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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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in Pulham Market eine Feuerwehruniform ausgeliehen. Sie hatte sie an, als sie Sharon ermordete.
    Jo hat Sharon umgebracht. Der Gedanke rollt in meinem Kopf herum, hallt in einem schwarzen Raum wider.
    Denk an Dinah und Nonie. Denk daran, wie sehr sie dich brauchen. Du darfst jetzt nichts Dummes tun.
    Jo hat Sharon umgebracht. Luke wird es erfahren müssen. Ich kann nicht zulassen, dass er es von jemand anderem erfährt als von mir.
    Kat Allen wurde ermordet, weil sie Jos Seelenfrieden gefährdete, berichtet Charlie gerade. Jo wusste, dass Kat in Spilling arbeitete, ganz in ihrer Nähe – das war ihr zu riskant. Kats Freundin, die mit dem Kostümverleih, sagte zu Jo: »Oh, Sie sind wegen des Feuerwehrkostüms gekommen, nicht wahr?« Sie sagte das, als Kat dabei war, die jedes Wort mitbekam und deshalb umgebracht wurde.
    »Amber? Amber!« Simon schüttelt mich. Ich denke an den Baumschüttler, Ginnys Hypnotherapie-Übung. Wenn im Wald ein Baum umstürzt und keiner hört es … »Warum hat Jo Sharon umgebracht? Was hatte sie durch ihren Tod zu gewinnen?«
    »Nichts. Das Einzige, was mir einfällt, habe ich bereits gesagt. Sie will Dinah und Nonie.«
    »Würden Sie und Luke je testamentarisch bestimmen, dass die beiden Mädchen zu Jo und Neil kommen?«
    »Nie. Auch vorher nicht. Niemals.«
    Simon nickte. »Und Jo weiß das. Ginny sagte, Narzissten seien schlau, sie wissen, wer für und wer gegen sie ist. Das kann nicht das Motiv sein. Es muss noch irgendetwas anderes geben.«
    »Es gibt nichts«, schluchze ich und versuche, mich aus seinem Griff zu winden.
    »Ich will wissen, was Sie mir verschweigen. Jetzt sofort!«, brüllt er mir ins Gesicht.
    »Ich habe ihre Adresse gar nicht aufgeschrieben«, sagt Charlie. Ich höre einen neuen Ton in ihrer Stimme, Verwunderung, Ungläubigkeit. Als würde ihr gerade irgendetwas klar werden. Sie steht auf. »Simon, warte.«
    »Wessen Adresse?«, fragt er ungeduldig. Ich stehe nicht länger im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Das ist eine überwältigende Erleichterung.
    »Ginnys. Great Holling Road 77, Great Holling. Ich habe es mir nicht aufgeschrieben. Brauchte ich nicht. Die Zahl 77 kann man sich leicht merken.«
    »Du hast dir Ginnys Adresse also nicht aufgeschrieben. Und?«
    »Haben Sie sie aufgeschrieben, Amber?«, fragt Charlie. »Haben Sie sich Ginnys Adresse notiert und den Zettel mitgenommen, als Sie zum ersten Mal zu ihr fuhren?«
    Warum fragt sie mich das? Was hat das mit alledem zu tun?
    »Nicht nur die Adresse, auch die Telefonnummer, für den Fall, dass Sie sich verfahren sollten?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Augenblick«, sagt sie und verschwindet. Ich kämpfe gegen den Drang an, hinter ihr herzulaufen. Alles ist besser, als mit Simon allein zu bleiben.
    Du wirst es ihm sagen müssen. Er wird nicht zulassen, dass du weiter schweigst. Und du wirst es auch nicht zulassen, denn du weißt, wie wichtig es ist, dass er es erfährt.
    Warum habe ich diesen Mann, den ich kaum kenne, zum Maßstab meines Verhaltens gemacht? Das ist doch verrückt.
    »Ich warte«, sagt er. »Ich werde warten, bis Sie es mir erzählen.«
    »Es hat nichts mit den Morden zu tun«, sage ich. »Ich habe Jo ein Geheimnis verraten. Es ging um etwas, was ich getan habe, um eine Lüge. Ich konnte weder mit Luke noch mit Sharon darüber reden, denn die beiden waren diejenigen, die ich anlog. Ich musste es jemandem erzählen, sonst wäre ich verrückt geworden. Ich habe es Jo erzählt.«
    »Was immer es war – es ist der Grund dafür, dass sie Sharon umgebracht hat«, erklärt Simon.
    »Nein! Nein, unmöglich. Das kann nicht sein. Sie müssen mir glauben. Ich habe keine neuen Informationen für Sie.«
    »Wie kann das wahr sein? Wenn Sie mir etwas sagen, das ich noch nicht weiß …«
    »Weil es um Dinah und Nonie geht! Jo wusste von Sharons testamentarischer Verfügung, sie wusste, dass die Kinder zu mir kommen sollten, wenn ihr etwas passierte. Sie kann Sharon nicht in der Hoffnung umgebracht haben, die Mädchen zu bekommen, das haben Sie doch gerade selbst gesagt. Sie hatte keine Veranlassung, das zu glauben. Es gibt kein Motiv!«
    »Jo wusste …« Simon verstummt, denn er hört Charlie die Treppe heraufpoltern. Als sie erscheint, ist sie völlig außer Atem, in der Hand hält sie einen Zettel, auf dem Ginnys Adresse steht. Und ihre Telefonnummer. »Ist das Ihre Handschrift?«, fragt sie mich.
    Ich nicke. »Woher haben Sie das?«
    »Er lag in meinem Auto, auf dem Fußboden.«
    Ich sitze auf dem

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