Der Judas-Code: Roman
Monk aufgeschlossen hatte. Sie zeigte zur Treppe. »Der Anführer der Gildenleute.«
Monk blickte zum Tenderdock. »Anscheinend wollen sie zur Piratensiedlung übersetzen und Verstärkung holen.«
Dies veranlasste ihn, noch schneller Richtung Bug zu rennen. Es war auch durchaus möglich, dass man per Funk Verstärkung angefordert hatte und die Kämpfer bereits unterwegs waren.
Der Gang folgte der Form des geschwungenen Schiffsrumpfs und beschrieb eine Biegung. Als die Biegung hinter ihnen lag, sah Monk den offenen Durchgang zu Ryders Privatboot.
Sie hatten es geschafft. Plötzlich ertönte in ihrem Rücken ein lautes Kreischen.
Monk drehte sich um.
Mehrere Gestalten taumelten auf den Gang. Die halbnackten, mit zerrissenen, schmutzigen Nachthemden bekleideten Tobsüchtigen stolperten übereinander und rempelten sich gegenseitig an. Ihre Gliedmaßen waren voller nässender Beulen. Sie bleckten die blutverschmierten Lippen. Obwohl sie noch etwa fünfzig Meter entfernt waren, sah Monk den blanken Wahnsinn aus ihren eiternden Augen hervorblitzen.
»Patienten!«, flüsterte Lisa, fasste Monk beim Arm und zerrte ihn zurück. »Im Zustand katatonischer Psychose. Sie werden über jeden herfallen, der ihnen über den Weg läuft. Bestimmt hat Devesh sie freigelassen.«
»Dieses Schwein.« Monk gab den Nachzüglern ein Zeichen, sie sollten sich hinter der Biegung in Sicherheit bringen, und eilte zur offenen Tür. Auch von der anderen Seite des Gangs, der am Bug zur Backbordseite des Schiffs zurückschwenkte, ertönte lautes Geschrei.
Fußgetrappel näherte sich.
Monk hob die Waffe - da gelangte eine wohlbekannte Gestalt in Sicht, die sich mit einer Hand an der Außenwand abstützte. Als Jessie den Mann sah, hellte sich seine Miene auf. Ihm folgten
sieben Kannibalen. Die letzten beiden stützten einen dritten Mann mit einer stark blutenden Halswunde. Dem grünen Chirurgenkittel nach zu schließen war das einer der WHO-Ärzte.
Die beiden Gruppen trafen sich an der offenen Tür von Ryders Privatdock.
»Ihr habt es also geschafft!«, keuchte der junge Krankenpfleger.
In der Tür tauchte Ryder auf, flankiert von seiner Kannibaleneskorte. Er roch nach Treibstoff und wischte sich die ölverschmierten Finger an einem Putzlappen ab. »Da seid ihr ja.«
»Ja«, sagte Monk. »Haben Sie das Boot betankt?«
Ryder nickte. »Ist startklar.«
Jessie ließ sich von Lisa kurz umarmen und nickte zu den beiden WHO-Ärzten hin. »Dr. Barnhardt und Dr. Miller.« Er deutete auf den Mann im grünen Kittel. »Jemand muss mir helfen.«
Die Kannibalen legten den Verletzten ab. Aus der Halswunde trat stoßweise dunkles Blut aus.
Lisa kniete neben ihm nieder, die anderen beiden Ärzte knieten sich auf die andere Seite des Mannes. Jessie hatte ihm bereits das Hemd ausgezogen und reichte es Lisa. Sie drückte es zusammen und presste es auf die Wunde.
Der Mann verkrampfte sich und hustete Blut. Dann lag er reglos da, mit offenen Augen. Nur die Brust des Todgeweihten sank etwas tiefer ein.
Während sie weiterhin das Hemd auf die Wunde presste, tastete Lisa an der anderen Halsseite nach dem Puls. Sie schüttelte den Kopf. Sie konnte nichts mehr für den Mann tun.
Währenddessen berichtete Jessie, wie es ihm ergangen war. Er wischte sich über die Stirn und verschmierte sie mit Blut. »Wir haben ihn gerettet. Eine Patientin war über ihn hergefallen. Wir mussten sie erschießen. Von unten drängten aber weitere Patienten nach. Sie wüteten auf den unteren Decks und rückten immer weiter nach oben vor. Es waren Hunderte.«
Sein Bericht wurde untermalt von wüsten Schreien und weiteren Schüssen.
»Es wird Zeit, das Schiff zu verlassen«, sagte Ryder.
Monk wandte sich Ryder zu. »Wie viele Personen passen auf das Boot?«
»Es hat sechs Sitzplätze... aber es können sich noch ein, zwei Leute dazwischenzwängen.« Ryder musterte die vielen Fluchtwilligen, die sich hier versammelt hatten.
Jessie schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Ich bleibe hier.«
Lisa fasste ihn beim Ellbogen. »Jessie.«
»Jemand muss die Menschen an Bord schützen, die vielen Kinder. Vor den Piraten und dem Wahnsinn. Die Eingeborenen sind ihre einzige Hoffnung. Außerdem kennen sie mich. Sie hören auf mich.«
Dr. Barnhardt trat neben den jungen Krankenpfleger. »Ich helfe ihm. Wir werden versuchen, eine Barrikade zu errichten und möglichst viele Überlebende zu sammeln. Um so lange auszuharren, bis Hilfe kommt.«
Dr. Miller blickte skeptisch
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