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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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schildern, wie unangenehm Anna Andrejewnas Benehmen auf mich wirkte. Ich gab ihr keine Antwort und begnügte mich mit einer kühlen, würdevollen Verbeugung; dann setzte ich mich an den Tisch und begann absichtlich von etwas anderem, von irgendwelchem dummen Zeug zu sprechen, zu lachen und Witze zu reißen. Der alte Herr war mir augenscheinlich dafür dankbar und überließ sich einer entzückten Lustigkeit. Aber auf diese Lustigkeit war trotz allen Entzückens offenbar kein Verlaß, und sie konnte jeden Augenblick in vollständigen Kleinmut umschlagen; das war auf den ersten Blick klar.
    »Cher enfant, ich habe gehört, daß du krank gewesen bist ... Ach, pardon! Du hast dich, wie ich gehört habe, die ganze Zeit über mit Spiritismus beschäftigt?«
    »Ist mir gar nicht eingefallen!« erwiderte ich lächelnd.
    »Nein? Aber wer hat mir denn etwas von Spi-ri-tis-mus gesagt?«
    »Das war der Wirt hier, ein Beamter, Pjotr Ippolitowitsch, der hat vorhin mit Ihnen davon gesprochen«, belehrte ihn Anna Andrejewna. »Das ist ein sehr lustiger Mann, und er weiß eine Menge Anekdoten, soll ich ihn herrufen?«
    »Oui, oui, il est charmant ..., er weiß viele Anekdoten; aber wir wollen ihn lieber erst später rufen. Wir wollen ihn rufen, und er kann uns dann allerlei erzählen, mais après.Denk dir nur, vorhin wurde der Tisch gedeckt, und da sagte er: ›Seien Sie unbesorgt, er wird nicht davonfliegen, wir sind keine Spiritisten.‹ Fliegen denn wirklich bei den Spiritisten die Tische?«
    »Ich weiß es wahrhaftig nicht; man sagt, sie höben sich mit allen Beinen in die Höhe.«
    »Mais c'est terrible ce que tu dis!« rief er, mich erschrocken ansehend.
    »Oh, seien Sie unbesorgt, das ist nur dummes Gerede.«
    »Das sage ich auch. Nastasja Stepanowna Salomejewa ... Du kennst sie ja ... ach nein, du kennst sie nicht ... stell dir das vor, die glaubt ebenfalls an Spiritismus, und stellen Sie sich das vor, cher enfant«, fuhr er, sich zu Anna Andrejewna wendend, fort, »ich sagte zu ihr: ›In den Ministerien stehen ja auch Tische, und auf jedem von ihnen liegen acht Paar Beamtenhände und schreiben immer Akten – warum tanzen nun da die Tische nicht?‹ Stell dir das bloß vor, wenn die auf einmal anfingen zu tanzen! Ein Aufstand der Tische im Finanz- und Volksbildungsministerium – das fehlte gerade noch!«
    »Was Sie für allerliebste Dinge vorbringen, Fürst, ganz wie früher!« rief ich und gab mir Mühe, herzlich zu lachen.
    »N'est-ce pas? Je ne parle pas trop, mais je dis bien.«
    »Ich werde Pjotr Ippolitowitsch herholen«, sagte Anna Andrejewna und stand auf. Ihr Gesicht strahlte nur so vor Befriedigung: sie freute sich, zu sehen, daß ich zu dem alten Herrn so freundlich war. Aber kaum war sie hinausgegangen, als sich dessen ganzer Gesichtsausdruck plötzlich veränderte. Er blickte hastig nach der Tür, dann um sich herum, beugte sich vom Sofa zu mir herüber und flüsterte mir ängstlich zu: »Cher ami! Oh, wenn ich sie beide hier zusammen sehen könnte! O cher enfant!«
    »Fürst, beruhigen Sie sich ...«
    »Ja, ja, aber ... wir wollen sie versöhnen, n'est-ce pas? Es ist da ein grundloser, kleinlicher Streit zwischen zwei prächtigen Frauen, n'est-ce pas? Auf dich setze ich dabei meine ganze Hoffnung... Wir wollen das hier alles in Ordnung bringen. Und was ist das hier für eine sonderbare Wohnung«, fuhr er, ängstlich um sich blickend, fort.
    »Und weißt du, dieser Wirt ... er hat so ein Gesicht ... Sag mal: ist er auch nicht gefährlich?«
    »Der Wirt? O nein, wodurch könnte der gefährlich sein?«
    »C'est ça. Um so besser. Il semble qu'il est bête, ce gentilhomme. Cher enfant, um Gottes willen, sag nicht zu Anna Andrejewna, daß ich mich hier vor allem fürchte. Ich habe hier vom ersten Augenblick an alles gelobt, auch den Wirt habe ich gelobt. Hör mal, kennst du die Geschichte von einem gewissen Herrn von Sohn – erinnerst du dich?«
    »Nun, was ist denn damit?«
    »Rien, rien du tout ... Mais je suis libre ici, n'est-ce pas? Was meinst du, hier kann mir doch nichts zustoßen ... so in der Art?«
    »Aber ich versichere Ihnen, liebster Fürst ... erbarmen Sie sich!«
    »Mon ami! Mon enfant!« rief er auf einmal, indem er die Hände vor der Brust faltete und seine Angst gar nicht mehr zu verbergen suchte. »Wenn du wirklich etwas hast ... Schriftstücke ... kurz, wenn du mir etwas mitzuteilen hast, so sage mir nichts; um Gottes willen, sage mir nichts ... schweige davon so lange wie möglich ...«
    Er

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