Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
nern, dass er sie förmlich zu hören meinte. Seine Stimmung besserte sich. Der Barbar hatte Recht. Solange die Bedrohung durch die Samniten über Rom hing, würde niemand ihm schaden wo l len.
Doch der Termin vor dem Senat wurde una n genehmer, als Lucius es sich ausgemalt hatte. Man nahm ihn in ein scharfes Kreut z verhör, und es hätte nicht viel gefehlt und man hätte einige Vorwürfe klar ausgesprochen. Die Fo l ge wären weitere Nachforschungen und die Einbezi e hung anderer Gerichtshöfe gewesen, doch man b e schränkte sich gerade noch auf Andeutungen und E r mahnungen, die trotzdem mehr als deutlich waren. Er wurde dem anderen Konsul zugeteilt, und man hatte auch Unterstützung für ihn vorgesehen. Ein aufstrebe n der, vielversprechender Ritter, Aulus A l binus, wurde ihm als Legat zugeteilt. Der junge Mann hatte sämtliche Pr ü fungen auf dem Weg zur militärischen Karriere mit Au s zeichnung bestanden und darüber hinaus in eine der ei n flussreichsten Familien des Ri t terstandes eingeheiratet. Zwei Jahre hatte er sich als Legat des Statthalters von Hi s panien bewährt, so dass er nach seiner Rückkehr nach Rom bestens qualifiziert schien, dem etwas aus dem R u der gelaufenen Sulla auf die Finger zu s e hen. Dieser nahm den Au f passer zähneknirschend in Kauf und machte sich für seinen Einsatz im S a minum bereit.
Seine gereizte Stimmung trieb Lucius abends durch die Straßen. Bei einer dieser Gelegenheiten traf er den Ba r baren wieder. Lucius setzte eine überlegene Miene auf.
„Nun, es wird nicht mehr lange dauern, und ich werde die Macht deines Gottes auf die Probe stellen können.“
„Tu das. Er wird dich nicht enttäuschen.“
„Und wenn doch, so werde ich mich an seinem Priester schadlos halten.“
Der Barbar lächelte, und Lucius fuhr fort:
„Für diesen Fall, wie lautet dein Name, damit ich dich zu finden weiß?“
„Agnar!“
Eine kurze Stille trat ein. Lucius fühlte sich ein wenig gehemmt, so als ob der Mann etwas Besonderes preisg e geben hätte. „Nun gut, ... „, Lucius schaffte es nicht, den so n derbaren Namen über die Lippen zu bringen. „Wir werden uns wiedersehen, sei vers i chert!“
Agnar verneigte sich, und die beiden gingen auseinander.
Kurze Zeit darauf begab sich Lucius wieder an die Front. Die Samniten waren zwischenzeitlich bis nach Kamp a nien vorgedrungen, wo sie sich bereit machten, weitere Gebiete auf dem Weg zur Hauptstadt zu erobern. Lucius gelang es, eine Stellung der Aufständischen nach der a n deren ei n zunehmen und den Angreifern das eroberte Terrain wieder abzujagen. Er wäre glücklich und siege s gewiss gewesen, wenn der Wachhund des Senats, A u lus Albinus, ihn nicht ständig mit seinen Er k enntnissen und Einschätzungen gepeinigt hätte. Vor allem seine Vorste l lungen in Bezug auf Mensche n führung kollidierten mit den Erfahrungen, die L u cius im Laufe seines Lebens gewonnen hatte. Lucius glaubte daran, dass jeder das Beste nur aus eigenem Antrieb liefern würde. Jeder Zwang und jede Dr o hung würden die Leistungsfähigkeit seiner L e gionäre mindern, die er nur durch Lob, Aussicht auf Belohnungen und die Bindung an seine Person len k te. Seine bis h erigen Erfolge führte er zur Hälfte auf seine strategischen Einschätzungen, zur anderen Hälfte aber auf die Einsatzbereitschaft und die Treue seiner Männer zurück, die ihn verehrten wie einen Vater. Doch Albinus nahm den Auftrag sehr ernst, im Einflus s bereich des Sulla für Ordnung und Zucht zu sorgen. Er achtete die Männer, die für Rom ihr Leben zu geben bereit waren, doch aus der Warte seiner gebildeten Überlegenheit gl i chen sie kleinen Kindern, die man mit der Rute in der Hand zur Vernunft bringen musste. Seine Vorste l lungen von Disziplin waren derartig eng, dass er in jedem R e giment angeeckt wäre, doch in den Hu n dertschaften, die an die Führung durch Lucius g e wohnt waren, fühlten sich die Männer durch seine rigide Haltung nicht nur beleidigt, sondern zutiefst gedemütigt.
Als Albinus während der Belagerung der Stadt Pompeji allein für sechs Hundertschaften veran t wortlich war, kam es zu Unruhen. Die Legionäre verdächtigten ihn, den Widerstand in der Stadt in s geheim zu schüren. Albinus war außer sich und ve r langte strengste Ahndung dieser unve r schämten Verdächtigungen. Er ordnete an, dass die verantwortlichen Zenturionen öffe n tlich ausgepeitscht werden sollten. Das Resultat war nicht die Wiederherste l lung der Ordnung, sondern das
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