Der Junge, der es regnen liess
für zwei Vollidioten. Vielleicht haben die NEDs am Ende doch recht.
Dann hörte das Gefummel auf, und die beiden gingen weiter, in entgegengesetzte Richtungen. Ich glaube, sie müssen etwas gehört haben oder gedacht, es kommt jemand. Vermutlich Clem – in seiner Hose.
Um es mal so zu sagen, er war in der Hinsicht nicht gerade ein Olympiasieger. Ich hätte ihn erwürgen können. Ich kriegte hinter der Tür kaum noch Luft und hätte laut aufschreien wollen. Es alles rauslassen. Ich hasste die Croal. Ich hasste sie verdammt noch mal bis auf die Knochen. Sie und ihre Figur und ihren Grips und ihre Augen und ihre Lippen. Ich hasste alles an ihr. Ich wollte den ganzen Kunstraum kurz und klein schlagen, die Staffeleien umschmeißen, die ganzen Arbeiten in dem Raum beschmieren. Sie von den Wänden reißen. Die Bilder, die Schüler in Jahren gemalt haben. Die ganzen tollen Sachen. Aus dem Fenster und weg.
Und ihn würde ich fertigmachen. Aber ich musste mich zusammenreißen. Ich atmete durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Ich legte Yeah Yeah Yeahs auf den CD-Player und drehte voll auf. Laut. Und dann fiel es mir plötzlich ein: die Inspiration für mein Kunstprojekt. Ich würde Porträts von Nutten und Schlampen machen. Abstrakt dargestellt natürlich. Danke schön, Miss Croal.
Als die Pause anfing, konnte ich ihn nicht finden. Ich habe überall geguckt. Fragte herum. Ich bin sogar zu der Klasse von der Schlange Croal gegangen, um zu sehen, ob das kleine Rendezvous vielleicht fortgesetzt wurde. Ich ging raus zu den Rauchern, obwohl ich genau wusste, dass er da nicht sein würde. Ich hasste ihn, weil ich mir seinetwegen Sorgen machte.
Inzwischen kann ich die Sache vernünftig betrachten. In dem Augenblick im Kunstraum hasste ich die Croal. Hasste sie mit allem, was ich hatte. Aber ich behielt es für mich. Deshalb ist es so verrückt, wenn alle sagen, ich habe sie immer gehasst. Weshalb sagen das alle? Das bringt mich durcheinander. Die haben keine Ahnung. Nur weil sich in meiner Hose nichts bewegte, wenn sie mit mir sprach, wie es bei den meisten Typen war, und weil ich mir nicht wünschte, so zu sein wie sie, heißt das doch noch nicht, dass ich sie hasste.
Sie war total eingebildet. Und sie flirtete in der Gegend herum. Ist mir doch egal, was alle reden, so war sie. Sie machte diese Sache, glotzte den Typen eine Ewigkeit lang direkt in die Augen, wenn sie die was fragte, ohne zu zwinkern, Cora und mir ist es den Rücken runtergelaufen. Es war, als ob sie die mit ihren Augen verführen wollte. Und dann tauchte sie mit diesen total engen Tops auf, um ihre Titten zu zeigen. Es war echt erbärmlich.
Und was, wenn Clem sie mochte? Er durfte doch Lehrer mögen, wir durften doch bei bestimmten Sachen unterschiedlicher Meinung sein. Nicht, dass wir in dieser Sache unterschiedlicher Meinung waren. Wir waren bei wenig unterschiedlicher Meinung. Er mochte sie, aber er schmachtete sie nicht an wie die ganzen anderen Typen. Damals auf dem Flur hat sie sein Gesicht berührt, sein Auge. Es war total blau geschlagen. Sah aus, als hätte ihn jemand im vollen Schleudergang in die Waschmaschine gesteckt. Sie hat sich Sorgen um ihn gemacht. Daran hielt ich mich fest.
Die beiden quatschten ja die ganze Zeit über Bücher und Schriftsteller und all diese Dichter, von denen ich noch nie was gehört hatte. Schließlich war Englisch sein Lieblingsfach. Er hat ihr erzählt, dass er Bücher schreiben wolle, wenn er älter sei. Ich glaube, davon war sie beeindruckt. Ich glaube, sie war sowieso beeindruckt von Clem.
Vermutlich hat sie ihre Titten in die Luft gestreckt, um es ihm zu zeigen. Ich hatte an diesem Zeug kein Interesse. Ich langweile mich schon, wenn ich einen Aufsatz von zwei Seiten schreiben soll. Wenn man Mr Cunningham erzählen würde, dass man Bücher schreiben will, würde er einen vermutlich auslachen. Ich vermute, in dieser Hinsicht war sie besser.
Es ist ja nun nicht so, als hätten wir die ganze Zeit nur über Miss Croal oder so geredet. Wir hatten Besseres, über das wir reden konnten.
Ende des ersten Teils
Umzug
Wenn deine Mutter zu dir sagt: ›Sieh dir mal diese Laken an‹, dann will sie damit ja nicht wirklich zum Ausdruck bringen, dass die Laken dreckig sind und daher eine Kochwäsche benötigen (Nun gut, auf gewissen Umwegen tut sie das natürlich schon), sondern viel eher: Das Bett ist kein Ort zum Masturbieren und die Laken sind definitiv nicht dazu da, sich die Schmiere von den
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