Der Katalysator
Thema. „Wie geht’s in Pittsburgh?“
„Sie behandeln mich immer noch ziemlich gut. Ich hätte Ashkettles schon viel früher verlassen sollen. Meine kleine Gruppe arbeitet an leitfähigen Polymeren. Die Pilotproduktion ist bereits erfolgreich gelaufen.
Die Vorstandssitzung im September wird über den Bau einer kommerziellen Anlage entscheiden.“
„Das ist ziemlich gut. Dafür würde man hier ein Jahrzehnt und eine Serie von glücklichen Zufällen brauchen.“
Sie fuhren jetzt auf der Route 1, und bis zum Labor waren es nur noch wenige Minuten. Er würde es Johnnie erzählen müssen. „Was die Asche betrifft …“ sprudelte er hervor.
Serane warf ihm einen scharfen Blick zu. „Ja? Die Asche …?“
„Ich habe Ihnen von dem Ammoniten erzählt. Von der Asche habe ich Ihnen nie erzählt.“
„Was ist mit der Asche, Paul?“
„Mein Bruder Billy. Er starb, als er sechzehn war.“
„Oh. Das tut mir leid. Ich habe es nicht gewußt.“ Serane war verwirrt.
„Er bat darum, verbrannt zu werden.“
„Oh“. Der Chemiker begriff immer noch nicht.
Und jetzt erreichten sie die Einfahrt. Der Pförtner lächelte und sagte etwas zu Serane.
Serane winkte ihm grinsend zu.
„Hallo, Smitty.“
Paul stellte den Electric ab, und sie stiegen aus. Serane sah ihn verwundert an. „Ich weiß nicht, was mit der Asche ist. Ich glaube, Sie wollen auch nicht, daß ich es weiß, zumindest jetzt noch nicht. Wollen wir es nicht einfach für eine Weile zurückstellen?“
„Ja. Vielleicht ist es das beste.“
Sie gingen zum Eingang hinauf und Serane tätschelte die Bronzetafel. Johnstone Sinclair Serane Laboratorium. Beide lachten.
Dreißig Leute erwarteten sie in der Eingangshalle. Einen Augenblick lang erwartete Paul, sie würden Serane auf ihre Schultern heben. Er schob Serane die Treppe hinauf. „Wir machen unsere Aussagen im Konferenzraum im zweiten Stock.“ Sehr passend, dachte er. Hier hat es angefangen, und hier muß es auch zu Ende gehen.
In diesem Augenblick brachte Evelyn Haslam ihm die Nachricht, daß Mr. Kern angekommen sei. Es ließ Serane vor dem Konferenzraum im Gespräch mit alten Freunden zurück und ging nach unten, um Kern in der Lobby zu begrüßen. Kern hatte einen Assistenten mitgebracht. Sie waren am Abend zuvor mit der U-Bahn aus Washington heraufgekommen und hatten die Nacht im Holiday Inn verbracht. Ed Kern hatte sich verändert. Damals auf der Hochschule war er zierlich, drahtig und energiegeladen gewesen. Aber seither war er aufgegangen wie ein Hefeteig. Seine Hände und Wangen waren fleischig. Es ging ihm gut; er war bereits Juniorpartner bei House und Bracket, und Paul hatte gehört, daß er mit einer vollwertigen Partnerschaft rechnen konnte, falls er in diesem Überschneidungsverfahren eine gute Figur machte.
Kern verströmte Zuversicht wie einen frischen Körperduft – kräftig, aber nicht unangenehm. Aber sein zur Schau getragenes Selbstbewußtsein hatte einen sonderbaren Unterton, den Paul sogleich bemerkte. Kern fühlte sich unbehaglich. Er sah, wie seine Seniorpartnerschaft auf einen grenzenlosen, unerforschten Ozean namens Blandford-Serane hinaussegelte, auf dem die Kompaßnadel sich um sich selber drehte und unangreifbare Präzedenzfälle wie Blei untergingen. Aber er ließ sich seine Besorgnis nicht anmerken.
Die Szenerie für die Zeugenbefragung in einem Überschneidungsverfahren hat sich schon vor langer Zeit zu ebenso starren Formen kristallisiert wie die eines japanischen TV-Dramas. Sie besteht zunächst aus einem langgestreckten Tisch. An einem Ende dieses Tisches steht der Protokollführer. Neben ihm, am Ende der langen Seite des Tisches, ist der Platz des Anwalts und
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