Der Highlander und die Kriegerin
Kammer.
Es war nachlässig von ihr, keinen Blick in die Halle zu werfen, um sich zu vergewissern, dass man sich angemessen um ihre Gäste kümmerte, aber das war ihr einerlei. Caelen würde, wie jeden Tag, draußen bei den Männern sein, und er war derjenige, den sie jetzt sehen wollte.
Unter ihren Stiefeln knirschte der Schnee, doch weder Nässe noch Kälte drangen ihr an die Zehen.
Caelen und sein Bruder standen sich gegenüber, bereit, mit dem Schwert aufeinander loszugehen. Doch in ihrer Hochstimmung kam es Rionna gar nicht in den Sinn zu überlegen, ob es richtig war, in den Kampf hineinzuplatzen.
„Caelen!“, rief sie im Näherkommen.
Kaum hatte er sich ihr zugewandt, als sie sich ihm auch schon an den Hals warf. Überrascht stolperte er rückwärts, zog sie dabei an sich, und gemeinsam landeten sie im Schnee.
„Bei allen Heiligen, Frau, was um alles in der Welt ist los? Ist irgendwer verletzt?“
Rittlings saß sie auf ihm und lächelte so breit, dass ihr die Wangen schmerzten. Sie neigte sich hinab, umfasste sein Gesicht und übersäte es mit Küssen, ehe sie die Lippen auf die seinen presste, so heiß und leidenschaftlich, dass sie es bis in die Zehen in den neuen Stiefeln spürte.
„Danke“, sagte sie mit belegter Stimme. „Ein großartiges Geschenk. Das schönste, das ich je bekommen habe.“
Um sie herum ertönten verwunderte Ausrufe, aber Rionna beachtete die herbeilaufenden Männer nicht. Sie stemmte sich hoch und gab Caelen frei, der von diesem Spektakel zutiefst verwirrt schien.
Auch die übrigen Krieger bedachte sie mit einem strahlenden Lächeln, bevor sie sich zu Ewan umdrehte und formvollendet knickste.
„Ich überlasse Euch nun wieder Euren Pflichten“, sagte sie und warf einen letzten Blick auf Caelen, der lang ausgestreckt im Schnee lag und entgeistert dreinblickte. Dann machte sie kehrt und schritt beschwingt zurück zum Wohnturm.
Blinzelnd sah Caelen seiner Gemahlin nach, die leichtfüßig über den Schnee davoneilte. Die Umstehenden machten keinen Hehl aus ihrer Erheiterung, und Caelen funkelte sie böse an.
Am Rand stand Ewan, das Gesicht merkwürdig verzogen, so als verkniff er sich krampfhaft das Lachen. Schließlich kam er zu ihm und streckte ihm eine Hand entgegen.
„Ich habe den Eindruck, die Geschenke gefallen Rionna.“
Caelen ergriff Ewans Hand und zog sich hoch.
„Großer Gott, die Frau muss lernen, sich zu beherrschen“, murmelte er.
Ewan lachte leise und schlug ihm auf die Schulter. „Ich würde sagen, du hast dich gerade beliebt gemacht. Ich bin sicher, wir alle hätten Verständnis dafür, wenn du dich für eine Weile zurückziehen möchtest.“
Gelächter erhob sich, und Caelens Miene wurde noch eine Spur finsterer. Jäh rammte er Ewan die Faust in den Bauch und hörte zufrieden, dass sein Bruder gequält grunzte.
„Womit zur Hölle habe ich das jetzt verdient?“, grollte Ewan.
„Dasselbe hast du damals mit mir gemacht, als ich dich mit deiner Frau aufgezogen habe. Dies nun war die Vergeltung.“
Lachend rieb Ewan sich den Bauch. „Wenn ich mich recht entsinne, hast du mich gefragt, ob mir jemand die Kronjuwelen aus der Hose geklaut habe. Wie seltsam, dass du von demselben Makel befallen bist, wenn es um eine gewisse goldblonde Dame geht.“
Caelen ging abermals auf ihn los, aber dieses Mal wich Ewan dem Schlag aus, und beide fielen in den Schnee. Die Krieger drängten näher und spornten sie lautstark an. Als Schnee aufstob, wurden die ersten Wetten abgeschlossen.
Kapitel 22
C rispen schlang Rionna die Arme um die Taille. Sein Überschwang traf sie unerwartet. Er war ein liebes Kind, aber zugleich ein recht ungestümer Bursche. Sie küsste ihn auf den Scheitel, und er lief davon, um sich an seinen Onkel Caelen zu werfen.
„Lebt wohl, Rionna, und habt Dank für Eure Gastfreundschaft“, sagte Mairin, als auch sie Rionna umarmte.
Rionna küsste sie auf die Wange und schlug eine der kleinen Decken zurück, in die Isabel gehüllt war. Auch Isabel drückte sie einen Kuss auf die weiche Wange. Oh, wie wunderbar Säuglinge rochen. Der Duft weckte in ihr den Wunsch nach einem eigenen Kind, doch sogleich schüttelte sie den Kopf darüber, in diesem Moment nur ihre eigene Sehnsucht im Sinn zu haben.
„Kommt sicher an, Mairin. Ich werde für Euch und Isabel beten.“
Mairin lächelte, wandte sich ab und verabschiedete sich von Caelen. Ewan wartete bei den Pferden. Amüsiert beobachtete Rionna, wie Caelen dahinschmolz, als er auf Ewans
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