Der Kinderpapst
Ihr?«
»Von der Abtretung des englischen Peterspfennigs«, erklärte Teofilo.
»Das war der Preis, um den Giovanni Graziano die Cathedra von mir erwarb.«
Heinrich beugte sich zur Seite, um sich mit Petrus da Silva zu
beraten. Eine lange Weile redeten die beiden leise, aber heftig aufeinander
ein. Obwohl Petrus da Silva sich groÃe Mühe gab, seine Erregung zu verbergen,
glaubte Teofilo zu erkennen, dass der Kanzler alles daran setzte, den König
gegen den Vorschlag aufzubringen.
Nach einer Ewigkeit hob Heinrich den Arm und wandte sich wieder
Teofilo zu.
» Pacta sunt servanda «, entschied er,
»Verträge sind einzuhalten. Aber auch wir knüpfen an die Erfüllung des Vertrags
eine Bedingung. Um sicherzugehen, dass die gewaltige Summe, die der Kirche
durch die von Euch geleistete Ãbereignung der Ansprüche verloren geht, der
Kirche trotzdem erhalten bleibt.«
»Wie lautet diese Bedingung?«, fragte Teofilo
»Das werdet Ihr noch früh genug erfahren«, erwiderte der König. »Der
Kanzler wird ein entsprechendes Schreiben aufsetzen. Sobald Ihr dieses
unterzeichnet habt, steht der Auszahlung des Geldes nichts mehr im Wege.«
Ohne Teofilos Antwort abzuwarten, wandte Heinrich sich an die
Mitglieder der Synode. »Schreiten wir nun zur Wahl des neuen Papstes!«
19
»Habemus papam! Habemus papam!«
Auf dem beflaggten Platz vor der Basilika wimmelte es von so vielen
Menschen, dass zu Pferde kaum ein Durchkommen war. Zusammen mit seinen Brüdern
beobachtete Gregorio vom Sattel seines Hengstes aus das Portal, durch das in
diesem Moment Petrus da Silva ins Freie trat, um der Menge zuzurufen, wer von
nun an die Stadt regierte.
»Ich verkünde euch groÃe Freude. Wir haben einen Papst, Seine
Eminenz den hochwürdigsten Herrn Suidger, der Heiligen Römischen Kirche
Erzbischof von Bamberg, welcher sich den Namen Clemens II .
gegeben hat.«
Während tosender Applaus aufbrandete, zog Gregorio sich die Kapuze
seiner Mönchskutte ins Gesicht. Dieses feige, hinterhältige, verräterische
Pack! Genauso hatten die Römer damals seinem Bruder zugejubelt, als sie ihn auf
den Thron gesetzt hatten, um ihm, Gregorio, die schlimmste Schmach seines
Lebens zuzufügen. Doch er hatte die Demütigung hingenommen, im Dienst der Familie,
hatte immer wieder für die Vorherrschaft der Tuskulaner und die Ehre seines
Vaters gekämpft, unter Einsatz seines Lebens. Doch wozu? Heinrich hatte zwar
nach altem Recht die Papstwahl frei gegeben und die Römer aufgefordert, aus
ihrer Mitte das neue Oberhaupt der Kirche zu bestimmen. Doch statt von ihrem
Recht Gebrauch zu machen, hatten sie nicht nur den Eid gebrochen, zu Giovanni
Grazianos Lebzeiten keinen anderen Papst zu wählen, sondern waren zu Staube
gekrochen, hatten sich selber für unwürdig erklärt, einen Papst zu bestimmen,
und sich bedingungslos Heinrichs Willen unterworfen.
Eine Fanfare ertönte, und die Gläubigen sanken nieder, als der neue
Papst, zusammen mit dem König, auf die Freitreppe trat, um sein Volk zu segnen.
»Die Heiligen Apostel
Petrus und Paulus,
auf deren Machtfülle und Autorität wir vertrauen, sie selbst mögen beim Herrn
für uns Fürsprache halten.«
»Amen!«, hallte der Platz zurück.
»Aufgrund der Fürsprache und Verdienste der seligen, allzeit jungfräulichen Mutter Maria,
des heiligen Erzengels
Michael, des heiligen Johannes des
Täufers sowie der heiligen Apostel und aller Heiligen, erbarme
sich euer der allmächtige Gott. Vergebe er euch alle Sünden und führe er euch
durch Jesus
Christus zum ewigen Leben.«
»Amen!«
»Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes, komme auf euch herab und bleibe bei euch alle Zeit.«
»Amen!«
Mit jedem Amen, das Clemens entgegenschallte, vermehrte sich
Gregorios Entsetzen. Der neue Herrscher von Rom, das begriff er in diesem
Augenblick, war niemand anderes als Heinrich selbst, und Clemens, der
sächsische Papst, war nicht Gottes, sondern des Königs und künftigen Kaisers
Stellvertreter.
»Da!«, rief plötzlich jemand in der Menge. »Die Tuskulaner!«
»Wo?«
»Die falschen Mönche!«
Gregorio riss sein Pferd herum. Ein paar Armlängen von ihm entfernt
zeigte ein junger Ritter, den er aus dem Tross der Sabiner kannte, mit dem
Finger auf ihn. Gleich darauf wurden weitere Rufe
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