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Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Titel: Der kleine Freund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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lag schließlich seit dem Mord an Kennedy in einem Bett mit der CIA.
    »Nicht meinetwegen«, sagte Farish, und er drückte sich die Nase zu und legte den Kopf in den Nacken, »wow, nicht meinetwegen mach ich mir Sorgen, sondern um die arme kleine Gum da drinnen. Was sind das für motherfucker, mit denen wir’s zu tun haben? Mein eigenes Leben ist mir scheißegal. Verdammt, ich bin barfuß durch den Dschungel gejagt worden, ich hab ’ne volle Woche mit dem Arsch im Schlamm in ’nem Reisfeld gelegen und durch ein Bambusrohr geatmet. Mir können die einen Scheißdreck anhaben. Hört ihr?« Farish deutete mit der Klinge seines Klappmessers auf das Testbild im Fernsehen. »Mir könnt ihr einen Scheißdreck anhaben!«
    Danny schlug die Beine übereinander, damit sein Knie aufhörte zu zittern, und sagte nichts. Es beunruhigte ihn, dass Farish immer häufiger über seine Kriegserlebnisse redete, denn Farish hatte den größten Teil der Vietnam-Jahre in der staatlichen Irrenanstalt in Whitfield verbracht. Meistens hob Farish sich seine Vietnamgeschichten für die Pool Hall auf. Erst vor kurzem hatte Farish ihm offenbart, dass die Regierung bestimmte Häftlinge und Psychiatriepatienten – Vergewaltiger, Verrückte, entbehrliche Leute – nachts aus dem Bett zerrte und sie auf streng geheime Militäroperationen schickte, von denen sie wahrscheinlich nicht zurückkommen würden. Schwarze Hubschrauber auf den Baumwollfeldern des Gefängnisses, mitten in der Nacht. Die Wachttürme unbesetzt, ein mächtiger Wind, der in den dürren Sträuchern rauschte. Männer in Balaklavas, mit AK-47 bewaffnet. »Und ich sag dir
noch was.« Farish sah sich um, bevor er in die Büchse spuckte, die er mit sich rumschleppte. »Die sprachen nicht alle Englisch.«
    Was Danny Sorgen machte, war der Umstand, dass das Meth sich noch auf dem Gelände befand (auch wenn Farish es mehrmals am Tag zwanghaft versteckte und wieder neu versteckte). Farish behauptete, er müsse »’ne Weile drauf sitzen«, bevor er es wegbrachte, aber das Wegbringen (das wusste Danny) war das eigentliche Problem, nachdem Dolphus aus dem Spiel war. Catfish hatte angeboten, sie mit jemandem zusammenzubringen, mit irgendeinem Cousin in South Louisiana, aber das war gewesen, bevor Farish Zeuge seiner Schnüffelei unter dem Wagen geworden war und mit dem Messer hinausgestürmt war und gedroht hatte, Catfish den Kopf abzuschneiden.
    Und Catfish war seitdem klugerweise nicht mehr da gewesen, hatte nicht mal angerufen, aber leider war Farishs Misstrauen damit nicht zu Ende. Er beobachtete auch Danny, und er wollte, dass Danny es wusste. Manchmal machte er verschlagene Andeutungen, oder er wurde listig und vertraulich und tat, als vertraue er Danny Geheimnisse an, die es gar nicht gab. Dann wieder lehnte er sich in seinem Sessel zurück, als wäre er plötzlich hinter etwas gekommen, und dann grinste er breit und sagte: »Du Scheißkerl. Du Scheißkerl. « Manchmal sprang er auch bloß ohne Vorwarnung auf und fing an, zu schreien und Danny alle möglichen Lügen und Verrätereien vorzuwerfen. Danny hatte nur eine Möglichkeit, Farish daran zu hindern, dass er völlig durchdrehte und ihn zusammenschlug: Er musste immer ruhig bleiben, ganz gleich, was Farish sagte oder tat. Geduldig ließ er Farishs Beschuldigungen über sich ergehen (die unberechenbar und explosiv über ihn hereinbrachen, in beliebigen Abständen) und antwortete langsam und bedacht, ganz höflich, nichts Ausgefallenes, keine plötzlichen Bewegungen: das psychologische Äquivalent des Aussteigens aus dem Wagen mit erhobenen Händen.
    Dann, eines Morgens vor Sonnenaufgang, als die Vögel gerade anfingen zu singen, war Farish fluchend aufgesprungen,
hatte irgendwas gemurmelt und sich ein paar Mal mit einem blutigen Taschentuch die Nase geputzt, und dann hatte er einen Rucksack hervorgeholt und Danny befohlen, ihn in die Stadt zu fahren. Mitten in der Stadt ließ er sich absetzen und schickte Danny nach Hause, wo er auf seinen Anruf warten sollte.
    Aber Danny (nach all den Beschimpfungen und grundlosen Beschuldigungen allmählich doch stinksauer) war stattdessen um die Ecke gefahren und hatte den Wagen auf dem leeren Parkplatz bei der Presbyterianerkirche abgestellt. Dann folgte er Farish zu Fuß und in sicherem Abstand, als dieser mit seinem Armeerucksack wütend den Gehweg entlangstapfte.
    Er wollte die Drogen im alten Wasserturm hinter den Bahngleisen verstecken, dessen war sich Danny ziemlich sicher. Er verlor

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