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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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Bitten fort, ohne ihr meinerseits auf ihre Frage zu antworten, denn ich war ganz außer mir. »Sehen Sie, Tatjana Pawlowna, daraus, daß Sie mir etwas verheimlichen, kann noch größeres Unheil entstehen... er war ja gestern in vollständiger, ganz vollständiger Wiedergeburt begriffen!«
    »Ach, mach, daß du wegkommst, du Narr! Er selbst ist ja ebenfalls verliebt wie ein Spatz, – Vater und Sohn in denselben Gegenstand! Pfui, ihr greulichen Kerle!«
    Sie verschwand und schlug in ihrer Empörung die Tür heftig zu. Wütend über den nackten, schamlosen Zynismus ihrer letzten Worte, einen Zynismus, dessen nur eine Frau fähig ist, lief ich schwer gekränkt aus dem Haus. Aber ich werde, wie ich bereits versprochen habe, nicht meine unklaren Empfindungen schildern, sondern auch fernerhin nur die Tatsachen berichten, die jetzt die Entscheidung herbeiführten. Selbstverständlich lief ich im Vorübergehen wieder zu ihm hinauf und hörte wieder von der Kinderfrau, daß er überhaupt noch nicht wieder dagewesen sei.
    »Wird er denn überhaupt nicht mehr wiederkommen?«
    »Das mag Gott wissen!«

III
     
    Tatsachen, Tatsachen!... Aber wird der Leser auf diese Weise etwas verstehen? Ich erinnere mich, wie mich selbst damals eben diese Tatsachen ganz benommen machten und mich nichts begreifen ließen, so daß ich am Ende dieses Tages ganz wirr im Kopf war. Daher will ich mit ganz wenigen Worten vorgreifen.
    Meine ganze Qual lag in folgender Frage beschlossen: wenn er gestern eine Wiedergeburt durchgemacht hat und sie nicht mehr liebt, wo müßte er in diesem Fall heute sein? Antwort: in erster Linie bei mir, den er gestern umarmt hat, und dann gleich bei Mama, deren Bild er gestern geküßt hat. Aber statt diese beiden natürlichen Schritte zu tun, hat er plötzlich vor Tagesanbruch das Haus verlassen, ist Gott weiß wohin gegangen, und Darja Onissimowna redet aus irgendwelchen Gründen davon, daß er wohl kaum zurückkommen werde. Und damit nicht genug: Lisa spricht von einer Entscheidung der »alten Geschichte« und davon, daß Mama über ihn irgendwelche Nachrichten habe, und zwar ganz neue; außerdem wissen sie dort zweifellos auch von dem Brief Katerina Nikolajewnas (das hatte ich selbst gemerkt) und glauben dennoch nicht an seine »Wiedergeburt zu einem neuen Leben«, obwohl sie mir aufmerksam zugehört haben. Mama ist sehr niedergedrückt, und Tatjana Pawlowna macht spöttische Bemerkungen über das Wort »Wiedergeburt«. Aber wenn sich das alles so verhält, so muß bei ihm über Nacht wieder ein Umschwung, eine Krisis eingetreten sein, und das nach der Begeisterung, der Rührung und dem Pathos von gestern! Also ist diese ganze »Wiedergeburt« zerplatzt wie eine Seifenblase, und er treibt sich vielleicht jetzt wieder in ebenso wütender Stimmung herum wie damals, als er die Nachricht über Bjoring erhalten hatte! Es fragt sich nun, was aus Mama, aus mir, aus uns allen und zuletzt... was aus ihr werden soll. Tatjana Pawlowna hat sich etwas von einer »Mordschlinge« entschlüpfen lassen und mich zu Anna Andrejewna geschickt! Also muß dort diese »Mordschlinge« sein, bei Anna Andrejewna! Warum aber gerade bei Anna Andrejewna? Selbstverständlich werde ich mich schleunigstzu Anna Andrejewna begeben; das habe ich nur aus Trotz, nur aus Ärger gesagt, daß ich nicht hingehen würde; ich will sofort hineilen. Aber was hat Tatjana Pawlowna da noch von dem »Schriftstück« geredet? Und hat er nicht selbst gestern zu mir gesagt: »Verbrenne das Schriftstück!«
    Das waren meine Gedanken, das war es, was mich wie eine Mordschlinge würgte; aber vor allen Dingen mußte ich mit ihm reden. Mit ihm würde ich sofort alles in Ordnung bringen – das fühlte ich; wir würden einander mit wenigen Worten verstehen! Ich würde seine Hände ergreifen, sie drücken und in meinem Herzen warme Worte finden – so malte ich mir das mit aller Bestimmtheit aus. Oh, ich würde seine Verrücktheit überwinden!... Aber wo war er? Wo war er? Und siehe da, gerade in diesem Augenblick, wo ich in so heißer Erregung war, mußte ich auf Lambert stoßen! Ich war nur noch einige Schritte von meiner Wohnung entfernt, als er mir plötzlich begegnete; er schrie freudig auf, als er mich erblickte, und ergriff mich bei der Hand.
    »Ich bin schon zum drittenmal bei dir gewesen«, sagte er. »Enfin! Komm mit frühstücken!«
    »Halt! Du bist bei mir gewesen? War Andrej Petrowitsch nicht da?«
    »Kein Mensch war da. Laß sie doch alle laufen! Du bist

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