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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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seit dem Sieg über die Menschen vergangen waren, lag hier noch immer einiges in Trümmern. Im Gegensatz zu Zervana legten viele Vertreter ihres Volkes keinen Wert auf Ästhetik und folgten ihrer Anweisung, Zervanador von seinem Schmutz zu befreien, nur sehr nachlässig. Die Usurpatorin fand Gefallen an einem gewissen Wohlstand, gutem Essen, dem Wein der Menschen, sogar an ihrer seltsamen Angewohnheit, in Betten zu schlafen, anstatt sich – wie ihr Volk – auf dem blanken Boden zusammenzurollen. Doch von einem Brauch würde auch sie sich nie lossagen: den zerschlissenen Umhang zu tragen, dessen Löcher Auskunft darüber gaben, wie viele Schlachten sie schon geschlagen und wie viele Feinde sie besiegt hatte.
    Dank ihrer scharfen Sinne nahm Zervana plötzlich eine Bewegung hinter der Statue eines längst verstorbenen Königs wahr. Blitzschnell zog sie die Geißel aus ihrem Halfter hervor und ließ die widerhakenbewehrten Enden in diese Richtung schnellen. Ein Schmerzensschrei ertönte, und schon kam ein schmuddeliger, abgemagerter Mensch hinter der Statue hervorgekrochen.
    »Sprich, du Unwürdiger, welcher Auftrag führt dich her?«
    Der Mann, dessen Augen ihm beinahe aus den Höhlen quollen, blickte sie vom Boden aus an. »Ihr … ihr … seid so schön!«, stieß er hervor, während seine knochigen Finger sich nach ihr ausstreckten.
    Abschätzend betrachtete Zervana den Menschen. Er war in schlechtem Zustand, zur Zeugung kaum zu gebrauchen, und inzwischen gab es ohnehin unter den erinyanischen Nachkommen genügend Männer. In absehbarer Zeit würde man die schwächliche Rasse nicht mehr benötigen. Sollte sie dieses Gewürm gleich töten oder einem der Ghule schenken?
    »Bin ich das?« Sie beugte sich zu ihm herab und kniff die Augen zusammen. »Bin ich das wirklich?«, zischte sie leise. Auf einmal begann der dürre Mann zu schreien und zu wimmern. »Oh nein! Nein!« Er griff sich in die Haare, riss daran, kroch panisch bis an die Wand, schrie und schlug um sich. Es war jedes Mal das Gleiche – zunächst hielten die dümmlichen Menschen sie für schön, doch sobald sie ihr in die Augen sahen, erblickten sie das wahre Wesen der Erinyen und reagierten mit Panik, Wahnsinn und ekelerregender Furcht. Mit einem gereizten Zischen holte Zervana noch einmal aus. Die messerscharfen Widerhaken ihrer Geißel bohrten sich in das Fleisch des Mannes, rissen klaffende Wunden, und der Gepeinigte schrie gequält auf. Zervana genoss diese Schreie. Sie schlug mehrere Male zu, verfehlte jedoch absichtlich lebenswichtige Organe. Aber irgendwann schmerzten ihre Ohren von dem Gewimmer, und sie ließ den halb toten Mann einfach liegen.
    Beiläufig befahl sie einer Wache vor dem Thronsaal, den Menschen zu töten. »Wirf ihn den Ghulen vor, aber töte sie, wenn sie ihn nicht vollständig verzehren! Unordnung beleidigt meine Augen.«
    Damit trat sie vor die schwere, mit Ornamenten verzierte Flügeltür zum Thronsaal, und die Erinyen zu beiden Seiten öffneten sie für ihre Herrscherin. Drinnen standen zahlreiche Erinyen beisammen und taten sich am Wein gütlich. Viele von ihnen bevorzugten ihn mit dem Blut von Menschen oder Elfen verfeinert; eine Tradition, der auch Zervana nicht abgeneigt war. Besonders das süßliche Blut der Elfen bereitete ihrem Gaumen höchste Freuden.
    »Yorak.« Auf Zervanas Handbewegung hin löste sich ein Erinya, der die anderen noch einmal um Haupteslänge überragte, aus dem Schatten. Er war einer der ersten Erinyen gewesen, der aus der Verbindung mit einem Menschen hervorgegangen war, und seit drei Sommern ihre rechte Hand. Voller Bewunderung betrachtete sie seinen geschmeidigen Gang, die zahlreichen Löcher in seinem Umhang und die selbst für einen Erinya besonders bleiche Haut. Die meisten Mischlinge waren in Zervanas Augen viel zu feist geraten, aber Yorak stellte eine Ausnahme dar. Als er seine Kapuze zurückstreifte und sich verneigte, ließ sie ihre Augen über seine ausgeprägten Wangenknochen, das markante Kinn und die nachtschwarzen Augen wandern. Ein Feuer breitete sich in ihren Lenden aus, das sie nur schwer kontrollieren konnte. Diese ungewöhnlich helle Haut, unter der man zahlreiche Adern erkennen konnte, und seine knochige Gestalt waren für sie der Inbegriff von Schönheit. Wie sehr sie sich doch danach sehnte, ihr Gesicht in seinen hüftlangen schwarzen Haaren zu versenken, ihre Zähne in sein Fleisch zu graben und mit ihren spitzen Fingernägeln seinen Rücken zu zerkratzen. Sobald ihre

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