Der Junge aus dem Meer
mich, Sie wieder einmal zu sehen. Guten Tag.“
„Das ist meine Schwiegertochter, Frau Kubatz“, stellte die Großmutter die übrigen der Anwesenden vor. „Das sind Fräulein Emma Zobelmann und Florian, die zum Haus Seestern gehören. Dort haben Sie unsere Gäste, die Glorreichen Sieben aus Bad Rittershude, und hier ist schließlich der Junge, dessentwegen Sie ja wohl gekommen sind. Wir haben ihm vorläufig den Namen Alexander gegeben.“
Kommissar Michelsen hatte zuerst Frau Kubatz und Fräulein Zobelmann die Hand gegeben und hinterher auch allen anderen. Jetzt stellte er seinerseits Herrn Lüders vor: „Kriminalassistent und mein Mitarbeiter.“
„So sehen Sie eigentlich gar nicht aus“, sagte Großmutter Kubatz freundlich zu dem jungen Mann. „Guten Tag, Herr Lüders.“
„Guten Tag, gnädige Frau“, antwortete der Beamte in dem sandfarbenen Cordanzug, und dann lächelte er noch nach allen Seiten und meinte: „Ebenfalls guten Tag allerseits.“
Kurz darauf hatten alle Platz genommen. Bis auf Herrn Lüders, der neben der Tür an der Wand lehnte.
„Damit jetzt keiner mehr raus kann“, kicherte Großmutter Kubatz.
„Sie lesen anscheinend manchmal Kriminalromane“, meinte Herr Michelsen lächelnd, und dann fragte er, ob es erlaubt sei, zu rauchen.
„Nehmen Sie keine Rücksicht“, erwiderte die Großmutter. „Mein Sohn raucht ja auch wie ein Schlot. Wir sind diesbezüglich abgehärtet.“
„Ach, der Chefredakteur ist auch auf der Insel?“ fragte der Kriminalkommissar. „Wo steckt er denn im Augenblick?“
„Er ist vor etwa einer Stunde in seinem Wagen losgebraust“, warf Florian ein.
„Aber wie wir ihn kennen“, ergänzte Frau Kubatz, „kann in jedem Augenblick die Tür aufgehen, und er steht wieder da.“
„Würde mich freuen, denn ich hätte ihn auch ganz gern gesprochen“, überlegte der Kriminalkommissar. Dann zündete er sich eine Zigarre an und paffte die ersten Rauchwolken in die Luft. „Darf ich jetzt bitte der Reihe nach erfahren, was passiert ist?“
„Also, es war gestern morgen nach dieser Gewitternacht“, ergriff zuerst Paul Nachtigall das Wort. „Wir machten unseren Dünenlauf, und da lag er am Strand...“
„Entschuldigung“, unterbrach Kommissar Michelsen und blickte dabei auf die Asche an seiner Zigarre. „Es wäre mir lieber, wenn wir die Geschichte ein wenig früher anfangen. Wie war doch euer Name?“ Er schaute jetzt den Jungen nacheinander in die Gesichter.
„Ich heiße zum Beispiel Emil Langhans.“
„Und ich Hans Pigge.“
„Nein, nicht die einzelnen Namen“, meinte Herr Michelsen.
„Die Glorreichen Sieben“, bemerkte jetzt Großmutter Kubatz. „Alle zusammen nennen sie sich die Glorreichen Sieben.“
„Ja, das wollte ich noch einmal wissen“, bestätigte der Kommissar. „Und jetzt erzählt mir zuerst einmal ein klein wenig davon, wie es zu diesem Namen gekommen ist.“ Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und paffte eine Rauchwolke in die Luft. „ Laßt mich was über Bad Rittershude wissen und berichtet mir schließlich über eure Reise hierher und was ihr inzwischen auf der Insel erlebt habt. Sonst kann ich mir nämlich von der ganzen Geschichte kein richtiges Bild machen.“
„Das artet ja in regelrechte Schwerarbeit aus“, stöhnte Karlchen Kubatz. „Ich schlage vor, wir wechseln uns gegenseitig ab.“
Und so geschah es dann auch.
Die Jungen erzählten durcheinander, was ihnen gerade einfiel und was sie für wichtig hielten. Etwa nach einer Viertelstunde waren sie wieder an der Stelle angekommen, an welcher der Kriminalkommissar sie unterbrochen hatte. Jetzt war Paul Nachtigall wieder an der Reihe. „Also, er lag am Strand, wie gesagt...“
„Und ihr seid zuerst an ihm vorbeigelaufen, weil ihr geglaubt habt, daß er schläft?“ unterbrach Herr Michelsen wieder. „Bitte ab jetzt alles ganz genau.“
Kriminalassistent Lüders machte sich schon seit einer ganzen Weile Notizen, und die beiden Pferde Peter und Paul steckten wieder einmal neugierig ihre Köpfe durch die Hintertür in die Küche.
Nachdem Paul Nachtigall weitererzählt hatte, wie die anderen losgerannt waren, um Hilfe zu holen, wie er inzwischen mit dem leblosen Jungen pausenlos Freiübungen machte und wie der dann auf einmal die Augen aufschlug, sagte der Kriminalkommissar: „Einen Augenblick, dafür bekommst du natürlich eine Medaille für Lebensrettung.“ Er drückte jetzt den Rest seiner Zigarre im Aschenbecher aus. „Ich werde dich dem
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