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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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loslassen will. Niemals …«
    Â»Ach, Chiara …«
    Als er zu ihr kam, spürte sie nicht den geringsten Schmerz, nur
Liebe. Endlich, endlich öffnete sich in ihrem Innern jene Tür, die zeit ihrer
Ehe verschlossen gewesen war. Sie umfing Domenico mit ihren Armen, mit ihren
Beinen, und zog ihn an sich, so fest sie nur konnte, als wolle sie ihn mit
ihrem Körper verschlingen, während er langsam, ganz langsam in sie drang,
tiefer und tiefer und tiefer. Mit einem Seufzer schloss sie die Augen. Jede
seiner Bewegungen wollte sie genießen, jeden Augenblick, in dem sie mit ihm
verschmolz, zwei Leiber und zwei Seelen, die sich ineinander schmiegten und
sich im Kuss vereinten. Mit allen Sinnen spürte sie ihren Mann, hörte seinen
Atem an ihrem Ohr, schmeckte das Salz auf seiner Haut und seinen Lippen, roch
den Duft seiner Lust, die sie wie eine Woge erfasste, um sie an einen Ort zu
tragen, wo sie noch nie gewesen war, doch wonach alles in ihr sich sehnte.
    Â»Ja, ich will dich, ich will dich – nur dich!«
    Immer höher trug sie die Woge empor, als wären sie beide schwerelos,
kaum spürte sie sein Gewicht. Es gab nur noch ihre Umarmung – ihre Hände, ihre
Münder, ihren Atem, der im selben Takt und Rhythmus sich beschleunigte.
    Würde sie in dieser Nacht ein Kind empfangen?
    Plötzlich bäumte Domenico sich auf, wurde größer und immer größer.
Und während er am ganzen Körper zuckte und bebte, ertrank sie in der Woge ihrer
Lust, und wie eine Ertrinkende konnte sie nur noch jene Worte sagen, die in
diesem einen, unendlichen Augenblick ihr ganzes Leben bedeuteten.
    Â»Ich liebe dich, Domenico … Ja, ich liebe dich …«
    5
    Noch graute am Himmel der Morgen, und ein zartrosa Streifen
über der Engelsburg kündigte vom Anbruch des neuen Tages, als ein Fanfarenstoß
die dämmrige Stille zerriss.
    Â»Attacke!«
    Zischend flogen die ersten Salven der Bogenschützen über den Tiber,
und aus Tausenden von Männerkehlen erhob sich diesseits und jenseits des
Flusses das Kriegsgeschrei. Beide Päpste hatten vor der Schlacht noch einmal
für ihre Soldaten die Messe gelesen, um sich für den Kampf den Beistand des
Himmels zu sichern. Angetrieben von Trommeln und Hörnern, marschierten jetzt
die zwei Heere von beiden Seiten des Tibers auf die Brücke zu, die Trastevere
mit der inneren Stadt verband.
    Â» Cum deo! «, riefen die Soldaten der Vorhut
einander zu. »Mit Gott!«
    Teofilo zückte sein Schwert und gab seinem Hengst die Sporen. Das
Tier bäumte sich auf und schlug mit den Hufen in der Luft, als würde es spüren,
wie viel an diesem Tag auf dem Spiel stand. Teofilo stellte sich in die Bügel,
um sich nicht mitsamt seinem Pferd zu überschlagen. Während links und rechts
das Fußvolk beiseitesprang, spürte er die Kraft des Hengstes zwischen seinen
Schenkeln, die Anspannung der Muskeln, die sich in Wellen auf ihn übertrug, und
ihn überkam eine Lust, die er sonst nur in den Armen einer Frau empfand.
    Â»Sieg oder Tod!«
    Gregorio war mit seinem Rappen schon fast bei der Brücke, als er
sich im Sattel umdrehte. Für einen Augenblick glaubte Teofilo seinen Vater zu
sehen: die riesige Gestalt, das wettergegerbte Gesicht, die vor Mordlust
leuchtenden Augen … Ja, es war richtig gewesen, sich Petrus da Silva zu
widersetzen! Bis zum letzten Moment hatte der Kanzler Teofilo beschworen, nicht
in den Kampf zu ziehen, sondern sich im Vatikan zu verstecken, bis die Schlacht
geschlagen sei … Doch statt dem Rat zu folgen, hatte er die Dalmatika gegen ein
Panzerhemd und die Tiara gegen einen Helm getauscht, um mit dem Schwert in der
Hand selber die Rechnung zu begleichen, die er mit den Sabinern offen hatte.
    Â»Vorwärts! Zur Engelsburg!«
    Während er sein Pferd durch die Reihen der Ritter und Knappen in
Richtung Tiber trieb, zeigte er mit der Spitze seines Schwerts den Männern das
Ziel: die schwarzrote Wappenfahne der Sabiner, die über den Zinnen des
Wehrturms flatterte. Diese Fahne musste er haben! Koste es, was es wolle!
    Â»Schlagt sie tot!«, brüllte Gregorio. »Schlagt sie alle tot!«
    Mit beiden Armen trieb er seine Männer an, eine Horde feindlicher
Soldaten aufzuhalten, die über die Brücke an Land zu stürmen versuchte. Doch
sein Ruf war noch nicht verhallt, da kam eine Salve Pfeile über den Fluss
geflogen, mitten hinein in das eigene

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