Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
bemerkte der sommersprossige Junge nach einer Weile.
    „Ja, sieht so aus“, stimmte Karlchen zu. „Die Tankstelle vermietet auch Autos.“
    Sie konnten jetzt beobachten, wie der Mann mit den Eulenaugen hinter den Glaswänden eines Schaufensters bezahlte und anschließend seinen Koffer und eine dunkelbraune Ledertasche mit zwei Schlössern aus dem Volkswagen holte. Ein Lehrjunge mit einem blauen Overall half ihm dabei.
    „Dürfte jetzt klar sein, daß er auch zum Bahnhof will“, stellte Florian fest.
    „Mensch, seh’ ich auch, dazu brauch’ ich keine Brille“, erwiderte Karlchen Kubatz. „Sagen wir den anderen Be scheid!“
    Gleich darauf kurvten die beiden Jungen in einem eleganten Bogen an zwei Lastwagen vorbei zum Bahnhof. Hinter einem Blumenstand entdeckten sie Paul Nachtigall. Sie stellten ihre Fahrräder an die Wand, vergruben die Hände in ihren Hosentaschen und schlenderten auf ihn zu. Als sie an ihm vorbeikamen, flüsterte Karlchen Kubatz durch die Zähne: „Er kommt.“ Daraufhin putzte sich der Boß der Glorreichen Sieben mit seinem Taschentuch geräuschvoll die Nase. Das war für alle anderen das verabredete Zeichen zur äußersten Alarmbereitschaft. Sie hatten sich so über den ganzen Bahnhof verteilt, daß sie sich aus ihren Verstecken heraus gegenseitig beobachten konnten.
    Auf dem Vorplatz hielten gerade drei Taxis hintereinander. Sie brachten die Ballettmädchen und den „Großen Rinaldino “. Kurz darauf stieg auch Direktor Morgano aus .seinem Wagen. Sie hatten alle ihr Gepäck bei sich und gingen in die Richtung der Bahnsteige. Als das letzte Taxi davonrollte, gab es den Blick auf Herrn Albert Landauer frei, der jetzt auch auf die Bahnhofshalle zukam.
    „Noch genau achtzehn Minuten bis zur Abfahrt des letzten Zuges“, stellte in diesem Augenblick der junge Herr Lüders fest. Er hatte gleich eine Art Protokoll getippt, während der schwarzhaarige Junge namens Peter Grämlich seine ganze Geschichte von A bis Z berichtet hatte.
    „Das ist ja ein Fall fürs Kriminalmuseum“, stellte Herr Michelsen abschließend fest. „Dem stehe ich fassungslos vis-à-vis, wenn das alles wirklich stimmt.“
    „Leider war es wohl so“, bemerkte das Schildkrötengesicht besorgt.
    „Und trotzdem kann ich diesen Mann nicht verhaften“, meinte der Kriminalkommissar. Er sprang auf und spazierte jetzt zigarrenrauchend und in seiner ganzen Länge hinter dem Schreibtisch hin und her. Dann zog er das Protokoll aus der Schreibmaschine und blickte es an. „Das ist alles, was wir haben.“ Er überlegte kurz und sagte daraufhin zu Herrn Lüders: „Lassen Sie jedenfalls sofort in diesem Hotel Lakolk oder direkt im Spielkasino feststellen, wie hoch der Verlust gewesen ist. Aber auf die Krone genau.“ Herr Lüders verschwand sofort im Vorzimmer. Kriminalkommissar Michelsen warf grimmig den Rest seiner Zigarre in den Aschenbecher und zerdrückte ihn. „Man verhaftet heutzutage nicht mehr so leicht wie früher“, erklärte er. „Selbstverständlich verlangt dieser Herr Landauer Beweise, wenn ich ihn festnehmen will, und er wird mir Vorhalten, was ihm täglich an Gage verlorengeht, wenn er nicht auftreten kann. Dafür kann er mich hinterher verantwortlich machen und schließlich noch wegen Rufschädigung vor den Kadi bringen. Nein, so einfach ist das nicht, meine Herren.“ Trotzdem zog er sich dabei bereits wieder seinen Mantel über die Schultern und blickte auf die Uhr. „Aber ich will mir den Vogel vorknöpfen.“
    „Lassen Sie ihn nicht entwischen“, meinte Professor Schreiber überraschend. „Was er getan hat, ist ganz abscheulich. Als hätte ein Arzt absichtlich die falsche Medizin verschrieben.“
    „Kommen Sie, Lüders“, sagte der Kommissar und hatte es plötzlich eilig. „So oder so rufe ich Sie im Haus Seestern noch an“, rief er bereits von der Treppe her.
    Im Hof sprang er in seinen Wagen, und während er ohne Sirene, aber mit Blaulicht zum Bahnhof fuhr, alarmierte er über sein Autotelefon noch zwei Funkstreifen. „Vor dem Bahnhofsgebäude warten und kein Aufsehen.“
    Chefredakteur Kubatz stand ein paar Minuten später im Nachtpostamt gleichfalls am Telefon.
    „Ein Glück, daß mich Ihre Frau vorgewarnt hat“, meinte Herr Splettstößer in Hamburg. „Sonst wäre ich natürlich längst ins Wochenende abgehauen. Also, der Knabe hat sein Gedächtnis wieder, wie ich höre? Aber bitte, diktieren Sie.“
    Jetzt wußte der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten, daß Herr

Weitere Kostenlose Bücher