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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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ein gewaltiges, wühlendes Getriebe, das Heben und Senken eines gewaltigen, unerbittlich pumpenden Rhythmus des Hackens und Stechens und Mordens.
    Er wachte auf, klamm und nach saurem Schweiß riechend, spürte Czand lakenwarm und gleichmäßig atmend neben sich.
    Er horchte hinaus in das stumme Dröhnen eines aus der flachen Glut der Nacht hereinbrechenden Morgens, und er dachte, nein, nicht Leute wie Berngar ficken Leichen, Leute wie Ikun und Berunian und Makuvan tun das.
    Und er. Wenn die Zeit ihn unerbittlich mit sich trug.

    Hubbarb hatte um eine Eskorte gebeten.
    „Ich muss alte Kontakte treffen. Bekanntschaften auffrischen. Informationen holen.“ Kompakt und mit gut gefülltem Senphoren-Ornat stand er vor Auric und blickte treuherzig zu ihm auf. „Ich kenne hier aus alten Zeiten Leute, an die ihr niemals herankommen würdet, in euren Uniformen und mit eurem südländischen Gehabe.“
    „Uniformen kann man ausziehen. In unserer Truppe sind viele die aus dem Norden kommen und an denen südlicher Schliff nicht die Spur abgefärbt hat. Aber du bist Senphore. Du bist gefährdet.“
    „Natürlich ziehe ich mein Ornat aus und trage Zivilkleider.“
    „Und deine Tätowierung?“
    Schweigend zog Hubbarb ein Käppchen aus der Tasche, zog es sich bis zu den Augenbrauen über den Kopf.
    „Also gut. Und du bleibst innerhalb der Stadtmauern. Keine abgelegenen Viertel, keine Hinterhofgassen.“
    Er überlegte, wie viel Mann es brauchen würde, um Hubbarbs Sicherheit zu gewährleisten, und wer sich in Zivilkleidung gesteckt unauffällig genug in das Bild von Idiriums Nachtleben einfügen würde.
    „Bist du sicher, dass der‘n Senphore ist“, fragte Keiler Drei hinter Hubbarbs Rücken, als er schließlich kam, um alles Nötige zu veranlassen. „Ich meine, so ’ne Scheiß-Tätowierung kann sich doch jeder machen lassen.“
    „Es steht die Todesstrafe darauf, und er empfängt und sendet tatsächlich ständig Botschaften für mich. Zum Beispiel, dass morgen die restlichen fünf Senphoren eintreffen und für die Nacht vor unserem Aufbruch untergebracht werden müssen. Hast du schon die Frage der Räumlichkeiten geklärt.“
    „Klar. Ehemaliges Waffenmagazin. Mitten in der Kaserne. Halb unter der Erde. Alle Truppen lagern drum herum. Freiliegend. Mit ’ner ganzen Kompanie als Wachen drum herum, mit genügend Armbrüsten, die Luft so dicht mit Bolzen zu machen, dass die verdammten Spitzohren mit ihren Armbrustbatterien vor Neid die Luft anhalten würden. Da kommt niemand, der‘s nicht soll, raus und niemand rein.“
    Gut. Wenn die Senphoren es sicher mit ihrer Eskorte hierher schafften, dann war alles gut.

    „Hast du gehört, wie‘s Keiler Drei letzte Nacht ergangen ist?“, fragte ihn Kudai, als er ihn am Morgen bei der Inspektion der Fortschritte traf, welche die Föderiertenbataillone unter seiner Führung gemacht hatten.
    „Wieso, war er nicht in der Kaserne?“
    „Nein, er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Aufklärungsexpedition deines Senphoren persönlich zu bewachen. Schöne Aufklärungsexpedition, Keiler hat sich heute vom Dienst krank melden lassen.“
    „Was? Keiler Drei hat heute doch genug damit zu tun die Truppenrouten und den Verpflegungsnachschub zu organisieren.“
    „Dazu ist er heute wohl nicht mehr in der Lage. Dein geistesbegabtes Köfferchen hat einen Erkundungszug durch sämtliche Kneipen gemacht, die nicht schnell genug die Tür zukriegen konnten. Genau das, was man in der Fachsprache einen historischen Zug durch die Gemeinde nennt. Mit all seinen alten Kumpeln und Bekannten im Schlepptau. Der hat sich so gründlich durch jede Gosse gezogen, dass die Rinnsteine in Zephrenaics Vergnügungsviertel heute allesamt blank und frisch gewienert glänzen.“

    Die Tür zur Unterkunft des Senphoren flog unter seinem Stiefeltritt auf, der Skopaina stand vor ihm.
    „Hubbaaarb!!!!!!!“

    Er hatte wieder einen dieser beschissenen Träume, die ihn nicht schlafen ließen.
    Er kam aus dem wühlenden, pumpenden Mordgetriebe, von Blut triefend, und schleppte sich zerschlagen über eine Ebene von der Farbe rostigen Staubs. Vor sich sah er wieder den dunklen, gekappten Keil der verlassenen Elfenfeste im Norden wie ein Pfahl durch den Bauch des Himmels vor sich aufragen. Er blickte auf den unter seinen Stiefeln knirschenden Untergrund und sah, dass er mit jedem Schritt Knochen zermalmte, ja dass die ganze Ebene aus Knochen bestand, Schädelbrocken, zerbrochenen, gesplitterten Arm- und Beinröhren,

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