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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Steak an.
    “Oh nein, das kann ich nicht annehmen.” Sie winkte einen vorbeilaufenden Kellner heran. “Ich möchte eine Margarita und ein Stück Käsekuchen.”
    Der Ober eilte los, um die Bestellung weiterzugeben. Ben fragte sich, was wohl in ihrem Kopf vorging.
    “Ich dachte, Sie wären am Verhungern”, bemerkte er.
    “Ja, das bin ich auch.” Sie zeigte auf die Pommes frites. “Darf ich?”
    Sie nahm sich noch eine, ohne auf seine Erlaubnis zu warten, zog sie durch den Ketchup und steckte sich diesmal das ganze Stück in den Mund.
    Ben stöhnte.
    Sie sah ihn verwundert an. “Geht es Ihnen gut? Ich meine … Ich habe Ihnen doch vorhin nicht wehgetan, oder?”
    “Nein, mir geht es gut! Vielen Dank noch mal.”
    “Gerne. Es ist ganz schön beängstigend, auf einmal keine Luft mehr zu bekommen, oder?”
    Er wollte schon widersprechen, aber ihm war klar, dass er mit Ehrlichkeit weiter kam als mit Stolz. “Ja, ich habe einen ziemlichen Schrecken bekommen. Wollen Sie wirklich nur einen Drink und ein Stück Kuchen bestellen?”
    Sie lächelte. “Wenn ich schon versetzt werde, dann gehe ich wenigstens nicht hungrig nach Hause. Und wenn ich schon wählen kann, suche ich mir das aus, was ich am liebsten mag.”
    Er grinste und tat so, als sähe er nicht, wie sie seine Pommes vom Teller mopste, während er sein Steak weiteraß. “Sehr clever.”
    “Also, North … Sind Sie in D.C. geboren?”, wollte January wissen.
    “Nein, in Montana.”
    Überrascht sah sie auf und musterte seine breiten Schultern, dachte an seine langen Beine, die schmalen Hüften und versuchte, sich Ben in Stiefeln und Jeans vorzustellen. Außerdem erinnerte sie sich daran, wie sich seine Lippen auf ihrem Mund anfühlten und dass er Tränen in den Augen gehabt hatte wegen des kleinen toten Mädchens, aus dem jemand eine Prostituierte gemacht hatte.
    Ben fühlte sich ziemlich unwohl unter ihrem prüfenden Blick, traute sich aber nicht zu fragen, woran sie dachte.
    “Wo in Montana?”, wollte sie schließlich wissen.
    “In der Nähe einer kleinen Stadt namens Hastings. Meine Eltern haben eine Ranch. Sie züchten Rinder.”
    “Geschwister?”
    “Drei Schwestern.”
    Sie zog die Augenbrauen hoch. “Oh, oh, der einzige Sohn ist nicht in Daddys Fußstapfen getreten. Wie ist das aufgenommen worden?”
    Ben zog die Stirn kraus, sagte aber nichts. Er hatte einen Mann ohne Begleitung entdeckt, der sich suchend im Lokal umsah. So sehr es ihm auch missfiel, er nahm an, ihre Verabredung war gekommen. Ben zeigte auf den Mann.
    “Ich glaube, das könnte Ihr Begleiter sein.”
    January blickte über die Schulter zurück, verdrehte die Augen und wandte sich zu Ben um.
    “Ja, entschuldigen Sie mich für einen Moment. Ich bin gleich zurück.”
    “Aber wollen Sie nicht …?”
    Er kam nicht dazu, seine Frage zu beenden, sie war bereits weg. Ben beobachtete, wie sie sich einen Weg durch das Labyrinth von Tischen bahnte, sah den Gesichtsausdruck des Mannes, der erst zerknirschte Reue, dann erwartungsvolle Freude zeigte, und konnte sich genau vorstellen, wie sich der erbärmliche Widerling jetzt fühlen musste. Zumindest hatte der Typ Ben eines voraus: Außer der Ausrede für sein Zuspätkommen hatte er nichts auf der Zunge, woran er sich verschlucken konnte.
    Als January den Kopf abwandte, um dem Kuss des Mannes auszuweichen, den er ihr auf die Lippen geben wollte, konnte Ben sich ein Grinsen nicht verkneifen. Offensichtlich gehörte January zu der Sorte Frau, die man besser nicht warten ließ.
    Der Typ zuckte mit den Schultern und redete. Offensichtlich wenig überzeugend, denn January hob plötzlich die Hand mit einer abwehrenden Geste, die besagte, dass sie genug gehört hatte. Dann wirbelte sie herum und kam an Bens Tisch zurück.
    Ben stand auf. Sie ließ sich wieder auf den Stuhl fallen, den sie gerade verlassen hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust. “Um Himmels willen, setzen Sie sich und essen Sie zu Ende!”, schimpfte sie.
    Verärgert blickte er sie an. Genau das hatte er ja die ganze Zeit versucht. “Vielen Dank auch, dass Sie mir gnädig erlauben zu essen.”
    January seufzte, dann legte sie ihm ihre Hand auf den Arm. “Tut mir leid. Sie haben damit ja nichts zu tun! Aber ich hasse es, wenn Leute zu spät kommen. Was mich noch mehr ärgert, ist, dass ich mich überhaupt mit diesem Mistkerl verabredet habe. Ich hätte mehr auf meine innere Stimme hören und ihm gleich absagen sollen.”
    Bevor Ben einen Kommentar dazu abgeben

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