte zu lächeln. »Verzeih«, sagte er leise. »Ich... muß wohl in Gedanken gewesen sein. Ich bin müde.«
    Der Templer nickte verständnisvoll. »Wir sind alle erschöpft«, sagte er. »Macht dir der Arm zu schaffen?«
    Balestrano nickte. Es war das einfachste, es dabei zu belassen. Es gab Momente, in denen die Lüge der Wahrheit vorzuziehen war. »Ja«, sagte er. »Aber es ist bald überstanden. Was... willst du?«
    Der Templer zögerte einen Moment, fast, als müsse er erst überlegen, aus welchem Grund er überhaupt gekommen war. Dann hob er die Hand und deutete nach rechts, um den Berg herum. »Ein Lager«, sagte er. »Bruder Simon hat ein Lager entdeckt, auf der anderen Seite des Berges. Man sieht den Feuerschein ganz deutlich. Und man hört Stimmen.«
    Balestrano schwieg sekundenlang. Er wußte, was der Mann von ihm hören wollte – trotz allem, was hinter ihnen lag, mußten die Männer halb wahnsinnig vor Furcht sein, das entsetzliche Tor noch einmal zu betreten, denn es verkörperte alles, was

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